Mittwoch, 11. Dezember 2013
DJ-Schizo
der imperialist, 20:23h
Da mir mein Untergang wieder einmal zum Hals heraus hängt und sich in mir alles verspreizt, an dem Schmarrn weiter zu schreiben, zu etwas ganz Alltäglichem. Beim Chinesen wartete ich auf mein Futter. Seit der MP-Player kaputt ist, bin ich immer leicht gereizt, wenn ich auf die Straße hinaus trete. Von meiner Bude bis zum chinesischen Futtertrog sind es keine 400 Meter. Einmal rechts um die Ecke und dann einfach gerade aus. Der Laden ist nicht zu verfehlen wenn man noch eine einigermaßen intakte Nase besitzt. Der Duft vom China-Futter hat sich in der Straße festgekrallt. Stinkt fürchterlich, schmeckt aber vorzüglich. Frisches Sushi gibt es auch. Die Frau Inhaberin lacht auch immer ganz freundlich. Ich bin ja seit der Eröffnung dabei. Ist eine hart arbeitende Familie. Den ganzen Tag steht sie mit ihrem Mann in diesem Gestank und schmeißt ein Essen nach dem andern raus und die Kinder machem manchmal im Lager die Hausaufgaben. Der Laden ist ein Take Away. Schmal, mit nur einem Tisch und einer Theke mit ein paar Hocker. Ist gescheiter man spachtelt zu Hause. Gehe ich auf die Straße hinaus sterbe ich. Andauernd komme ich gewaltsam um. Überfahren, erschlagen, erdolcht, erschossen, manchmal hänge ich auch an den Straßenlampen, mit einem Schild um den Hals, auf dem steht: Bethlehem, rooms for rent. Zwischendurch schießt mir dann ein ganz brauchbarer Gedanke ein. Das die Fische um Lampedusa besonders fett sind. Und wenn der M.H. jetzt nach Australien fliegt und der Anwalt sich nicht meldet, kann es sein, das ich ein Monat oder länger, keinen ganzen Satz sprechen werde. Irgendwie, dachte ich mir, lebe ich in einem Zwischenreich. Nicht ganz tot aber auch nicht mehr ganz im Leben. Vielleicht begegne ich in dieser Zwischenwelt, Madibas Seele, um mich bei ihm zu entschuldigen, dass das öffentliche Österreich keinen Abgesandten zu seiner Trauerfeier schickte. Haben wir offensichtlich nicht nötig. Dieses Land wird von schlimmen Banausen regiert dachte ich mir, während ich von einem Auto erfasst und durch die Luft geschleudert wurde. Noch bevor ich hochkam fuhr mir ein LKW über den Schädel. Ein Herr ungefähr in meinem Alter bestellte eine kleine Portion Chinafutter. Der fuhr die ganz billige Schiene. Der Typ sah fürchterlich verspießt aus. Weiches Gesicht, Schultern breit wie eine Amsel, die Stimme eine Zumutung und auch sonst alles an ihm Braun und Grau und unansehnlich wie das Wetter. „Wenn sie den Hocker freimachen würden“, sagte er in meine Richtung. Sind wir auf dem Amt oder was fragte ich mich. Und den Hocker freimachen. Spinnt der. Sehr bekleidet sah mir der Hocker nichts aus. Ich stand da kniff die Augen zusammen und dachte mir. Soweit ist es also schon gekommen. So ein eingefallenes Soufflé wie der da, zwingt mich jetzt schon zum Weggehen. Plötzlich wurde mir klar, warum älter werdende Männer hin und wieder scheinbar grundlos durchdrehen und den Nachbarn, irgendeinen Beamten der eine Bewilligung nicht heraus rückt oder die Frau erschießen. Wir werden zu Luft, verflüchtigen uns. Nur Macht und Geist rettet uns. Ich wurde wütend. Mit dem Barhocker wollte ich den Typen eines überziehen, damit sich wenigstens einer von uns frei fühlt. „Natürlich nur wenn sie auf dem Hocker nicht bestehen“. Ah dachte ich mir, sehr schön. Geht doch noch Arschloch. Ich trat zu Seite. Mein Futter war inzwischen auch fertig. Ich zahlte und trat auf die Straße hinaus. Bauchschuss. Den Schützen hatte ich nicht kommen sehen, weil ich dem Typ noch auf seinem Kopf herum sprang. Meine Eingeweide die mir heraus hingen, erwachten zum Leben und wie eine Schlänge schlängelten sie sich meinen Körper hinauf um mich zu erwürgen und dann aufzufressen. Und die Leute standen mit ihren Weihnachtseinkäufen da und machen ihre Fotos. Und dann gingen sie ungerührt weiter. Wird Zeit das ich mir einer neuen MP3 Player kaufe. Das Bethlehem Schild fiel herunter und erschlug mich. Drahtseilakt von Textra hört sich ganz gut an.
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