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Sonntag, 29. Januar 2012
Der Glaube der Berge versetzt
der imperialist, 22:23h
Salvador Arturo, von seinen Freunden nur „Salve“ gerufen, in der chilenischen Region "del Maule" aufgewachsen und heute noch immer dort lebend, hatte es endgültig satt. Seit über dreißig Jahren, starrte er jeden Morgen nach dem Aufstehen beim Wasser lassen, immer nur auf seinen Haus und Hofberg den „Descabezado Grande“. Jeden Morgen immer nur dieser verdammte Berg, der ihn die Aussicht versperrte. Immer dieser hochaufgeschossene und bis in den Himmel ragenden Haufen aus Stein und ewigen Eis, mit seinen 3953 Metern. Jeden Morgen fluchte der gute Salve vor sich hin, bis ihm eines Sonntags in der Kirche während der Predigt des Pfarrers, der vom Glauben sprach der Berge versetzen konnte, die rettende Idee kam.
Weil der ehrenwerte Padre ja ausnahmslos nur die Wahrheit verkündete, die noch dazu göttlichen Ursprungs war, muss es doch ein Leichtes sein, dachte sie der gute Salve, diesen Berg für immer zum Verschwinden zu bringen.
Beseelt von diesem Gedanken das der Glaube hält was der Herr Pfarrer verspricht, wenn man nur fest genug daran glaubt, machte sich der gute Salvatore jeden Abend vor dem Einschlafen daran, Gott im Himmel sein Problem ganz genau zu erklären. Wenn er nach seinen Stoßgebet einschlief, verschwand der Berg aus seinen Träumen und er sah sich auf seinen alten Motorrad, einen schmaler Weg entlang fahren, der eingerahmt war von einem Meer aus Blumen und bis zum Horizont nur endlose Weiten und nichts versperrte ihn die Sicht. Ja und eines Morgens als er wieder einmal nach dem Aufstehen beim Wasserlassen wie immer aus dem Fenster, auf den „Descabezado Grande“ sah, kam der gute Salve schwer ins grübeln. Irgendetwas hatte sich verändert. Nicht das dieser Haufen aus Gestein nicht ähnlich hoch und ebenso vom ewigen Eis bedeckt war. Aber der hatte plötzlich zwei kleinere Nebengipfel, es lag wesentlich mehr Schnee und die Flanken vielen viel steiler ab. Dieser Haufen hoch aufgeschossene Zeit schoss es ihm ein, das ist nicht der „Descabezado Grande“. Das ist ein anderer Berg. Ungläubig staunend kratzte sich der gute Salve am Kopf. Irgendetwas schien da mit dem Glauben der Berge versetzt ganz gehörig schief gelaufen zu sein. Doch so sehr es sich auch den Kopf zerbrach, er konnte sich das einfach nicht erklären. Wie hätte er auch auf die Idee kommen können, das ziemlich zur gleichen Zeit, ein paar tausend Kilometer entfernt, der Johann aus Heiligenblut, von seinen Freunden nur "Hans" gerufen, den Großglockner mit seinen unübersehbaren 3798 Meter, auf ähnliche Art loswerden wollte, weil er nur einmal das Meer sehen wollte.
Weil der ehrenwerte Padre ja ausnahmslos nur die Wahrheit verkündete, die noch dazu göttlichen Ursprungs war, muss es doch ein Leichtes sein, dachte sie der gute Salve, diesen Berg für immer zum Verschwinden zu bringen.
Beseelt von diesem Gedanken das der Glaube hält was der Herr Pfarrer verspricht, wenn man nur fest genug daran glaubt, machte sich der gute Salvatore jeden Abend vor dem Einschlafen daran, Gott im Himmel sein Problem ganz genau zu erklären. Wenn er nach seinen Stoßgebet einschlief, verschwand der Berg aus seinen Träumen und er sah sich auf seinen alten Motorrad, einen schmaler Weg entlang fahren, der eingerahmt war von einem Meer aus Blumen und bis zum Horizont nur endlose Weiten und nichts versperrte ihn die Sicht. Ja und eines Morgens als er wieder einmal nach dem Aufstehen beim Wasserlassen wie immer aus dem Fenster, auf den „Descabezado Grande“ sah, kam der gute Salve schwer ins grübeln. Irgendetwas hatte sich verändert. Nicht das dieser Haufen aus Gestein nicht ähnlich hoch und ebenso vom ewigen Eis bedeckt war. Aber der hatte plötzlich zwei kleinere Nebengipfel, es lag wesentlich mehr Schnee und die Flanken vielen viel steiler ab. Dieser Haufen hoch aufgeschossene Zeit schoss es ihm ein, das ist nicht der „Descabezado Grande“. Das ist ein anderer Berg. Ungläubig staunend kratzte sich der gute Salve am Kopf. Irgendetwas schien da mit dem Glauben der Berge versetzt ganz gehörig schief gelaufen zu sein. Doch so sehr es sich auch den Kopf zerbrach, er konnte sich das einfach nicht erklären. Wie hätte er auch auf die Idee kommen können, das ziemlich zur gleichen Zeit, ein paar tausend Kilometer entfernt, der Johann aus Heiligenblut, von seinen Freunden nur "Hans" gerufen, den Großglockner mit seinen unübersehbaren 3798 Meter, auf ähnliche Art loswerden wollte, weil er nur einmal das Meer sehen wollte.
