Freitag, 16. Juni 2017
Der kleinstbürgerliche Aufstand eines Provinzlers
Kassa. Machen sie bitte eine weitere Kassa auf. Sehen sie nicht dass sich die Kühlkette hier wie blöde die Beine in den Bauch steht, wie die Arbeitslosen zu Zeiten der großen Depression vor den Armenküchen. Werden sie schon sehen wohin das noch führt, wenn diese Armee der Entrechteten und Gedemütigten, sich auf die Suche nach dem Kopf des Fisches macht, der in ihrer Kassa zu stinken begonnen hat. So viel ist sicher. Hier stinkst es ja wie in einem Flatrate-Puff. Ich scheine eine rechte feine Nase zu haben. Wie Huren das nur hinkriegen. Dieser ganze Gestank von schwitzenden Männern. Jeder riecht anders, einige gut andere wieder widerlich. In einem Flatrate-Puff kannste auch nicht alle zum Duschen schicken. Ich gebe zu so formuliere ich es in der Regel nicht wenn ich nach einer weiteren Kassa rufe. Derzeit mache ich ja weniger Kühlkette sondern mehr Blutgerinnsel. Dauernd will mir der Wortmacher einreden dass ich ein Blutgerinnsel habe. Die Kassen natürlich auch. Um den Goadfather sorge ich mich auch. Meldet sich nicht. Falls dem was zugestoßen ist erfahre ich ja in der Regel nix. Als der auf dem einen Auge erblindete, machte sich natürich niemand die Mühe mich anzurufen dass er im Krankenhaus lag. Der Goadfather muss deswegen ewig leben*. Nicht auszudenken wenn der vor der Um2 diese Welt hinter sich lässt wie gerade der Helmut Kohl. Die Wiedervereinigung wird natürlich jede schwarze Kasse bei Weitem überragen. Ist eine schlechte Angewohnheit von mir immer zu den Frühen zu gehören die nach einer zusätzlichen Kasse rufen. Liegt an sich nicht an meiner Paranoia. Solange ich auch XR mache bringt mich hübsch anstellen wie alle anderen auch nur sehr selten aus dem Takt. Wirklich eilig habe ich es in der Regel auch nicht. Ich habe nix dass auf mich wartet. Derzeit wartet auf mich nur die Nachwelt. Heute habe ich mein Einverständnis abgeschickt dass die in Marbach aus meinem Blog kopieren können was sie wollen. Sogar eingeschrieben. Nicht weil ich so eitel bin. Das Formular, ich hatte ja nur eines im PDF-Format, hat mir ja die WFN aus Deutschland zugeschickt . Nicht dass meine beiden analogen Kumpels mir da nicht weitergeholfen hätten, aber die WFN ist in solchen Sachen eindeutig professioneller. Die liebt es ja Probleme zu lösen und zwar pronto. noch einmal WFN. Ein paar nette Zeilen standen auch dabei. Dass ich andauernd nach einer Kassa rufe, ist eindeutig was Tiefenpsychologisches, eine frühe Kränkung, über die ich nicht so einfach hinweg steigen will. Ich könnte ja wenn ich wollte. Will ich aber nicht. Nee nix mit Bloggen. Da hab ich ja immer weitergemacht, egal wie toxisch mein Blog auch ist oder war. Darauf muss ich eh noch mal näher eingehen, warum nur ein zu tiefst analoger Mensch wie ich ewig weiterschreibt, auch wenn das Geschriebene jahrelang ins Leere stürzte oder über sich selber stolpert. Mit den Worten der israelische Soziologin Eva Illouz gesagt. Natürlich schattenwelthaft. Den anderen a bisserl ins Knie zu ficken und zurückzuweisen, gehört heute zum guten Ton der Postmodernen, ein Ton zu dem dann das eigene Ich zufrieden um sich selbst tanzt wie um ein goldenes Kalb. Ich bin ein Kind des 20. Jahrhunderts, aufgewachsen südlich der Drau in Unterkärnten, die ersten Jahre weit oben an einer Passstraße, wo sich Fuchs und Hase persönlich kannten und einen schönen Tag wünschten, später dann in einem kleinen, zu tiefst kleinstbürgerlichen Städtchen, noch dazu in einer ziemlich entschleunigten und wenig globalen Zeit. Außer ich hakelte in den großen Sommerferien auf der Tanke vom Goadfather. Da wurde ich gewissermaßen in einen ganz anderen Zeitabschnitt