Sonntag, 22. Mai 2011
Ein Gespenst
Ich hab dich gesehen,
in dieser röhrenden Nacht und neben mir im Bett, wo du nur selten lagst
im Wahn an meinen Traum gefesselt,
unter Ihresgleichen verschollen, in muffigen Kirchenschiffen, in leeren Bilderrahmen,
voll schaurigem Gelächter,
in verspiegelten Brillen, im Theater im Parterre, in der 4 Reihe von Ängsten durchlöchert
auf einem 17 Meter Brecher, zwischen Worten eingeklemmt, in durchzechten Nächten schlafend am Boden einer leeren Flasche, unter guten Absichten begraben,
in einem Krimi mit Kreidestrichen nachgezeichnet, im Taxi vor meiner Tür,
in der kältesten Nacht die man sich nur vorstellen kann, eislaufend auf dem See Genezareth,
im Louvre an einer Wand hängend von tausenden Blicken beschützt, im Internet auf Seiten
die ich nicht umschlage, in der Kameliendame meine Liebe in ein Taschentuch hustend,
auf dem Narrenschiff in den Armen von Oscar Werner, auf verschlungen Pfaden, von kindischen Hoffnungen getragen,
am anderen Ende der sozialen Wirklichkeit in geistreiche Gespräche verwickelt,
in einem roten Abendkleid über die Buchstaben der Tastatur tanzend.

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