Sonntag, 1. November 2015
Halloween meets Allerheiligen oder mein Sparziergang in die Herbstmelancholie
Sparzieren gehen gehört nicht zu meinen ausgewiesenen Stärken. Schon gar nicht im November. Ich bin besser im Herumstehen so zum Sommer hin. Normal hängt über Wien zu dieser Jahreszeit eine dicke speckige Decke aus Hochnebel. Heute zu Allerheilligen gab`s es aber Postkartenwetter, mit blauen Himmel und Temperaturen rauf bis auf ganz beachtliche 14-16 Grad. Das wird auch den Toten in ihren Gräbern gefallen haben. Kommt mehr Anhang. Habe ich ihnen schon mal erzählt dass ich schon mal um die 50 Grad Celsius gebrachte habe. Im Schatten wohlgemerkt. Da war aber noch jung und verschuldet. Heute bin ich der typische 30 Grad Typ. Ältere Herrschaften, ich gehöre ja zu den jungen Alten, gehen ja gerne Spazieren. Der Thomas Bernhard tat nichts lieber als das. Der hat mal eine Erzählung geschrieben die hieß „Gehen“. Hab ich natürlich gelesen. Kann ihnen aber nicht mehr sagen um was es in dem Buch abgesehen vom Gehen noch so ging. Man kann ja nicht immer alles im Netz nachschlagen und so tun als ob. Manchmal muss man auch zu seiner Vergesslichkeit stehen. Vor allem wenn es völlig unerheblich ist. Wie in meinem Fall beinahe immer.

Oh, dachte ich mir, warum nicht mal schön spazieren gehen. Machen doch alle. Viel schöner als heute wird das Wetter in den nächsten 5 Monaten in Wien nicht mehr werden. Im Übrigen soll man beim Gehen ja auf andere Gedanken kommen. Behauptet zumindest ein Sprichwort und natürlich der Thomas Bernhard. Des Weiteren soll das Gehen in der freien Natur auch gesund sein und das Immunsystem ankurbeln. Ein gut funktionierendes Immunsystem kann man doch immer gebrauchen oder nicht. Bewegung an der frischen Luft soll auch ganz förderlich für den Schlaf sein. Wird schon alle so seine Richtigkeit haben. Nur ich so ganz für mich kann das natürlich nicht bestätigen. Andauernd dachte ich nur über tödliche Krankheiten nach, Verfall und Auslöschung. Nicht bewusst. Schizophrenie sie wissen ja. Der Abu De bildet sich ja immer ein verarscht zu werden. Den verarschen immer alle. Mich nie. Liegt vielleicht auch daran das der Abu De kein ausgesprochener Testosterontrottel ist. So wie ich die Lage einschätze sagt der kaum einmal etwas in der Öffentlichkeit. Ich hingegen bin ein Plaudertasche. Ich muss sie nicht einmal besonders gut kennen, schon würde ich ihnen vorwerfen das sie behindert sind. Bist du behindert sag ich andauernd. Zu jeden. Ich habe es nicht so mit Normen. Verarscht werde ich selten. Wenn dann eher außen herum und hinterm Rücken. So sind die Leute nun einmal. Dafür lebe ich im Gefühl diesen Tag nicht zu überleben ohne das eine tödliche Krankheit ausbricht. Darüber schreibe ich ja kaum noch. Wiederholt sich ja alles andauernd, was auch ein gutes Zeichen ist. Nur die Angst nicht. Die gibt es immer frisch gepresst und frei Haus. Unter meiner fröhlichen Oberfläche, die mir Heilig ist, geht es bei immer nur um Tod, Krankheit, Verfall und Auslöschung. Wenn dieses andauernde Sterben wenigstens einen tieferen Sinn für mich erschaffen würde, wie eine Halluzination eine Hoffnung in Form einer trügerischen Gestalt. Tut es aber nicht. Überallem hängt bei mir immer eine dicke speckige Decke von Sinnlosigkeit. Der Goadfather erzählte ja bei seinem letzten Besuch, da sah er noch ganz gut auf beiden Augen, meine Großmutter war von ganz ähnlicher Natur. Die ließ sich immer wieder mit der Rettung ins Krankenhaus einliefern, weil sie sich dem Tod näher fühlte als dem Leben. Bei der Untersuchung stellte sich dann bald einmal heraus dass der Guten gar nicht so viel fehlte. Wurde sie ohne Befund weggeschickt stand sie keine 48 Stunde später schon wieder auf der Matte.

Ich ging also wirklich spazieren. Kann mir jemand entgegen dachte ich mir, du wirst sterben, du auch und du natürlich auch. Die Zeit wird uns alle auslöschen, unweigerlich alle und alles wird vergebens sein wie immer schon alles völlig vergebens war. Ich weiß das hört sich etwas gespenstisch an, aber in der Regel behalte ich diese Gedanken immer für mich. Außer sie fragen mich an was ich gerade denke. Sogar dann lüge ich meistens. Nur beim Gehen hat man ja nicht so viel zu tun. Luft bekam ich auch kaum. Liegt nicht an meiner Fitness. Ich tue mir manchmal schwer mit dem durchatmen. Da hab ich das Gefühl ich ersticke. Nennt man Hyperventilationssyndrom, das angeblich eine Unterform der Panikattacke ist. Hab ich immer wieder. Logisch das ich deswegen zu keinem Arzt renne und dort herum flenne. Niemals. Ich bin an meiner schizoaffektiven Psychose nicht besonders interessiert. Ich will mich darüber auch nicht mehr unterhalten. Führt ja zu nichts. Psychische Leiden werden in der Regel nicht behandelt sondern nur verwaltet. Psychiater tun ja in der Regel ja nur so als ob. Dafür können die nichts. Komm denen mit einem gebrochenen Schienbein und sie können dir sofort weiterhelfen. Ehrlich. Kannst nicht mehr Atmen kommen dir Seelenklempner mit dem weisen Ratschlag in solchen Momenten doch die Dosis der Tabs zu erhöhen. Auf so eine glorreiche Idee komme ich auch selber. Was garantiert immer hilft ist Alkohol. Leider trinke ich nicht (mehr).