hinein geschleudert wie in ein anderes Universum. Tanke war Stress also Zeitverknappung pur und wenig Kontrolle. Aber ansonsten machen wir in den frühen Achtzigern noch recht gemütlich. Einige Dinge und Errungenschaften wie die 68ziger Revolte waren ja beinahe spurlos an uns vorbeigezogen. Auf wirtschaftlicher und technischer Ebene lagen wir schon gut im Rennen. Da war der Abstand zur großen weiten Welt viel geringer als gesellschaftspolitisch. Deswegen gab es in unserem beschaulichen Städtchen natürlich auch einen Supermarkt. Gab es sogar mehrere. Keine Megamärkte. Einen Konsum hatten wir auch noch. Aber der ging bald einmal pleite. Ich ging gerne zum Konsum, weil die so viele Dinge nicht hatte. Der Konsum hatte nur 2 Sorten Wurst so zum Ende hin, an denen schon die Fliegen mit zugehaltenen Nasen dran vorbei flogen. Da heißt ein Laden Konsum und es gibt kaum was zum Konsumieren. Zu meiner großen Freude gab es damals auch noch einige Greißler, in Deutschland sagt man dazu Tante-Emma-Läden. Mosern sie jetzt nicht noch eine Tante-Emma-Geschichte. Es ist das gute Recht aller analogen Menschen von dieser Zeit zu erzählen, die ja längst untergegangen ist und nur noch in Erzählungen weiterlebt. Wie gerne ich zum Greißler gehe habe ich in Kroatien wieder entdeckt. Was freute ich mich dass es in dem kleinen Örtchen nur ein Geschäft gab, natürlich einen Greißler, schön mit einem Chefe, der noch einen Bleistift hinter dem Ohr hatte. Mir ging das Herz auf wenn der den Bleistift hinter seinem Lauscher hervorholte. Ka Spaß. Meine Tante Emma war die Frau M.
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Die gemeinsame Zeit mit der Frau M. ist schon so verdammt lange her, bald 35 Jahre, so dass es mir schwer fällt aus der Erinnerung heraus ein wahrheitsgetreues Bild der Frau M. zu zeichnen. Wenn ich mich nicht gänzlich täusche war die Frau M. eine schlanke Person, mit langen schwarzen Haaren, meistens zu einem Zopf gebunden. Nett war sie. Auch zu Kindern, obwohl sie zuerst immer die Erwachsenen bediente, wenn die darauf bestanden. Das war früher so am Land dass Erwachsene immer zuerst bedient wurden wenn die danach verlangten. Kinder hatten sich da hinten anzustellen. Vielleicht ist das ein Teil meiner Kränkung. Erwachsene hatten es ja gerne eilig und gut zu tun. Zumindest taten die andauernd so. Das gehörte früher zum Kleinstbürgerlichen-Kodex. Als Kleinstbürger musste man immer gut zu tun haben. Ein Kleinbürger der nix zu tun hatte verstieß massiv gegen den Korpsgeist. Arbeitslose, die nicht bald wieder mal eine Arbeit annahmen, wurde damals wie Aussätzige behandelt. Wie pflegte die Um2 immer zu sagen. „Wer gerade mal keine Arbeit hat der sucht sich gefälligst eine“. Da kannte die Um2 nix. Also die meinte damit nicht einen Arbeitslosen der sich eine Arbeit suchen sollte. Nee auch Leute die arbeiteten sollte nicht blöde herumstehen und auf die Uhr gucken. Anders gesagt. Mit der Um2 an der Spitze wäre die DDR niemals von der BRD einverleibt worden. Die Greißlerei der Frau M. war ein Einfraubetrieb, wo gewisse Kunden auch noch anschreiben durften. Wir natürlich nicht. Es war ja stadtbekannt dass der Goadfather und die Um2 keine ganz armen Leute waren. Deswegen dachten auch alle dem Schizophrenisten-Kindelein muss es ja ganz wunderbar ergehen. Ein verwöhnter Bengel. Dabei war ich es der in den Ferien auch mal eine 50 Stundenwoche schob, während es sich die Kinds der weniger Verwöhnten und Begüterten am Badeteich gut gehen ließen. Dass ich dann wesentlich mehr Kohle in der Tasche hatte, lag aber daran dass ich so verwöhnt war. Diese Kleinstbürger. Ein Unglück sagt man, wie der Einzug der Um2 in meine Welt, kommt ja nicht gerne