Samstag, 14. November 2015
Meine kleine Welt-Paranoia stürzt ins Pariser-Nichts
Bitte verstehen sie mich jetzt nicht falsch. Ich will mich überhaupt nicht ins blutverschmierte Licht der Öffentlichkeit drängen wie ein Unglücks-Paparazzi, und ihnen Fotos von meinen kleingeratenen Heldentaten unterjubeln. Das machen eh schon die Medien. Die werden unsere Angst jetzt zu einem grausamen Über-Ich aufblasen. Nur wie man mit dieser Angst dann fertig werden soll, die wie ein schwarzes Mantel über uns liegen wird, sagen sie einem nicht.Wären am Freitag dem 13.November, so in den ganz späten Nachmittag hinein, am Eifelturm wie immer die Lichter angegangen, und sie hätten in der Stadt der Liebe, spätabends ein Foto vom nächtlichen Eifelturm geschossen, hätten sie vielleicht Probleme mit dem Copyright bekommen, und meine Geschichte, die ich ihnen jetzt erzähle, bekäme einen ganz anderen Kontext.

Ich glaube es war in der Nacht zum 12. November, da träumte ich dass ich an der schützenden Hand einer Frau einen Weg entlang ging, der dann auf eine enge und recht unübersichtliche Stelle einbog. Ich weiß nicht wo diese schützende Hand abblieb. Ich weiß nur noch dass mich diese Hand losließ und ich ins Nichts stützte. Ich stürzte nicht nur ins Nichts, sondern in ein weißes Nichts, das noch einer gefühlten Ewigkeit, in der ich fiel und fiel, irgendwann ins Schwarze überging. Dann wachte ich auf und hatte Angst. Angst weil ich am Freitag den 13. November zu meiner Nerventante musste. Ich hatte wirklich Angst dass etwas Schreckliches geschieht. Kleinstbürgerlich wie ich bin hatte ich natürlich nur mich im Auge.

Ich hatte Angst vor einer Bombe in der U-Bahn oder einem Amokläufer. Angst das der Goadfather auch noch das andere Augenlicht verliert, Angst vor einer schweren Erkrankung der Straßenbahn. Angst vor einem tödlichen Virus der Aufzüge, Angst vor der Gleichgültigkeit der Leute, die achtlos an einem vorbeigehen, weil ich immer der eine zu viel bin, so wie auch sie für mich immer die eine Person zu viel sind, im undurchsichtigen Gewühl Großstadt. Wenn sie mich etwas länger nicht kennen würden, wüsste sie ja bereits von diesen Ängsten, die sich in meinem Kopf andauernd im Kreis drehen und drehen wie ein Zyklon und dann zu einem Sturm der Paranoia auswachsen. An sich überkommen mich diese kleinen Sorgen zuweilen auch ganz ohne weißes Nichts in das ich stürze und stürze. Bei der Nerventante lief eigentlich alles ganz rund. Ich kam mit einem kaputten Kopf und meine Nerventante schickte mich mit zwei Topfblumen nach Hause. In einem Mail von ihr steht das die Agave von Punta del Hidalgo stammt und die Hauswurze aus dem Anagagebirge, Teneriffa.

Am Abend hüpfe ich schnell mal ins Bett, weil so eine verblödete Telefon-Erzieherin mein Telefon gegen 08 00 Uhr läuten ließ und bei mir anfragte, nach dem ich mich gemeldet hatte, ob ich eh da sei. Sofort musste ich an die WFN denken wenn die zu Hochform aufläuft. Ich hatte der Dame natürlich nichts entgegenzusetzen und legte gleich einmal auf. Wie es aussieht hatte sich die Gute auch noch mit einem anderen Schizophrenisten verwechselt. Ich weiß nicht mehr wie spät es war. So gegen 22 Uhr ließ ich es sein mir etwas Aufgenommenes von der Festplatte anzusehen und ich zappte mich nur noch ziellos durch die 236 oder mehr Sendern, weil ich mich noch immer vor dem weißen Nichts des 13. November fürchtete. Der Mensch ist ja der geborene Zusammenhangskonstrukteur. Vor allem Schizos. Schizos konstruieren sich Sinnüberhänge wo es höchstwahrscheinlich gar nichts zum Zusammenschustern gibt. Noch ungefähr 2 Stunden musste alles gutgehen, dachte ich mir, nein hoffte ich, dann hatte ich einfach nur einen schlechten, aber belanglosen Traum gehabt, weil meine Paranoia größer ist als meine kleinstbürgerliche Welt, und ich in meinem Größenwahn, darüber hinaus leiden möchte.

Die 8 Kinder buchte ich unter Kleinstbürger-Science-Fiction ab. Kleinstbürger schmeißen ja immer mal unliebsame Dinge weg, sperren diese in Keller oder betonieren die irgendwo ein. Was sich aber dann zutrug hat sich ja wie ein Lauffeuer in der ganzen Welt verbreite und jetzt brennt dieses Feuer alles nieder. Nicht nur diese Welt ist fassungslos. Hoch oben über der Spitze des Eifelturms schaudert es sogar den Mond, der träumte dass die Welt am 13. November in ein blutiges Nichts aus Schmerz und Leid stürzen wird. Und der hat jetzt keine Agave und Hauswurze auf dem Fensterbrett stehen, die man nur ganz selten gießen muss, damit alles irgendwann (wieder) gut wird.