Während ich so nach Luft ringend dahin ging, immer dem eigenen Untergang entgegen, aber nicht gedankenverloren, sondern zusehends in Gedanken verloren, erstarb alles zu Staub. Auch unbelebte Dinge wie Häuserfronten, Autos, Straßenbahnlinien. Alles stürzt immer ein, fällt auseinander, entgleist, zerfällt. Ein kleiner Junge fuhr mit seinem Fahrrad über eine Sprengfalle. Den Kleinen vom Fahrrad reißen oder mich schützen auf ihn werden wollte ich nicht. Gab ja keinen Grund für Heldenmut. Der Kleine fuhr am Gehsteig mit angezogener Handbremse. Was soll da schon großartig passieren. Außer das er irgendwann zum Großwesir einer Parallelgesellschaft aufsteigt. Netter privater Kontakt zwischen türkisch bis arabisch-stämmigen Wienern und alteingesessenen Wiener ist ja eher die Ausnahme. Sehe ich in meinem Bezirk so gut wie nie. Dabei gäbe es reichlich Gelegenheit dazu. Nur fragen sie mich nicht wie man das anstellt. Ich hab`s ja versucht. Schon nach kürzester Zeit lagen wir uns geistig in den Haaren. Geh mal in eine Türkenkneipe und sag dort frei von der Brust weg es lebe die PKK. Wirst schon sehen was dann passiert. Über Fußball kann man mit denen auch nicht reden. Immer heißt es nur Galatasaray Istanbul hier und Besiktas dort und wehe du bist nicht für Fenerbahçe. Falls du nicht die Eier hast für die PKK zu sein brüll Gaziantepspor. Und an die türkisch-stämmigen Weiber kommt man auch nicht ran. Unmöglich. Keine Ahung wo die abbleiben. Irgednwann tauchen sie wie aus dem Nichts auf und dann schieben sie auch schon einen Kinderwagen vor sich her. Natürlich den sicheren Untergang entgegen. Eine Armenierin mit dicken Titten könnte ich um 100 ficken. Will ich aber nicht. Die ArmenierInnen haben es auch ohne mein Zutun nicht einfach. Nach einer Weile hatte ich es doch glatt bis zur Donauinsel geschafft. Fühlte sich wie ein Gewaltmarsch an. Ich ging runter zum Fluss. Schiffe gingen unter, mein Sommerplatz von der Zeit überschwemmt und ein Fisch wurde an Land gespült. Der sah genauso aus wie der aus der Altstadt von D….. den die Katze bei lebendigen Leib im Juli von hinter her aufgefressen hatte, während der vorne noch um Luft rang. Jede Menge Leute kamen mir entgegen. Alle waren sie von der Todesangst gezeichnet, doch die Pest hatte nur einer. Eine Frau mir einen Pudel oder so etwas ähnliches wie einem Pudel, entlockte mir sogar ein Lächeln, weil das Hündchen lustige Klamotten an hatte wie ein Clown, bevor er sein Frauli im Schlaf auffraß. Um mit meinen Gedanken nicht ganz für mich zu sein hatte ich auch Musik dabei. Nix spezielles, nur Radio und da nicht mal ein bestimmter Sender. Ich höre ja jeden Scheiß.

Um sie nicht länger als nötig zu langweilen. Mein Weg führte mich dann an der Donau entlang flussaufwärts, Richtung Rumänien und den Toten aus der Disco, vorbei an leeren Parkbänken, abgestorbenen Laub, einstürzenden Brücken und Radler die von einem Scharfschützen aus dem Sattel befördert wurden. Die Bänke stehen da alle paar Meter schön aufgeschlichtet.
Im Früjahr saßen da oft die alten Damen aus dem Altersheim. Auf die freute ich mich immer. Gegrüßt haben wir uns auch. Die sind inzwischen alle tot. Auf einer der Bänk an der ich gemütlichen Schrittes und innerlich bis zum Zerreißen angespannt vorbei ging, saß ein Mann, ziemlich obdachlos, Zauselbart, in sich zusammen gesunken, neben sich ein Plastiksackerl. Ist oft so bei gescheiterten Menschen das die sich noch kleiner machen. Wenn Menschen im Freien, also in der verbauten Natur einer Großstadt a bisserl abgestanden riechen und es ist gerade Novemberbeginn, dann gibt es nicht mehr viel zu erfinden oder zu beratschlagen. Und genau in den Moment als ich an dem Mann vorbeiging und mich fragte ob ich ihn nicht einen Fünfer zustecken sollte, leider hatte ich keinen, sang eine Stimme die in meinem Ohr saß, “Never give up, it's such a wonderful life“.

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Ich bin mal sechs Stunden mit einer Kollegin durch Wien gepiltert. In einem September von der Arbeit her. In dem Jahr, wo alle die Lipizzanerpferde in Zelten standen, weil die Ställe renoviert wurden.

Das war recht interessant. In dem Jahr war auch ganz gross in Mode überall Kühe aufzustellen in allen möglichen Farben und Bemalungen. Das habe ich nie verstanden, aber wahrscheinlich bin ich ein Kunstbanause.

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Keine Ahnung Frau Birgit. In das Lipizzaner-Wien gehe ich ja so gut wie nie. Lila Kühe kann auch Werbung von Milka Schokolade gewesen sein. Die ist auch Lila. Machen sie sich keine Sorgen. Man ist kein Kunstbanause wenn man Dinge nicht versteht oder anders versteht.