alleine. Nee das lädt auch seine besten Saufkumpels ein. So kam es auch das mir mein Klassenvorstand, eine Frau, also eine Klassenvorständin, mal ein unglaublich schlechtes Gewissen einredete. Eine überaus herzensgute Stiefmutter hätte ich, mahnte die an, die alles nur erdenklich tut und macht, um einen Lausebengel wie ich mich zu einem halbwegs anständigen Menschen zu erziehen. Und ich undankbar und unverschämt mache ihr nur Probleme. Schämen sollte ich mich. Zu tiefst schämen. Glauben sie mir. Ich stand da wie ein begossener Pudel und verstand die Welt nicht mehr. Herzensgut spinnt die. Dieser Hausdrache, der andauernd Feuer spuckte und mich zum Parieren zwingen wollte wie ein Hündchen, woraufhin sich der Goadfather gewzungen sah mir zu zeigen wo Gott wohnte und mich an der kurzen Leine hielt, weil ich nicht artig Männchen machte, hatte die Wirklichkeit einfach neu interpretiert wie Philosophen die Welt. An sich sollte bei einen Drachen was mit Feuer kommen, was weiß ich das ich früh verbrannte. Aber man kann im Leben nicht alles haben. Einige müssen sich schon mit einer langweiligen Depression zufrieden geben. Gibt richtige SchreiberInnen die basten stundenlang an einem Satz und halten kleine Ewigkeiten Ausschau nach den richtigen Buchstaben. Nicht mit mir. Ich mach in der Regel wie beim Karten spielen. "Was liegt pickt". Wie Polstermöbel die auf einer Seite a bisserl dirty sind, hat die die Wahrheit einfach umgedreht, damit sie auf der sauberen Seite saß. Ich weiß nicht wie oft ich in meinem Leben schon kopfschüttelnd an diesen einen Moment dachte. Sowas kann man sich heute ja als Lehrkörper ja nicht mehr erlauben. Scheiße ich war vierzehn, bekam gerade die ersten Haare am Sack und die machte aus mir einen Marquis de Sade. Ich fühlte mich verraten und verkauft. Ne üble Verschwörung war da im Gange. Anstatt mich zu retten, rettete die Um2 lieber ihr kleinstbürgerliches Ansehen. Daran hat sich bis heute nix geändert. Die Um2 ist ja in einem Gartenclub. Jedes Jahr wird ihr Garten zu einem der schönsten Gärten des Clubs gewählt. Und wer bitte hatte einst tatkräftig mitgeholfen diesen hässlichen Steinacker in einen Garten des Glücks zu verwandeln. Natürlich das Schizophrenisten-Kindelein. Das waren schon einige Kübel voller Steine die ich da durch die Botanik schleifte. Das blendet die Um2 natürlich aus. Die sieht nur sich und wie sie die Steine in die Kübel packte. Was denkt die wie die Steinen aus dem Garten kamen. Durch Geisterhand? Im Sommer stand die Ausgangstür zum Laden der Frau M. immer weit offen. Da die Frau M. ganz allein am schaffen war, eine Angestellte ging sich scheinbar nicht ganz aus, Teilzeit hatte sie ab und dann wen, saß oft niemand an der Kasse. Die Wursttheke befand sich ja ganz hinten im Raum. Trotzdem hatte die Frau M. jahrelang keine Bedenken das ein Dieb kommen könnte und ihr die recht ungesicherte Kassa ausräumte. Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen bei der Frau M. etwas zu klauen. Dabei war ich kein Kind von Traurigkeit. Ich habe auch auf der Tanke die Mark zur einer Weichwährung gemacht wie die italienische Lira, wenn die werten Herrschaften mit dem Trinkgeld recht knausrig waren. Da kannte ich nix. Gab es kein Trinkgeld wurde es ganz übel. Manchmal dauerte es auch bis die Frau M. Zeit zum Kassieren hatte. Also stand ich an der Kasse nur so herum und wartete geduldig. Nie wäre ich auf die Idee gekommen Kassa zu brüllen. Warum auch. Die Frau M. konnte nun mal nicht überall gleichzeitig sein. Das hatte ja seine zwingende Logik. Also wartete man geduldig. Ich wartete auch lieber auf die Frau M. als auf die Um2. Ich freute mich sogar in ihrem Laden nur so herum zustehen zu können.