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Mittwoch, 25. Januar 2012
Die Freiheit des Alfons G.
der imperialist, 19:11h
Alfons G. war genau das was man einen mittelmäßigen Menschen nennt.
Er fiel nicht besonders auf und auch nicht besonders ab. Sein Job, seine Wohnung, sein Auto, seine beiden Ehen, seine Ansichten, sein Schwanz, seine Leidenschaft und Hingabe, seine Bedürfnisse, Träume und Hoffnungen, sein Glaube alles, aber auch wirklich alles war mehr oder minder mittelmäßig. Alfons G. schlug nie wirklich über die Strenge. Nicht einmal auf der Weihnachtsfeier kam etwas Anstößiges oder gar Ruchloses über seine Lippen. Mit rassistischen Herabwürdigungen oder Anzüglichkeiten hielt er sich auch dezent zurück. Natürlich waren seine Komplimente auch nur von der Stange wie seine Garderobe. Alfons G. hatte es sich in der Welt ganz gemütlich eingerichtet.
So verging die Zeit wie sie nun mal vergeht im Uhrzeigersinn, nicht zu schnell aber auch nicht zu langsam.
Mit den Jährchen wurde Alfons G. alt, älter, pensioniert und irgendwann hinfällig und gebrechlich.
Aus seiner geliebten Wohnung, in der er 35 Jahre gelebt hatte, musste er raus und er wurde in ein Altersheim überstellt. Das Altersheim ist ein typischer Ort der Mittelmäßigkeit. All jene die zu schnell leben schaffen es nicht dorthin und dann gibt es noch jene die sich lieber eine Kugel in den Schädel jagen, bevor sie dort vorübergehend endgelagert werden. Das Altersheim ist ein Ort der Endgültigkeit. Von dort gibt es keinen Weg mehr zurück ins Leben. Alfons G. vertrat diese Ansicht natürlich nicht. Trotzdem neigte sich auch sein Leben dem Ende zu.
Seine letzte Frau war nicht gekommen um ihn noch einmal zu sehen. Es hätte keinen Sinn gemacht.
Auf Grund der fortgeschrittenen Demenz hätte sie ihn nicht mehr erkannt und Kinder hatten sie keine.
Hinter vorgezogenen Vorhängen lag Alfons G. schwer atmend in seinem Sterbebett, die müden Augen starr gegen die Zimmerdecke gerichtet, wo eine Fliege verkehrt rum saß. Dass die ihn bewusst anstarrte kann man nicht sagen.
Der werte Herr Pfarrer, ein gebürtiger Ghanaer, war auch da und verpasste, nein verabreichte ihn die letzte Ölung.
Da erhob sich Alfons G. brüchige Stimme noch ein letztes Mal bevor sie für immer verstummte und er bat den Pfarrer noch einmal zu sich.
Der Pfarrer beugte sich zu Alfons G. hinunter und sprach mit leichten Akzent, "ja mein Sohn sprich, wie kann ich dir zu Diensten sein".
Da bäumte sich Alfons G. noch einmal auf, bevor alles Leben aus ihm wich und sprach: "Du gar nicht Kanake, aber richte der Schwester Rosemarie aus, das sie einen klasse Arsch hat".
Anmerkung: Auf Grund seines Vorgeschichte war Alfons G. in Sachen rassistischer Beschimpfungen natürlich nicht besonders geübt. Kanake war, was den Priester betraf natürlich nicht der richtige Ausdruck. "Bimbo" oder " Priester Bimbo", wäre in diesem Fall der richtige Terminus gewesen.