Tipp: ich habe in diesem Text nur so getan als wüsste ich nicht worum es im Buch "gehen" vom Thomas Berhard geht. Darin geht es auch um das Verrücktwerdens einer Figur Namens Karrer.

Der Tommi hat auch von Sachen geschrieben von denen er im Grunde keine Ahnung hatte. Künstler kokettieren ja fuchtbar gerne mit dem Verrücktwerden oder Verrückt sein. Als ob des eine Befreiung wär.

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Wir haben kaum was anderes gesehen als die Innenstadt. Das war eine internationale Konferenz, und wir hatten nur die 6 Stunden überhaupt uns was anzusehen, danach nur Arbeit.
Keine Wiener Cafes besucht. Schade.
Aber wir waren in einem Rosengarten und haben eine kleine uralte Kirche entdeckt, in der Jugendliche auf selbstgemachten Mittelaltermusikinstrumenten Minnesang zum besten gaben.

Kokettieren mit dem Verrücktsein: Wenn die nur wüssten, dann würden sie es nicht tun. Nicht, dass ich selber besonders viel darüber weiss, aber wenn ich Abu De lese, das hört sich wie reine Hölle an.
Sie bekleiden Ihre ja mit der fröhlichen Oberfläche.

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In diesem Text ist mir das nicht mehr so ganz gelungen. Wobei ich schon sagen muss. Sogar dieser Text ist a bisserl lustig.

Der Abu De ja der ist eher ein Ritter der Traurigkeit. Nur verstehe ich nicht warum dem kein Arzt a bisserl weiter zu helfen versucht.

Entweder ist der Mensch völlig uneinsichtig oder gänzlich unauffällig in seiner Erkrankung. Kann sein das der so gut wie nichts sagt.

Wie der Sohn vom fetten Polen der eigentlich Bulgare ist, aus meinem Haus. Der sagt a nie etwas. Und so fesch wie ich ist der auch nicht. hahaha. Ehrlich. Der schnauft wie eine alte Dampflock.

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Nur verstehe ich nicht warum dem kein Arzt a bisserl weiter zu helfen versucht.

Aus der Ferne mag ich da nicht rumdiagnostizieren, und haben Sie nicht selber gesagt, bei sowas würde nicht geheilt, sondern lediglich verwaltet? Vielleicht schließen sich ja Drogen-Substitution und die Medis gegen solche Wahnvorstellungen gegenseitig aus aufgrund von Nebenwirkungen ode anderen Kontra-Indikationen. Oder man hat ihn aus anderen Gründen als unkurierbar abgehakt. Wundern täts mich nicht.

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Ja aber ich als Betroffener habe ich Ahnung von dem Leidensdruck den dieser Mensch jeden Tag erleben muss. Ich leide ja mehr als ich müsste weil ich von meinem Projekt ein Kleinst-Blog-Künstler sein zu wollen nicht lassen will.

Da geht sicherlich was mit den Medikamenten. Wer kann den garantieren das dieser Mensch nicht doch einmal übergriffig wird. Weil er steht ja im Beschriebenen Spitz auf Knopf. Noch fühlt er sich ja nur verarscht. Was ist wenn er sich anfängt bedroht zu fühlen.

Ich nehme mal das was er schreibt für bare Münze. Vielleicht ist das auch nur eine Kunstsprache. Was ich nicht annehme. Ich fühle mich ja auch bedroht aber in einen weniger realistischeren Weltzusammenhang, so das ich die Absurdität der Bedrohung erkennen kann. Der ist da viel Näher an seiner Wirklichkeit dran. Ich fürchte mich ja vor einem Scheißhausdämon um den nicht zu erzürnen und mich sterben zu lassen trinke ich nicht aus dem blauen Tasse. Das hat keinen Auswirkungen auf meine Mitmenschen.

Wobei sie jetzt ja auch reichlich Erfahrung in Sachen Leidensdruck sammeln.

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Hm, ich weiß nicht. Ist ja nicht so, dass ich Riesen-Schmerzen litte und in meiner Lebensführung stark beeinträchtigt wäre, insofern ist Leidensdruck vielleicht nicht das richtige Wort dafür.

Das ist bei unserem Methadonfreund ja anders, und daher sehe ich auch das Restrisiko, dass der vielleicht irgendwann Rot sieht und einen großen Rachefeldzug gegen all seine vermeintlichen Peiniger startet. Da bleibt nur zu hoffen, dass sie ihn doch wieder rechtzeitig dösend steuern. ;-)

Man soll sich ja nicht inhaltlich mit dem Wahn solcher Zeitgenossen auseinandersetzen, ich frag mich manchmal nur, warum man für seine Unbill eine solch komplizierte Metatheorie phantasieren muss von üblen Mächten, die einen mit unbekannten Techniken drangsalieren und Stimmen eingeben als mal die einfachere Hypothese in Betracht zu ziehen, dass man sich mit anscheinend mit Drogen und Ersatzstoffen ein schweres psychisches Problem eingehandelt hat.

Mein früherer Seniorpartner hat aus seinem zweiten Psychiatrie-Aufenthalt die Weisheit mitgenommen: Niemand muss leiden, aber um das zu erkennen, muss man gelitten haben. Ich würde das nicht ohne weiteres so unterschreiben, aber ich muss da immer wieder mal drüber nachdenken.