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Die Um2 fragte dann auch oft wo ich mich solange herum getrieben hätte, da wird ja die Milch sauer. Hatte man es mal wirklich sehr eilig, ging man halt zur Wursttheke, zeigte der Frau M. was man gekauft hatte und legte ihr das abgezählte Geld auf die Wurstbude. Aber an sich stand man bei der Kasse und wartete. Manchmal war die Frau M. auch im Lager. Unvorstellbar für die heutige Zeit das ein Geschäft mehr oder minder offen und gleichzeitig völlig unbeaufsichtigt blieb. Bei mir in der Bronx stehen heute in den Supermärkten Sercruritys. Bei der Frau M. im Laden gab es auch immer neue Cowboy und Indianerheftchen, aus denen ich bald einmal herauswuchs um in Clever & Smart und Asterix-Heftchen reinzuwachsen. Was freute ich mich immer wenn ein neues Clever & Smart oder Asterix Heftchen im Ständer stand. Heute bin ich bis oben hin mit hochwertigsten TV zugekleistert, das es derzeit auf dem Markt zu haben gibt. Trotzdem. Diese einfache und unverbrauchte Freude von früher ist einfach weg und verflogen. Noch ein Teil der Kränkung, dass dieser magische Zauber, ein frisches Clever & Smart Heftchen in den Händen zu halten nicht wiederkommt. Donauinsel-Freude fühlt sich heute noch ganz gut an. Neuronal ist in einem Kindergehirn auch viel los. Da wird ja verschaltet und vernetzt dass es eine Wonne ist. Ist z.B. das ventrale Striatum mit dem Hippocampus besonders dicht verdrahtet, könnte das ein Hinweis darauf sein dass so eine Person ein ausgeprägtes Neugierverhalten und großen Erlebnishunger hat. Auf Das gute Greißler-Gefühl hat sich scheinbar tief in meinem Hirn festgesetzt. Frisch gemähtes Gras mag mein Gehirn scheinbar auch. Wie auch immer oder nie bis gelegentlich. Das ich heute in der Wiener-Bronx lebe, wo es bis auf den türkischen Markt, der von der Größe und dem ganzen Impetus her, gut in mein Hirn passt, nur noch Supermärkte gibt, die mir neuronal zu groß sind, kann ich dieser Welt einfach nicht verzeihen. Ich befinde mich da im Widerstand. Mir ist auch Wien ein paar Schuhnummer zu groß. Einerseits weiß ich das Angestellte in Supermärkten sehr hart arbeiten, aber anderseits tragen die heute keinen Bleistift hinter den Ohren, sonder ein Headset wie Personenschützer von very importend Leuten. Hat ein Sanders-Anhänger, die Nummer drei der Republikaner Steve Scalise niedergeschossen. Bei der Frau M. im Laden wurde nie wer niedergeschossen. So viel ist sicher. Und die Frau M. kassierte auch nicht in so einem Höllentempo wie die KassiererInnen beim Discounter. Die Schlimmsten sind die vom Hofer. Noch a bisserl Kränkung wenn keine Zeit zum Schmäh führen, also zum Menschsein bleibt. Setz dich beim Hofer aufs Laufband. Ich schwöre es ihnen. An einem Samstag oder vor einem Feiertag zieht die dich blind über die Kassa. So kommt es dass ich nicht bereit bin lange zu warten. Heute beim DM. Ne lange Reihe, vornehmlich Frauen und ein paar digitale Männer, die sich auch artig die Brust rasieren. Heute machen alle auf haarlos und pränatal. Die standen da wie die Lemminge. Ich war noch gut ein Stück vom hinteren Ende der Schlange entfernt, schon grölte ich durch den Laden wie ein Hooligan durchs Fußballstadion, das die Erde nur so wackelte. „Kassa. Machen sie bitte noch eine Kassa auf“. Drehten sich alle zu mir um wie zu einem. Scheiße ich bin tiefste Schattenwelt so vom Verhalten her. Lässt mich völlig kalt wenn Lichtweltleute dann böse gucken. Wir sind ja nicht im Kindergarten. Ich krieg da kaum Speichel. Angst habe ich nur vom Scheißhausdämon der natürlich noch immer die Sachen vom toten jungen vom Strand austrägt. Was müffeln die Sache schon. Brutal. Schüchtern bin ich sowieso nicht. Früher habe ich noch ganz anders Sachen gemacht. Falls sie mal in Wien zu tun haben und hören dann eine furchtbar laute Stimme, hysterisch ventilierend Kasse rufen, können sie getrost davon ausgehen, dass der Schizophrenist wieder mal dabei ist seine Kränkung nicht zu verarbeiten.

