Montag, 10. November 2014
Manchmal fällt die Welt krachend zu Boden
der imperialist, 19:21h
Seit Ewigkeiten lese ich Teletext. Teletext ist Internet für notorische old school Patienten. Früher als ich noch als Zocker meine Lebenszeit tot schlug, oder mich am Unmöglichen abarbeitet, gab es ja noch keinen Internet live-ticker. Da war der Teletext unser Ergebnisdienst. Die Spannung war zeitweise wirklich heftig und kaum auszuhalten, wenn die Glotz die entsprechende Seite aufrief und oben am rechten Bildschirmrand die Zahlen dahinflogen. Mein Leben hing am Teletext wie an einem seidenen Faden. Heute surfe ich noch immer mittels Fernbedienung im Steinzeit-Internet. Keine Ahnung warum. Gewohnheit oder weil es sich durch den emotionalen Aufruhr, neuronal etwas eingebrannt hat. Vor zwei Wochen wurde laut Teletext, ein zweijähriges Mädchen, mit schweren Verbrennungen in das SMZ-Ost eingeliefert. Zur Strafe hatte sie der Vater unter die Dusche gestellt. Stimmt so nicht ganz. Als Erziehungsmaßnahme. Und irrtümlich hatte er angeblich das heiße Wasser aufgedreht. Im Teletext wurde laufend über den Gesundheitszustand des kleinen Mädchens informiert. Eine Zeitlang ging es nur abwärts mit der Kleinen. Intensivstation. Die Verbrennungen am Rücken waren dermaßen schwer, das die Organe zu versagen drohten. Während ich mein Abendessen auf der Bettkante verdrückte, bildete ich mir ein, dass ich ein wenig zu Gott beten könnte. Nicht so mit Beten, Hinknien, Kreuzigen und Herrgottswinkel. Eher so als Mental und Motivationscoach. Komm Chefe, mach a bisserl auf Allmacht. Leg dich mal a bisserl ins Zeug. Wirst doch ein Herz für ein kleines Mädchen haben, wenn schon der Daddy irrtümlich keines hat. Und wenn ich schon dabei bin, bitte mach das der KAC (Eishockey Mannschaft) wenigstens ins ¼ Finale der Alpenliga kommt. Vor ein paar Tagen schien die Kleine, laut Teletext aus dem Allegröbsten heraus zu sein. Sehr schön dachte ich mir. Guter Mann. Da kann der KAC auch mal nur an 9. Stelle liegen. Ist eh nur der Grunddurchgang. Heute hatte ich meinen monatlichen Termin bei meiner Nerventante. „Der Mundgeruch ihrer Praxis kommt gut“, sagte ich zu ihr. Sie erklärte mir das hat irgendwie mit einem neuen Parfüm zu tun das sie ausprobiert hatte. Angeblich von Hermes. „Oh Hermes wie der Versand. Sie: „Hermès, nicht Hermes“. Natürlich weiß ich wie man Hermès ausspricht und was die so versenden. Ich mach halt gerne den Affen. Ich flachste dann ein wenig herum, dass eine Frau ohne Parfum, wie ein Wiener Schnitzel ohne Panier sei. Ich weiß klingt suboptimal-galant. Deswegen wollte ich ihr zum Spaß ein Mail schreiben, indem steht, das eine Frau ohne Duft natürlich kein aktives Wiener Schnitzel ist, sondern eher ein Himmel ohne Sterne. Meine Nerventante steht auf diese Art Humor. Weil ja der Witz darin liegt, das man mir nicht anmerkt, das ich weiß was ich sage und mich ein paar Stunden später korrigiere. Außerdem kennen wir uns ja schon seit einer gefühlten Ewigkeit. (10 Jahre) Meine Nerventante findet das entspannend, dass ich nicht unbedingt einen auf durchdrungen geistreich mache, irgendwann aber doch noch die Kurve kriege und wir die österreichische Identität und die darin eingelegte eigene Identität zu deuten versuchten. Umgekehrt geht`s auch. Aber ich gehe ja nur einmal im Monat hin. Über meine Angespanntheit die mich nicht Schlafen lässt redeten wir auch. Die ist aber eine Ausgeburt des Wahnsinns und nicht zu bezwingen, sonder nur zu betäuben. Während ich weg war lief in der Glotze Tennis. Masters in London. Genau heißt es Werbung + ATP-Tour-Finals. Spielen nur die besten Acht plus/oder Grand Slam Gewinner, wenn die unter den Top 20 sind. Wawrinka gegen Berdych. Ich drehte die Glotze auf. Noch bevor ich die Zahlen 225 eingeben konnte, stand im Teletext das die Nächte dieses kleinen Mädchens zu schwarz sein werden, für irgendwelche aufgetragenen Sterne von Après L'Ondée Lancôme, Chanel N°5, Bois de Violette, Shalimar, oder Hermès.
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der imperialist,
Donnerstag, 27. November 2014, 18:42
Doch ich bin erwachsen. Für Kindergarten bin ich zu kaputt und alt. Ich habe nicht das geringste gegen dich. Nur gegen deine Spielregeln. Erzähl a bisserl was. Ansonsten lass es einfach sein.
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