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Ein Leidensdruck muss ja nicht immer ein Riesenschmerz sein, sondern die Frage wie sehr sie sich damit beschäftigen oder beschäftigt werden. Muss ich ihnen vielleicht a bisserl helfen. Sie haben Schiss nicht mehr Radfahren zu können. Diese Schiss liest man immer wieder durch, egal wenn sie mal wieder nee sagen, oder na ja. Radfahren bedeutet ihnen für ihr persönliches Wohlergehen sehr viel. Ich hätte an ihrer Stelle auch Schiss. Ohne Nieren radeln macht keinen Spaß.

das war nicht die Frau Meermond glaub ich. Das war die Frau Heim-weh. Die ist meine Jedi-Ritterin.

Schauen sie sich ihr Blog an. Ihr Privatleben abseits der Familie dreht sich nur darum. Und genau das steht jetzt zur Disposition oder auch nicht, weil sie ja mehr wissen als wir Leser. Weil wenn sie keine Schiss haben, übertreiben sie mir ihrer Krankheit und sagen dies oder jenes nur um dick aufzutragen, wovon ich aber nicht ausgehe. Ihre Angst schreiben sie immer wieder mit. Muss man nur genau lesen. Sie sind ja derzeit so im Eck das sie schon zugelaubte Radfahrwege abfotografieren. Sie verdrängen was in der Natur eines Menschen liegt und irgendwo anders kommt das dann zum Ausdruck. Wehe sie halten mich jetzt für einen Spielverderber. Sie wissen ja. Ich treffe nie ins Schwarze, aber völlig daneben niemals.

Ich kann seine Gefühl gut nachvollziehen oder wie es dazu kommt aber nicht seine Sprache. Er schreibt das er nur ein Zimmer hat. Vielleicht ist er a bisserl verwahrlost oder steckt uns alle in die Tasche. Ich weiß es nicht und spekuliere nicht über seine derzeitigen Lebensverhältnisse nur über seine Erkrankung. Und so wie ich das sehe ist der Mensch völlig unauffällig.

Eh gut wenn im das Schreiben Linderung bringt. Dieser Arsch. Für mich ist Schreiben reine Anstrengung.

Leidensdruck ist ja nicht immer etwas das wie ein Komet auf einen zurast. Mal mehr mal weniger. ich hätte gestern einen fürchterlichen Tag. Aber wenn dieser Druck chronisch ist über viele jahre, bei mir sind es jetzt gut 17 dann schreibt sich das tief in ihr Leben ein.

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Sie haben Schiss nicht mehr Radfahren zu können.

"Nicht mehr" trifft's nicht so ganz, aber die Richtung stimmt natürlich. Was mich in dem Zusammenhang mehr beschäftigt als die Frage, ob es überhaupt noch gehen wird (wovon ich eigentlich ausgehe), ist die Frage, habe ich den Hauch einer Chance, wieder auf das Level vom Vorjahr oder Frühjahr zu kommen oder bleibe ich dauerhaft auf dem Niveau vom AOK Radsonntag (einer eher Senioren- und familienlastigen Veranstaltung ohne jeden sportlichen Anspruch)? Auch wenn ich das Gros meiner Kilometer alleine runterkurble, hat es den Reiz der Sache dann doch nochmal erhöht, irgendwann auch mit Leuten wie Don Alphonso Bergtouren zu fahren oder ab und zu mit hiesigen Vereinsfahrern zumindest so mitfahren zu können, dass ich kein Klotz am Bein bin. Oder das Wintertraining mit der hiesigen Radsport-Facebook-Gruppe (da sind z.T. auch Cracks mit am Start, die bei Jedermann-Rennen einen 47er-Schnitt fahren können). In diese Welt habe ich gerade mal ein bisschen reingeschmeckt, und es träfe mich schon hart, wenn es das schon gewesen sein sollte.

Nur muss man nicht so weit gehen, das Bild mit dem Radweg als Ausdruck meiner Ur-Angst überzuinterpretieren, dabei ging es mir in erster Linie um die schön gefärbten Bäume, der Radweg hat mich dabei (zumindest bewusst) nicht mehr beschäftigt als die U-Bahnlinie auf der anderen Straßenseite oder der Mittelstreifen.

Aber wie ich es auch drehe und wende: Ich hatte schon weitaus schlimmere Zeiten als das letzte Vierteljahr mit dieser vermaledeiten Gefäßkrankheit.

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Sie müssen nicht so weit gehen. Ich offensichtlich schon. Ist wenigstens eine halbwegs originelle Idee das mit dem Radfahrweg.

Ich bringt jetzt noch beinahe 10 Monate auch einen 47er Schnitt;-)

Was sie hatten schon weitaus schlimmere Zeiten. Schön langsam werden sie aber gespenstisch.

Sie wollen aufs Rad ich ans Meer. Wer nicht schlecht wenn`s gelingt. Wien frisst mich nämlich auf. Samt Haut und Haar und spuckt mich erst Ende Mai wieder aus. Für so viel Schwund ist ein Leben zu kurz.

Morgen 3er Jackpot im Lotto. Ein Narr wer es versucht.

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Was sie hatten schon weitaus schlimmere Zeiten.

Ja, aber nicht in medizinischer Hinsicht, eher mental: massive midlife crisis, finanzieller und sonstiger burn out mit Verlust des Lebenswillens, alles schon dagewesen.

Ich kann ja immer noch aufs Rad, aber halt mit einigen Einschränkungen, was die performance angeht. Wenn es jetzt hieße, mehr als das ist realistischerweise auch nicht drin, würde ich mich wohl damit abfinden und mich damit trösten, dass wenigstens dieses Level noch geht - es ist immer noch ein bisschen flotter als 2009/2010, als ich anfing, regelmäßiger in die Pedale zu treten.

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Herr Mark. Ich bitte sie. Mentale Krisen zählen nicht. Was denken sie was ich die letzten bald 30 Jahre mental so durchgemacht habe und durchmache. Der totale Horror.