Ende.

*Ich habe ja kein tragfähiges Konzept. Alles was ich habe ist ein Klappstuhl der auf Goadfather seinem Grund und Boden steht. Ich gehe zwar spielend über Konventionen hinweg, aber niemals über Leichen. Ich bin nicht der Typ aus Norwegen. Ich kämpfe einen anderen Kampf, mit äußerst begrenzten Mitteln.

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Donnerstag, 15. Juni 2017
Der Wien Sightseeing-Tipp für Insider.
sexuelle und LGTBs aller Schattierungen und Coleur sind natürlich auch erwünscht.

Da ist es das öffentliche Häusl in das der .



Im Vorhinein kann nicht zu 100% ausgeschlossen werden, dass des Häusl nicht einmal zu einem richtigen Wahlfahrtsort für Postmoderne und Sinnsuchende wird, wie die Gräber vom Falco, Elvis Presley oder der Maria Callas. Vielleicht lasse ich dann einen Stand für Merchandising eröffnen. Statt Che Guevara gibt es dann das Schizophrenisten-Leiberl mit einem Bild vom Häusl oder für die Kinder. Das Foto am Klo müsste dann auch noch ausgetauscht werden und durch ersetzt.

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Mittwoch, 14. Juni 2017
Queer!!
Vorhang: Ich bin beim dem Thema ja ein Quereinsteiger.

Da war so ne Queertante bis Onkel und auch viel Mensch dazwischen in der Glotze. Schön in österreichs Staatsfernsehen in der Sendung Kulturmontag. Neid kam auf. Seit wann ist eine geschlechtliche Identität schon ein Beitrag für eine Kultursendung. Ich dachte da muss man auch was Künsteln in einer Kultursendung. Da könnten sie ja gleich mich einladen und ich rede dann ausschließlich nur über Schizophrenie und meinen Beitrag von unterbrochenen Kühlketten zur Documenta in Kassel/Athen. Ist dann auch Kultur. Saß heute beim Hofer/Aldi kurz mal kein Personal an der Kasse. Gibt es nur bei einem Hofer in meiner Nähe dass mal niemand an der Kasse sitzt. Wenn das die alten Albrechts wüssten das beim Hofer eine Kasse nicht besetzt ist. Rief ich sofort durch den ganzen Laden. „Zahlen. Aber schnell. Der Fisch beginnt ja immer am Kopf zu stinken. Kühlkette, Kühlkette“. Kam auch gleich wer. Marty Huber heißt das Queerchen. Sagt man das Queerchen oder nur Queerchen. Marty saß da sehr entspannt vor der Kamera und jammerte ohne Unterlass. Sofort sprach Marty eine Warnung aus dass wir als Gesellschaft gar nicht so tolerant sind wie wir tun. Natürlich sind wir das nicht. Beschwerte sich Marty das tolerant nur „dulden“ bedeutet und dulden laut Marty nur heißt dass ich einem Queer-Menschen keine in die Fresse hau, was natürlich ein ausgewachsene Blödsinn ist. Toleranz kann auch Geltenlassen und Gewährenlassen von anderer oder fremder Überzeugungen, Handlungsweisen, Gebräuche und Sitten bedeuten. Etwas Geltenlassen oder tolerieren heißt auch etwas anzuerkennen. Da muss man nicht immer groß aktiv werden. Leute die aktiv werden nennt man dann auch gerne Aktivisten. Nur weil eine Person nicht Mann oder Frau sein möchte oder sich nicht entscheiden will und lieber das fließende Dazwischen macht und nicht das einigermaßen Festgezurrte wie das Tau auf einem Schiff, muss dass bei mir doch nicht gleich zu Begeisterungsstürmen führen. Mir doch wurscht wie queer ein Queer-Mensch sein möchte. Ich finde hetero-Frauen mit raus passt schon, viel spannender. Trotzdem erkenne ich an, dass ein Mensch weder auf sein Geschlecht noch auf eine handelsübliche sexuelle Orientierung festgelegt werden möchte. Wegen dazwischen muss man doch als Unbeteiligter nicht in Ekstase verfallen wie Groupies bei einem Popstar. Marty beklagte das Dulden nur ein Mindeststandard ist und kein gutes Leben. Queer-Marty sah aber nicht so aus, als ob Marty jetzt ein