Er fiel nicht besonders auf und auch nicht besonders ab. Sein Job, seine Wohnung, sein Auto, seine beiden Ehen, seine Ansichten, sein Schwanz, seine Leidenschaft und Hingabe, seine Bedürfnisse, Träume und Hoffnungen, sein Glaube alles, aber auch wirklich alles war mehr oder minder mittelmäßig. Alfons G. schlug nie wirklich über die Strenge. Nicht einmal auf der Weihnachtsfeier kam etwas Anstößiges oder gar Ruchloses über seine Lippen. Mit rassistischen Herabwürdigungen oder Anzüglichkeiten hielt er sich auch dezent zurück. Natürlich waren seine Komplimente auch nur von der Stange wie seine Garderobe. Alfons G. hatte es sich in der Welt ganz gemütlich eingerichtet.
So verging die Zeit wie sie nun mal vergeht im Uhrzeigersinn, nicht zu schnell aber auch nicht zu langsam.
Mit den Jährchen wurde Alfons G. alt, älter, pensioniert und irgendwann hinfällig und gebrechlich.
Aus seiner geliebten Wohnung, in der er 35 Jahre gelebt hatte, musste er raus und er wurde in ein Altersheim überstellt. Das Altersheim ist ein typischer Ort der Mittelmäßigkeit. All jene die zu schnell leben schaffen es nicht dorthin und dann gibt es noch jene die sich lieber eine Kugel in den Schädel jagen, bevor sie dort vorübergehend endgelagert werden. Das Altersheim ist ein Ort der Endgültigkeit. Von dort gibt es keinen Weg mehr zurück ins Leben. Alfons G. vertrat diese Ansicht natürlich nicht. Trotzdem neigte sich auch sein Leben dem Ende zu.
Seine letzte Frau war nicht gekommen um ihn noch einmal zu sehen. Es hätte keinen Sinn gemacht.
Auf Grund der fortgeschrittenen Demenz hätte sie ihn nicht mehr erkannt und Kinder hatten sie keine.
Hinter vorgezogenen Vorhängen lag Alfons G. schwer atmend in seinem Sterbebett, die müden Augen starr gegen die Zimmerdecke gerichtet, wo eine Fliege verkehrt rum saß. Dass die ihn bewusst anstarrte kann man nicht sagen.
Der werte Herr Pfarrer, ein gebürtiger Ghanaer, war auch da und verpasste, nein verabreichte ihn die letzte Ölung.
Da erhob sich Alfons G. brüchige Stimme noch ein letztes Mal bevor sie für immer verstummte und er bat den Pfarrer noch einmal zu sich.
Der Pfarrer beugte sich zu Alfons G. hinunter und sprach mit leichten Akzent, "ja mein Sohn sprich, wie kann ich dir zu Diensten sein".
Da bäumte sich Alfons G. noch einmal auf, bevor alles Leben aus ihm wich und sprach: "Du gar nicht Kanake, aber richte der Schwester Rosemarie aus, das sie einen klasse Arsch hat".
Anmerkung: Auf Grund seines Vorgeschichte war Alfons G. in Sachen rassistischer Beschimpfungen natürlich nicht besonders geübt. Kanake war, was den Priester betraf natürlich nicht der richtige Ausdruck. "Bimbo" oder " Priester Bimbo", wäre in diesem Fall der richtige Terminus gewesen.
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Dienstag, 24. Januar 2012
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
der imperialist, 21:30h
Normalerweise gehe ich immer zum Supermarkt um die Ecke.
Weil der aber keine Kärntner Käsnudel im Sortiment führte, obwohl er sie an sich anbietet und ich keine Lust hatte, die schlecht bezahlte Kühlwarenbetreuerin darauf aufmerksam zu machen fuhr ich mit dem Fahrrad zum Milleniumstower, in der Hoffnung dort welche zu bekommen.
Ewan McGregor versucht sich im Film "Trainspotting", in einer Toilette, die als das beschissenste Klo Schottlands ausgewiesen wurde, verzweifelt ein Zäpfchen einzuführen.
Wie heißt es im Film: "sag ja zum Leben, sag ja zum Job, sag ja zur Karriere, sag ja zur Familie. Sag ja zu einem pervers großen Fernseher. Sag ja zu Waschmaschinen, Autos, CD-Playern und elektrischen Dosenöffnern. Sag ja zur Gesundheit, niedrigem Cholesterinspiegel und Zahnzusatzversicherung. Sag ja zur Bausparkasse, sag ja zur ersten Eigentumswohnung, sag ja zu den richtigen Freunden. Sag ja zur Freizeitkleidung mit passenden Koffern, sag ja zum dreiteiligen Anzug auf Ratenzahlung in hunderten von Scheiß-Stoffen. Das Scheißhaus sah wirklich abartig abgefuckt und zugeschissen aus.