Ich kenn nur Krise. Und nichts als Krise. Da müssen sie schon schwer auf Tabs sein. Über Jahrzehnte. Dann nehme ich sie in dieser Hinsicht wirklich ernst.

Wenn sie am Rad wieder in Form sind und ihnen kommt einer mit einem 31er Schnitt auf gerade Strecke, dann werden sie auch sagen, oh ja sehr schön, aber ich kenne Hobbyradler mit einem 47er Schnitt. Und bei denen häng ich dann im Windschatten.

Ihre Nieren kommen da wesentlich besser. Ich will da auch nicht ungerecht oder selbstgefällig sein. Ist auch Vormittag. Da hab ich meinen berüchtigten Tabs-Kater wie jeden Tag. Abends bin ich dann zugängiger und durchaus in der Lage ihre mentalen Krisen anders zu bewerten. Aber jetzt..........

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Nachtrag:
Lotto ist eine Sondersteuer für Leute, die nicht rechnen können, hat mal jemand gesagt. Was freilich meine Frau nicht davon abhält, ab und zu mal ein Scheinchen auszufüllen. Warum auch nicht, ich zünde in Kirchen auch Kerzen an, die ich bezahle, obwohl ich aus der Kirche ausgetreten bin und an den Brimborium nicht so recht glaube.

Ans Meer. Tja, ich hüpf da im Urlaub gern mal rein, wenns warm genug ist, aber ein Sehnsuchtsort für dauerhaft ist das für mich nicht. An der Nordseeküste würde ich wahrscheinlich vor lauter Schwermut eingehen wie eine Primel. Aber die Anziehungskraft des Wassers kann ich generell schon gut nachvollziehen. Ihre Klappstuhl-Nummer auf der Donauinsel, die spricht ja dafür, dass Sie instinktiv um die Heilkräfte des bewegten Wassers wissen. ;-)

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Das eigene Erleben nimmt man natürlich immer ernster als das fremde, das liegt in der Natur der Sache. Von daher erscheint es mir wenig sinnvoll, eine Opfer-Olympiade zu veranstalten mit der Frage, wen es denn nun mehr gebeultelt hat. Ich kann da nur für mich sprechen und sagen, dass mich zu Zeiten schon tiefer in der Scheiße gesehen habe als jetzt mit dieser Nierenmalaise.

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Auch auf die Gefahr hin das ich mich mal wieder in die zerfransten Ränder abschieße. Aus euch klug geltenden Leute wird man einfach nicht schlau.

Einerseits ist das mit den Nieren für sie gar nicht mal so fürchterlich. Andererseits können sie aber auch nicht davon lassen darüber zu sprechen/schreiben das diese Erkrankung tödlich enden könnte wenn man diese nicht behandelt.

Einerseits ist das mit den Nieren wiederum nicht so heftig wie andere Erfahrungen die sich schon machen mussten, andererseits schreiben sie darüber das des medizinische Fachpersonal eine Nierentransplantation in den Raum stelle. Was eh nur halb so schlimm ist weil sie ja eh noch jung sind.

Sie tun dann immer so als ob eh nix wär aber Besserungswünsche nehmen`s schon entgegen.

Sie drehen einfach an dieser Empfindungsuhr wie es ihnen gerade in den Kram passt. Mal so mal so.

Natürlich ist das Leben auch eine Leid-Olympiade. So schlimm können ihre Krisen nicht gewesen sein wenn sie in der Lage waren diese zu überwinden. Eine Familie haben`s heute und auch halbwegs angesehen sind. Zugang zu Frauen haben sie auch.

Ich hingegen sehe mich außer Stande meine Krise zu überwinden. Mein ganzes Leben siedelt sich um diese Erkrankung an. Und das bisserl was ich heute habe, habe ich durch Protektion usw.

Der Zugang zu Frauen versperrt. Mir steht nur die Donauinsel offen.

Sie leben aus der Mitte der Gesellschaft heraus, ich aus dem äußersten Rand. Und das seit gut 30 Jahren. Im Mittelpunkt ihres Lebens Abseits der Familie steht ihr Freizeitvergnügen.

Eigentlich sind`s a recht schwieriger Charakter. Immer winden sie sich aus einer klaren Ansage heraus.

Natürlich hat es mich mehr gebeutelt solange das mit ihren NIeren nur a Episode ist. Und? Soll ich mir jetzt daraus eine Leid-Medaille stricken. Schlafen sie einmal 20 Jahre nicht.

Ist ja erschreckend das ich ihr Nierenleiden kontinuierlich ernster nehme als sie. Egal was sie gerade sagen oder nicht sagen.

Der Obdachlose vom Sonntag, der war wesentlich Leid gebeutelter als ich. Und viele Flüchtlinge sind das auch. Das muss ich erkennen und anerkennen. Sonst wird das nichts.

Der Goadfather hat ein Aug verloren und alt ist er auch. da stelle ich mich hinten an.

Wenn die ihnen aber ihre Nieren wirklich rausnehmen müssen und sie wieder von ihren mentalen Krisen anfangen, dann nehme ich sie nicht mehr für ganz voll.

Egal wie Wortmächtig sie rüber kommen. Buchstaben sind auch nur blablabla.

Den Michl Schuhmacher den hat`s ja übelst erwischt. Der kämpft wahrscheinlich gegen das Mongoloidentum. Nehmen wir an der überwindet das und sagt dann ja das gebrochene Bein beim GB von Großbritannien war schlimmer.

Egal i lass es. da krieg ich nur noch schlechtere Laune.

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Sie drehen einfach an dieser Empfindungsuhr wie es ihnen gerade in den Kram passt. Mal so mal so.