furchtbar grausames Substandardleben führt, mit einem Scheißhaus am Gang. Marty Huber, so white wie man nur sein kann, hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert. In einem Interview mit dem Standard ist Marty Huber natürlich auch andauernd nur am beweinen wie schwer es LGTBs haben, wo es doch bis ins Jahr 2002, eine dezidierte Gesetzgebung gegen Homosexualität gab. Ich will ja nicht unhöflich sein Marty. Aber jetzt ist 2017. Weiters beschwert sich Marty, seit aktuell vermehrt über Fortpflanzungsrechte diskutiert wird, kommen plötzlich wieder mehr Lesben vor im LGTBs-Diskurs. Marty findet das gar nicht charmant, weil das eine ziemliche Reduktion auf die Gebärfähigkeit ist. Entschuldigung Marty. Wie sollen denn Kinder sonst in die Welt kommen. Vielleicht mit einem Storch der Queer ist. Da muss auch mal stark reduziert werden. Manchmal sogar auf eine Pipette. Homo-Ehe findet Marty schön und gut, aber wo bleiben dann all die anderen LGBTs, die weder Frau noch Mann sind und sich auch nicht über Reproduktion und Gebärfähigkeit definieren wollen. Marty ich kenne das. Die Leute reden auch lieber über ihre Depressionen als über Schizophrenie. Noch lieber reden die Leute über Burn Out. Um auszubrennen müssen die Flammen des Lebens ja mal sehr hoch gestanden sein. Ist bei Schizos weniger der Fall. Die Kommerzialisierung der Gay Pride Parade in Amsterdam kritisierte Marty auch, weil sich Banken und Versicherungen zu einer sogenannten "Personal Pride = Company Pride" zusammenschlossen. Marty ehrlich. Wenn schon Banken und Versicherungen auf den Gay Pride Zug aufspringen, Reisebüros sind da auch sehr aktiv, dann kann es um die LGBT-Communities hier im ganz westlichen Westen nicht so schlecht bestellt sein. Sich einerseits beschweren das LGBTs nur „gedultet“ werden, aber sich andererseits über die Kommerzialisierung von Gay Pride Paraden aufregen ist schon a ziemlicher Spagat wenn man mich nicht fragt. Ich diagnostiziere da eine leichte Wahrnehmungsstörung. Marty erzählt dann wie schwer es ist Queer in Budapest zu sein. Musste mal ein LGTB in Tschetschenien sein oder ein uneheliche Kind vom Putin. In einer Interview-Reihe mit dem Oliver Stone machte der Zar dann einen Witz über die psychische Beeinträchtigung von Frauen während der Menstruation.
Das wäre eine Idee für eine Kunstaktion. Pussy Riot, die ja die großartigste Kunstaktion zur Aufführung brachten, an die ich mich spontan erinnere, sollte sich Wiedervereinigen und Russland wiedermal auf den Kopf stellen. Wenn sie dann nach ihrem Punkt-Gebet wieder verhaftet werden, verteidigen sie sich mit den Worten Putins. Pussy Riot war ja Aufstand, der Film «Leviathan» von Andrej Swjaginzew, der den Golden Globe für den besten Ausländischen Film gewann, hingegen die totale Niederlage. Das nackte Grauen der Film und wahrscheinlich recht nah an der russischen Wirklichkeit. Immerhin lässt sich der russische Premier Dmitri Medwedew, von einem Oligarchen Namens Alischer Usmanow, Generaldirektor eines Gazprom-Tochterunternehmens, mit einer Villa beschenken. Und ich scheiß hier ewig herum wegen Fischgrät. Marty Huber werkelt auch für Queer Base. Das ist eine Organisation von Menschen mit und ohne Fluchterfahrung in Wien, die geflüchtete Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Interpersonen bei ihrem Asylverfahren und danach unterstützt. Menschenrechte. Gute Sache Marty dass du da so dick im Geschäft bist. Meine aufrichtige Bewunderung. Ich mach da ja weniger. Alles was ich da derzeit bringe, ist mit dem Simba, einem jungen Mann aus Nigeria, der vor dem Hofer/Aldi den Augustin verkauft, a bisserl Schmäh