Freitag, 9. Januar 2015
Bekenntnis: Vor der Emma-Alice habe ich echt Schiss
der imperialist, 21:39h
An sich sehr um Pluralität bemüht wie ansonsten höchstens noch die vorletzte saudi-arabische Fatwa zum Thema Frauen am Lenkrad des Playstationspiels-DriverInnen, bin ich mutig durch die deutschsprachigen Leitmedien gesurft, weil ich wissen wollte wie deutschsprachige Leit/Verleit-Medienwelt auf den brutalen Terroranschlag auf das Satire Magazin Charlie Hebdo reagieren. An sich recht einhellig und vernünftig, mit Bedauern, Ablehnung, Schrecken, Aufrufen zur Mäßigung der Gefühle, Trotz und Rechtstaatlichkeit. Wie man weiß erwächst aus ohnmächtiger Wut nicht selten Rache-und dann kommt ein Wind auf, der den Sturm nicht zu ernten weiß. Und diese Gefühlsaufwallungen entladen sich dann zumeist unzeitgemäß und zur Unzeit an Menschen die sich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort aufhalten. Was wiederum die Folge nach sich zieht das des Mäuschen im Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt, durch das tägliche Training immer ausdauernder wird. Kritisches über Charlie Hebdo gab es kaum zu lesen. In einer österreichische Qualitätszeitung stand in einem Pro und Kontra Artikel auf der Kontra Seite: Viele Karikaturen in „Charlie Hebdo“ sind einfach erbärmlich (und) schlecht, sie erinnern weniger an Daumier und mehr an den „Stürmer“ usw. Ich als Person habe keine Ahnung was Charlie Hebdo so veröffentlichte. 2010 war ich für ein paar Tage in Paris, da hätte ich mir ein Magazin kaufen können, aber leider war ich da anderwärtig beschäftigt. Drei Tage lang habe ich mich durch das touristisch verklärte und überteuerte Paris geflucht. So auf die Art. Scheiß monarchischer Prunk. Was soll denn diese Scheiße. Da hätte ich gleich in meinem verhassten Wien bleiben können. Abgesehen natürlich von der Donauinsel. Bringt mich in die Banlieus. Ich war ja wegen einer Sportveranstaltung dort. Auf meinem Surftripp bin ich natürlich auch an den Strand der Emma gespült worden. Für Unbedarfte. Emma ist eine Feministische-Postille. Des Weiteren möchte ich nachdrücklich zum Ausdruck bringen das ich mich nicht vor der „symbolischen Gewalt der Feminismus“ fürchte sondern von der Alice als Person. Zur Erklärung „symbolischen Gewalt“ wird natürlich von Männern ausgeübt. Vor allem von jenen die den Diskurs der Autonomie verinnerlicht haben. An sich steht auf Emma.de sehr viel Gescheites und Richtiges. Ob das Männern jetzt ins Geschäft passt oder nicht. In ihrer Kolumne, sagt man das so, geht natürlich auch die Alice auf den Terroranschlag ein. Charlie Hebdo, schreibt sie ist ja das Kind der legendären Hara-Kiri. Und dann berichtet sich vom Terroranschlag und das Frankreich jetzt auch seinen 11. September hat. Ich hah ja auch einen ganz persönlichen 11.September. Mein 11.09 schimpft sich Geburtstag. Die Unerschockensten, führt die Alice aus, seien ins Verstummen geballert worden. Bevor ich da jeden einzelnen Satz herunterbete. Im Grundton ist die Alice wie alle anderen deutschsprachigen Leitmedien drauf. Vielleicht noch eine Spur Islamkritischer. Kopftuch und so. Verschwörungstheoretiker werden diesen ziemlichen Einklang der Leitmedien natürlich sofort als Gleichschaltung und Lügenpresse entlarven und das Attentat auf Charlie Hebdo der gescheiterten französischen Algerienpolitik unterjubeln. Aber gerade das ist ja das wunderbare an Meinungsfreiheit. Im Wettstreit des besseren Arguments gibt es in der Regel keine blutigen Schusswunden. Im untersten Abschnitt schreibt die Alice, vor der mir ja der Arsch auf Grundeis geht, das sie auch zwei Freunde verloren hat. In Person des verträumten Cabu und der rotzfreche Wolinski. Satiriker/Zeichner. Die beiden sind ja zu dem Zeitpunkt als die Alice Kolumne schrieb schon klinisch tot. Die liegen nur noch so da, der Leidenschaft die spitze Feder in die Hand zu nehmen, auf leichtverständliche Art beraubt. Ob in den Himmelvariationen der abrahamitischen Welthimmelreligionen satirisches Besteck bereit liegt, entzieht sich, wie so vieles, meiner Kenntnis. Liveberichte aus der gütigen Ewigkeit bilden ja eher die Ausnahme. An den Medien liegt das nicht. Die sammeln sogar extra Leute zusammen und fliegen sie um den halben Erdball in einen Dschungel um davon berichten zu können. Ein persönliches Wort fügte die Alice zum Schluss auch nach an. Das erlaubte sie sich. Ich zitiere: „Auch damals traf man sich immer am Mittwoch, um die nächste Ausgabe fertig zu machen. Am frühen Abend kamen dann wir Freunde und Freundinnen dazu. Es wurde gegessen, getrunken, diskutiert und gelacht, sehr viel gelacht. Wir Freundinnen mussten allerdings immer wieder mal diese oder jene Hand, die sich dreist auf unseren Hintern legte oder unserem Busen näherte, energisch wegschieben. Doch wir hatten das im Griff. Denn diese scheinbar so rauen Jungs waren in Wahrheit alle feinfühlig und hochsensibel“. Vielleicht bin ich ja nur an falscher Stelle grobschlächtig und hochsenil. Alice jetzt einmal wirklich. Muss das unbedingt sein. Musst du die beiden unbedingt mit einer Schaufel Frauenfeindlichkeit verabschieden, die zur Einsicht wie man sich Frauen gegenüber zu verhalten hat, erst zwingen muss, obschon sie in Wahrheit eigentlich schon feinfühlig und hochsensibel tot sind. Wie ich schon eingangs erwähnte. Vor der Emma-Alice habe ich echt Schiss. Vor allem dann wenn sie persönlich wird.
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