Ich wüsste nicht, wann ich signalisiert hätte, dass das nichts weiter wäre - nur weil ich kein ständiges Riesen-Lamento veranstalte und sage, dass es Lebenssituationen gab, die ich wesentlich krisenhafter empfand? Natürlich ist mein Umgang mit dieser Geschichte bestimmtem Schwankungen unterworfen, ich kriege überdies ja auch immer wieder widersprüchliche Ansagen von den Ärzten, der Rheumatologe sagt hü, die Nephrologin hott, wie soll ich denn da bitte schön zu einer konstant gleichbleibenden und stringenten Auffassung kommen?

Und soll ich mir etwa nett gemeinte Besserungswünsche verbitten, nur weils mir gefühlt nicht sauschlecht geht? Ich bin etliche der üblen Symptome dieser Scheißkrankheit dank der Chemo tatsächlich losgeworden - zumindest temporär - und im Kampf um die Nieren-Restfunktion gedenke ich nicht vorzeitig zu kapitulieren. Mit den Szenarien für den worst case muss ich mich aber schon auseinandersetzen, und natürlich ist mir der Gedanke an eine Nierentransplantation extrem unangenehm. Aber wie in anderem Zusammenhang schon mal gesagt, lieber dialysiert als paralysiert.

Das sollte als Ansage doch klar genug sein.

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Ich kann Herrn Mark mit seinen Empfindungsuhrenspielereien verstehen. Zum einen, weil ich es schon kenne, dass die Stimmung durch innere oder äußere Faktoren schwankt: Müdigkeit, Wetter, Gesellschaft, Zipperlein, um nur ein paar zu nennen. Vor dem Hintergrund bewerte ich meine aktuelle Situation immer wieder neu und daraus ergibt sich ob in Düsternis oder Optimismus verfalle und welche Handlungsmöglichkeiten sich daraus wieder ergeben. Was wiederum möglicherweise die Situation, in jedem Fall aber die eigene Wahrnehmung beeinflußt. Ein Kreislauf.

Ich finde, das gehört auch zu dem Themenkomplex, den wir schonmal hatten, da ging es um "sich neu erfinden" und subjektive/objektive Realität.

Jetzt können Sie natürlich sagen, wir lügen uns da in die eigene Tasche mit unserer ständigen Neuauslegung der Wirklichkeit. Ich würde antworten, so lange wir einmal mehr aufstehen als hinfallen läuft es ganz gut. Wie die Balance ganz am Ende aussieht, ist natürlich klar, aber so lange zappeln und strampeln wir eben. Sinnlos, aber unterhaltsam.

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Herr Mark ich fasse zusammen.

Ich halte ihr Erkrankung, nachdem was sie so erzählt haben, für eine schwere Erkrankung. Erst wenn sie an der Nieren und der Marker im Blut-Front Entwarnung gegen und sie eine Nieren-Transplantation ausschließen können, dann dürfen sie von der obersten Stufe der Leid-Olympiade wieder herunter. Das dieser Zustand eintritt wünsche ich ihnen aufrichtig. Und da oben stehen sie nur wegen dieser Erkrankung und nicht wegen dem was einst war und sie sich zurecht denken und fühlen damit es zu ihnen passt.

Nur mich dann auch noch mit der Psycho-Karte abkontern wollen, das sie schon wesentlich dramatischere existenzielle Krisen überwunden haben, als des was sie jetzt leider erleben müsse das geht natürlich nur bedingt. Weil so ein inneres Unglück lässt sich nicht objektivieren. Außer an Medikamenten die sie ständig einnehmen müssen wie z.B. sie ihre Chemo. Ansonsten verlieren wir jeden Überblick. Weil ja jeder alles behaupten kann. Das hasse ich auch so an den Psycho-Geschichten. Das sie das so empfunden haben sei ihnen natürlich unbenommen und das wird schon so sein. Nur das über einen möglichen Verlust ihrer Nieren zu stellen ist einfach unseriös.

Was ist schon eine gefühlten Krise gegen eine Chemo, der Verlust der Nieren oder 17 Jahre Neuroleptika.

Trotzdem haben sie Abitur. Ich nicht einmal eine abgeschlossene Berufsausbildung. Und sogar zu dieser nicht abgeschlossenen Berufsausbildung wurde ich gezwungen. Und das nicht freundlich. Das ist der große Unterschied. Freiwillig habe ich mich nie unglücklich gemacht. Niemals. Sie müssen sich aber schon a bisserl im weggestanden haben.

Aus meiner Sicht vergleichen sie da Äpfel mit Birnen. Ich vergleiche mich auch nicht mit Menschen die keine Wohnung haben oder keinen Zugang zu Medikamenten aus einem Slum.

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Selbstredend dürfen Sie meine jetzige Krankheit für schlimmer halten als meine einstigen seelischen Krisen - das ändert für mich aber nichts daran, dass ich diese damals als dramatischer (und existenzieller) empfunden habe als diese fiese Gefäßkrankheit mit Nasen-, Gelenk- und Nierenbeteiligung. Ums Objektivieren geht es mir im Übrigen auch gar nicht, ich bekenne mich da rückhaltlos zu meiner Subjektivität. Und ja, ich bin mir zu Zeiten auch selber im Weg gestanden, nicht zu knapp, und das machte es nicht besser, sondern schlimmer. Also gefühlt. Für mich. Weil: Ich hätte das nicht müssen, niemand hat mich gezwungen, mich selber in Sackgassen zu manöverieren.

Sie hingegen können sich sagen, Sie hatten nie eine echte Chance, Sie waren überwiegend fremdgesteuert, haben sich nach eigenen Angaben nie freiwillig unglücklich gemacht. Also alles richtig gemacht im Prinzip. Mit 17 Jahren Psychopillen-Tortur sind und bleiben Sie somit für mich bis auf weiteres der "King of Suffering" - jedenfalls solange meine Nieren noch drin sind (und ich verrate Ihnen was, die würde man wahrscheinlich auch dann drinlassen, wenn noch eine Spenderniere dazukäme).