zu führen. Das der Simba Asyl bekommt ist eher unwahrscheinlich. Vielleicht sollte ich ihm sagen das es in Österreich seit längerer Zeit möglich ist, unter dem Titel „Angehörige einer sozialen Gruppe“ Asyl aufgrund von homo- bzw. transfeindlicher Verfolgung zu beantragen. Scheiße. Genau das werde ich dem Simba raten. Er soll Marty aufsuchen. Muss er aber vorher die Fotos von sich und seiner Freundin vom Handy löschen und aufhören andauernd über Fußball zu reden. Oder geht Fußball bei Queer. Ich könnte jetzt wieder mit dem Irak anfangen und mich mit fremden Leid schmücken wie ein geiler Auerhahn mit seinem Gefieder und von dem kleinen irakischen Jungen erzählen, der ein paar Nächte bei uns in der Sandsackstellung schlief. Na ja so klein ist der heute wahrscheinlich nicht mehr, falls er all das sinnlose Gemetzel in seinem Land einigermaßen lebend überdauert hat. Keine Ahnung ob der Queer war. Schon brutal. Kinder wie ich mal eines war beschweren sich ohne Unterlass wie gemein die Um2 hier un dort und dass ich mir nix aus dem Kühlschrank nehmen durfte. Andauernd dieselbe Laier. Schaut der irakische Junge zurück, sieht er sich in einer Sandsackstellung sitzend, umgeben von schwitzenden Männern mit geladenen Gewehren, die eine ganz seltsame Sprache sprachen. Die Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) hat jüngst untersucht wie es so um die Lebenszufriedenheit von LGBTs in Österreich bestellt ist. 67% der LGTs unter den Befragten sind mit ihrer Lebenssituation sehr bis recht zufrieden. 1/3 hat im öffentlichen Raum Anfeindung oder Diskriminierung erlebt. Logisch das der Bericht gleich noch weiter in die Katastrophe einschwenkte. Gewalt gegen LGTBs nehme auch in Österreich zu. Zahlen wurden keine genannt. Nicht mal ungenaue. Wobei Zahlen ja immer genau sind. 1235 ist ja immer 1235. Homosexuelle Männer dürfen beim roten Kreuz noch nicht Blutspenden. Das hat aber weniger mit Diskriminierung zu tun. Laut einer Studie des Robert Kochs Institut sei das Risiko einer Infektion bei schwulen Männern mit dem HI-Virus bis zu 100-mal höher als in der heterosexuellen Bevölkerungsgruppe. Der Ausschluss erfolgte dann aufgrund medizinischer und nicht gesellschaftspolitischer Kriterien und hat daher weniger mit Homophobie zu tun als man vorderhorst annimmt. Auf diese Thematik näher einzugehen war in diesem 9 minütigen Beitrag im Staatsfernsehen natürlich keine Zeit. Da muss die Zeit besser genützt werden. Kann ich verstehen. Ich würde im Staatsfernsehen auch nicht über den Fischgrätboden vom Goadfather sprechen, sondern nur wie stiefmütterlich meine Kleinstkunst 2375 Tage lang behandelt wurde. Die Leiterin des Queerfilm-Festivals Identities Barbara Reumüller konstatierte natürlich auch einen Rückfall in ganz dunkle Zeiten. Komisch in der Zeitung steht so gut wie nie was darüber. In unsicheren Zeiten kommt es sehr schnell zum Abgrenzen und zum Generieren von Sicherheit durch Feindbilder. Sicherlich Frau Reumüller, aber LGTBs müssen sich in Sachen Feindbilder derzeit in Österreich sehr weit hinten anstellen. Immerhin hat die Conchita Wurst für Österreich den Songcontest gewonnen und nicht ein ehemaliger Kalaschnikow-Mudschaheddin aus Afghanistan. Wir machen hier derzeit in erster Linie Asylanten, Armutsmigranten und Moslem-Bashing. Da vor allem Kopftuchfrauen und weniger Salafistenbärte. 