Und um das Beispiel Schumi noch abzufrühstücken: Mal angenommen, dem wäre tatsächlich so, dass er im Nachhinein den Rennunfall mit Beinbruch als das schlimmere Übel deklariert. Wer wollte ihm das verdenken? Vielleicht hat er den Unfall mit Beinbruch viel bewusster und traumatischer erlebt als den Weg zurück aus dem Koma, von dem er vielleicht nur wenig bis fast gar nichts mitbekommen hat. Das subjektive Empfinden hält sich nicht immer an die vermeintlich objektiven medizinischen Realitäten.

Anderes Beispiel: Die Stationsärztin hat mir als Alternative zur konventionellen Dialyse das Bauchhöhlenverfahren angepriesen, das mein Zimmernachbar bei meinem ersten Klinikaufenthalt praktizierte. Allein die Vorstellung, immer einen Schlauch aus dem Bauch ragen zu haben und selber viermal am Tag Beutel an und abklemmen zu müssen, finde ich schon so gräßlich, dass ich mir lieber das konventionelle Blutwäscheverfahren mit dreimal die Woche an die Maschine geben würde. Und wer hat da objektiv recht, was das größere oder kleinere Übel angeht? Das kann man nicht allgemeingültig entscheiden.

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Im Grunde geht es gar nicht um ihre Subjektivität und sie fühlen sowieso wie sie es sich für sie richtig anfühlt. Ich erkläre das in einem Blogbeitrag.

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Sie sehen mich schon gespannt. Im Grunde haben Sie ja nicht unrecht mit dem "Äpfel und Birnen"-Diktum. Allerdings lege ich Wert auf die Feststellung, dass es mir nicht darum ging, Sie auch noch auf der Psychoschiene auf Platz 2 verweisen zu wollen (oder auch nur Eier raushängen zu lassen). Da schließen Sie vielleicht so ein bisschen von sich auf andere, ich bin kein andauernder Spieler des Ausweichspiels - beziehungsweise, mir macht das nichts aus, in der Disziplin nichts zu gewinnen.

Aber vielleicht mache ich mir die Sache trotzdem zu einfach, wenn ich mein Elend relativiere - ja, ich habe mich sogar ein bisschen daran hochgezogen, dass es mir besser geht als dem Zimmergenossen von anfangs, den ich zwei Monate später nochmal in der Klinik traf und der in der Zwischenzeit dem Sensemann von der Schippe gesprungen ist...

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Ich will nicht behaupten das sie ein Mensch sind der so oder so ist. Aber das was sie manchmal sagen auch war ihr derzeitige Erkrankung betrifft, ergibt in meiner Wahrnehmung keinen Sinn. Den Raum den sie besetzen sollen (Nieren), besetzen sie nicht, sondern machen eine Tür zu einem anderen Raum (andere nicht aktuelle Krisen) auf den ich gleich überhaupt nicht betreten kann. Und wenn ich sie öffne weiß ich nicht was ich das soll, eben wegen der Nieren. Aber ihr Klugen Leuten versteht so einfache Sachen einfach nicht mehr.

Bevor ich mir das alles anhöre und nicht weiß wo da jetzt vorne und hinten ist, würde ich sie einfach um ihre Nierenwerte bitten. Jede Woche ein schönes Update. Dann kann ich mir ein besseres Bild machen und muss mich nicht auf eine emotionale Abenteuerreise begeben. Sondern dann weiß ich was Sache ist. Wie die Ärzte. Anders kann mein euch dem Gefühlsadel nicht verstehen. Hahaha.

Bevor sie wieder Fotos aus ihren Kroatien-Urlaub schicken, schön die Nierenwerte.

Und was den Schumi betrifft. Wenn der so etwas sagen würde hätte ich nur eine Antwort. "Bist du behindert".

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Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie in diesem Thread das Fass mit dem Leidensdruck aufgemacht haben? Der lässt doch nicht objektiv in Millibar oder als Koeffizient der Nierenwerte quantifizieren (jedenfalls nicht für mich mit meinem reichhaltigen Gefühlsleben). Es tut mir ja leid, dass ich die (wie Sie finden: nur eingebildeten) Befindlichkeiten meiner Lebenskrisen-Situationen als schlimmer empfunden habe als diese Krankheit. Ich sagte das nicht, um Sie zu verwirren oder Ihr eigenes Erleben zu relativieren, tatsächlich weiß ich manchmal selber nicht so genau, wie schwer ich das alles nehmen soll, es schwankt zum Teil auch nach Tagesform und danach, was ich mir von den Weißkitteln grad mal wieder erzählen lassen muss. Ich meine, selbstredend hätte ich vor einer fremden Niere in meinem Gekröse einen ganz schönen Horror, aber solange das nicht amtlich und akut ist, sehe ich mich auch nicht vepflichtet, prophylaktisch mit den Knien zu schlottern deswegen. Und die Nierenwerte und all die scheißteuren Laborbefunde, das wollen Sie nicht wirklich wissen, ich kann mir auf diese Zahlenreihen und Kürzel-Kolonnen ja selber so gut wie keinen Reim machen.

Hinzu kommt wie mehrfach gesagt der Umstand, dass ich zu verschiedenen Phasen meiner Krankheit und der Behandlung den Grad der Beeinträchtigung unterschiedlich wahrnehme und noch dazu von Ärzten mal aufbauendes und mal niederschmetterndes zu hören bekomme - insofern kann ich es Ihnen nicht verübeln, wenn das für Sie manchmal unstringent rüberkommt, was ich zu dem Thema zu verschiedenen Zeiten von mir gebe. Selbst die Doktores sind da nicht stringent und durchgängig einer Meinung, wie kann ich es da sein?