300 Imame haben in Österreich gerade eine Deklaration gegen gegen Terror und Extremismus unterzeichnet. Fragt man sich natürlich warum. Wobei ich schlag mich auch andauernd mit Schuldgefühlen herum. Vielleicht ist das bei den Imamen eine typische Schwabbi-Situation*. Die Ängste von LGTBs stehen im Empörungsdiskurs derzeit nicht besonders hoch im Kurs. LGTBs müssen sich da schon a bisserl ins Bild drängen. Nicht dass sich die LGTBs untereinander verkloppen und das dann einem Mongo wie mir unterjublen, weil ich so LGBTs feindlich bin. Bin ich nicht. Ich kann nur das andauernde Gejammere und Geklage nicht mehr hören. Könnt ihr nicht einmal, nur einmal zugeben, dass es hier für LGTBs auch ganz schön sein kann. Nur einmal. Immerhin flüchten sich die Verfolgten LGTBs ja zu uns. Was macht ihr eigentlich wenn ihr ganz unter euch seid? Habt dir da nie Spaß. Im Übrigen war doch gerade erst wieder der Live Ball, live im Staatssender zur besten Sendezeit. Zog sich über Stunden hin. Von einem Ball für Schizophrene hab ich noch nie was gehört . Ich mache da schon einen leichten Neidfaktor aus, weil sich Asylanten, Armutsmigranten, Moslems und das ganze andere Gesocks wie Identitäre oder Reichsbürger, als Feindbilder viel besser eignen als ein paar Queere Menschen, die gleichzeitig im Stehen und Sitzen pieseln können. Mein neuer Kumpel auf der Insel, ein älterer Herr mit Hund, hat sich heute auch über die Zugerasten aufgeregt, für die extra ganze Wohnblöcke hochgezogen werden, während seine Pension nur um 0,8% aufgestockt wurde. Trümmerfrauen. Wir brauchen wieder Trümmerfrauen. Vielleicht besänftigt dass die österreichische Seele wenn wir den Neuen was über Trümmerfrauen erzählen. Hatten wir ja einige davon wie die Mami vom Goadfather, Kriegswitwe und schwer schizophren. Mein Omi war so schizo dass ich heute noch für sie die Seroquel XR einwerfen. Ich werde den Menschen Morgen mal genauer befragen wie er das Problem mit Queers als Feindbild derzeit so einschätzt. Zur Situation der LGTBs in der Kunst fällt der Frau Reumüller natürlich auch nur Fürchterliches ein. Frau Reumüller, ich will ja nicht ungerecht sein. Ich mach hier seit vielen Jahren allerkleinste Blog-Kleinstkunst, jetzt auch mit offizieller Punzierung wie Made in Germany und anstatt dass ich Geld dafür bekomme, wenigstens eine kleine Aufwandentschädigung, drohen mir LeserInnen mit Migräneanfällen. Marty redet dann noch über Politik das gewisse Gruppen als nichtnormal etabliert werden um eine Machtstruktur aufrecht zu erhalten. Jetzt zieht der Marty auch noch die Judenkarte dachte ich mir. Von Nichtnormal bis zu den allernächsten Rassengesetzen ist es dann naturgemäß nicht mehr weit hin. Werden sie uns bald wieder alle einkasteln, die Irren also mich, die unnützen Essen, schon wieder mich und all die bunten LGTs. Marty findet dann man muss auch die Gewalt gegen LGTs in der muslimischen Community ansprechen. Schwul ja solange nicht muslimsich. Ein Moslem der auf einen rosa Gebetsteppich gegen Mekka bettet geht derzeit noch gar nicht. Queere-Bronx-Moslems. Das wird aber eine Hetz dachte ich mir, wenn der Marty kommt und in meiner Hinterhofmoschee einmal mit der ganzen Gewalt aufräumt. Noch gescheiter Marty wäre es wenn ich dir gleich einmal mein Salafistentreff zeige. Aber mit rein gehe ich dann eher nicht. Ich steige ja im Zoo auch nicht freiwillig in ein Löwengehege.

Ende.

*Junge Frau die einen gescheiterten Selbstmordanschlag naturgemäß auf sich selbst überlebte. Als Bombe wurde dann ich ausgemacht. Hauptankläger war der Leutnant, die engste Freundin von der Schwabbi, sehr wahrscheinlich eine LGTB, die sich nicht zu outen traute. Vielleicht haben Imame ähnliche Sorgen, dass sie von der unwissenden Mehrheitsgessellschaft, geht ja keiner von uns in eine Moschee, auch als Bombe ausgemacht werden. Ist nur eine Vermutung.

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