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Unter meiner fröhlichen Oberfläche, die mir Heilig ist, geht es bei immer nur um Tod, Krankheit, Verfall und Auslöschung.

Was mir schlagartig wieder den Namen Thomas Bernhard ins Gedächtnis ruft, den Sie dieser Tage ja erwähnten. Dass mir das nicht früher aufgefallen ist, wie sich Ihre Schreiberei bisweilen in die Traditionslinie der Bernhardschen Suadas einfügt. Ist das nicht auch etwas spezifisch Wienerisches, diese Obsession von Tod und Vergänglichkeit? Und doch haben Sie Ihre ganz eigene Note - insofern kann ich die Verzückung von Frau Meermond betreffs Ihrer Texte durchaus nachvollziehen.

Dass es nicht ganz einfach ist, mit der türkischen Nachbarschaft näheren Kontakt zu pflegen, hatte ich in den 14 Jahren im Mannheimer Multikultiviertel übrigens auch so erlebt. Hier in der linksrheinischen Verbundgemeinde, wo die Japaner die größte Ausländergruppe darstellen, habe ich es inzwischen zumindest geschafft, mit dem türkischen Gemüsehändler von Gegenüber eine gutnachbarschaftliche Smalltalkbasis aufzubauen. Das aber auch erst, nachdem seine Tochter am Auto meiner Frau den Außenspiegel abgefahren hat und ich das ziemlich kulant und ohne großen Versicherungs-Heckmeck im Autohaus Yildirim regeln ließ. Bei der Gelegenheit bekam der Gemüsemann nämlich mit, dass ich mit dem Darkmobil Stammkunde bei seinem Landsmann bin, und wenn der ihm sagt, dass ich eine okaye Kartoffel * bin, dann glaubt er's auch.

* Bezeichnung der Türken für die Deutschen, vom Schmeichelfaktor vergleichbar mit "Piefke" in Österreich.

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Sehr nett von ihnen. Tommi für die ganz Armen.
Wenn mich ein Autor in meine Lebenskarriere wirklich beeindruckt hat, dann war des der Charly Bukowski. Weniger seine Saufgeschichten und wie er es den Ladys besorgte, sondern seine Gedichte. Die hab auch alle verstanden. Und die haben mich auch begleitet.

Gibt ja an Haufen Gedichte schwer zu sagen um was es da so geht. Sprachkunst halt. Ist a bisserl so wie in der Dichterlesung vom Loriot. Sie wissen eh: "Krawehl, Krawehl, Taubtrüber Ginst am Musenhain ...hahaha. Sau lustig. ich verstehe eh so viel nicht, das ich nichts dagegen habe wenn eine Tür nur angelehnt ist.

Der Tommi und die Elfriede die haben ja alle Musik studiert und so ein tonales und hochmusisches Verhältnis zur Sprache. Sind ja gescheiterte Musiker. Der Tommi zumindest. Ich muss mir da eher einen rauswürgen. Bei mir klingt das eher so als wenn ein Kübel umfällt oder eine Stehleiter. So muss man sich das denken. Und das Morbide. Das ist bei mir kein Kunsttrick sondern einfach der Untergrund. Aber stimmt schon. In Wien wurde ja die schöne Leich mit erfunden.

Das Wiederholen und so habe ich mir nicht abgeschaut. Das schreibt sich so von selbst.

Das unsere arabisch bis türkisch stämmigen Mitbürger betrifft. Wirklich schwer zu denen einen näheren Kontakt zu erfinden. Der S. kennt einen Palästinenser seit Ewigkeiten. Die haben zusammen studiert und sind freunde. Dem seine Ehe wurde ja arrangiert. Und wenn der seinen arabisch stämmigen Kumpel besucht, verlässt die Frau den Raum und kommt auch nicht so schnell wieder. Das macht dann irgendwie nicht so recht Spaß. So entsteht dann Schweigen, Unverständnis, und man muss sich am Kopf kratzen wie der Stan Laurel. Weil das Recht dem sein Lebensmodell in frage zu stellen hat man ja auch nicht.

Diese arrangierte Frau hockt jetzt den ganzen Tag in der Wiener Wohnung beim Baby, in einem fremden Land, in der sie nicht so recht verstanden wird und schaut über Satellit arabisches Fernsehen. Dafür sind die sozialen Leistungen und so, nicht so schlecht. Dabei hat die studiert. Erschreckend all das verlorene weibliche Humankapital. Liegt am Öl. Aber ewig werden sie sich das nicht leisten können.

Und in der Öffentlichkeit treten dann jene Vorzeige-Araber bis TürkenInnen auf, die so tun als ob sie auch die schweigende Mehrheit repräsentieren und es ein Leichtes ist sich näher kennenzulernen.

Ich hatte bei der UNO mit einem türkischen Soldaten zusammen Dienst. Gut ein halbes Jahr lang. Hat nach einer gewissen Anlaufzeit bestens funktioniert. Nur da hat man uns dazu gezwungen. Ging leicht wir hatten ähnliche Interessen. Sport, Backgammon. Haben wir uns andauernd bekämpft. Er war besser im Basketball, ich im Kicken. Lag dann immer alles am Backgammon.
Der war im übrigen fernerbahce-fan.

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hyperventilationssysndrom. jetzt ist meine hypochondrie geweckt. hab ja neulich auch hyperventiliert, bevor ich in ohnmacht gefallen bin.

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Das kann ich mir nicht leisten. Ich kann mir 50% der Gefühle nicht leisten. Habe ich noch nie können.

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50% emotionsrabatt. das muss ich twittern. :D

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