Selbiges könnte ich auch über mein Fahrrad sagen. Seit gut fünf Jahren lasse ich mein Bike stundenlang unversperrt in Wien herumstehen.
Auf die glorreiche Idee den alten Garen zu stehlen ist bis jetzt noch niemand gekommen.
Um dieses Moment meiner Unzulänglichkeit machen sogar die Räuberbanden aus den neuen EU-Staaten einen weiten Boden. Diesen Drehsessel zu klauen lässt sich ganz offensichtlich mit ihrer Würde als Diebe nur schwer vereinbaren.
Unversperrt stellte ich mein Rostgewitter neben ein in bunten Farben strahlendes Rad, das mit einem gewaltigen Vorhängeschloss gesicherte war.
Im Mittelalter trugen so etwas hin und wieder höchstens die Frauen wenn die Männer außer Haus aßen.
Obschon der Milleniumstower nur ein paar hundert Meter von meinem Supermarkt entfernt ist, pflegt hier zuweilen ein anderes Publikum einzukaufen.
Die sehen besser aus, ihre Körper sind weniger verformt, die Gesichtszüge feiner und sie kaufen andere Dinge.
Manche der Frauen sind richtig schön, höchstwahrscheinlich klug und mit Sicherheit gebildet.
Einer gut 1,80 Meter großen, äußerst wohlgeformten Frau bin ich wie ein verklemmter Stalker durch den halben Supermarkt gefolgt.
Zum Schluss standen wir beide bei den Weinen und Spirituosen wo ich normalerweise nicht gerne stehen bleib. Zu viel schöne Erinnerungen.
Aber jeder braucht sein ästhetisches Vergnügen. Meine Käsnudel habe ich auch bekommen.
Sonst landete nicht viel in meiner Einkaufstasche. Mein Ich in den Jahren dezent abgemagert braucht nicht viel.
Würde ich um 100 Euro Fressen reinpacken müsste ich wahrscheinlich kotzen.
Hinter mir und vor mir türmten sich bei der Kasse die Einkäufe.
Die Menschen die zu den Einkäufen gehörten, sahen alle einigermaßen glücklich und zufrieden aus. Zu jedem Einkaufswagen gehörten mindestens zwei Personen. Bis auf den nervösen Mann vor mir der ein Sechser Trägerl Null Komm Josef kaufte.
Das waren keine verbitterten Verlierer. Aus deren Gesichtern konnte man die Tragödien nicht so einfach herauslesen.
Da stand ich nun allein, ohne nur den Hauch einer Chance zu haben, meine Käsnudel mit jemand zu teilen, den sie vielleicht überhaupt nicht schmecken.
Scheiße dachte ich. Eigentlich gehöre ja in die Freakshow „Liebesgeschichten und Heiratssachen“, wo andauernd diese komischen Teddybären herumstehen und ausgefressene Weiber, deren Männer sich zu Tode gesoffen haben noch einmal die große Liebe suchen.
Schizo sucht….Was ich suche, keine Ahnung ich kann mir nichts mehr vorstellen.
13, 76 Euro. Als ich bezahlte umarmte die Frau, der ich eine Zeit lang wie ein herrenloser Hund hinter getrottet war ihren Mann, so einen Vorzeigespießer, der einigermaßen gelangweilt tat. Kurz dachte ich darüber nach ihn einfach so eine zu scheuern.
Arschlöcher dachte ich, während ich hier in Einsamkeit ertrinke, ersäuft ihr in Liebe.
Draußen wartete auf mich nur das beschissenste Fahrrad der ganzen Stadt, mit einer kaputten Gangschaltung und Bremsklötze die so abgefahren waren wie mein Leben. Schlimmer noch. Diese Rad war mein Leben. In äußeren Zufälligkeiten spiegelt sich bei Zeiten dein Sein wieder.
Deswegen, sag ja zu Do-it-yourself und dazu, auf Deiner Couch zu hocken und Dir hirnlähmende Gameshows reinzuziehen, und dich dabei mit Scheiß Junk-Fraß voll zu stopfen. Sag ja dazu, am Schluss vor dich hinzu verwesen, dich in einer elenden Bruchbude voll zu pissen und den missratenen Ego-Ratten von Kindern, die Du gezeugt hast, damit sie dich ersetzen, nur noch peinlich zu sein. Sag ja zur Zukunft, sag ja zum Leben.
Nur warum sollte ich ja sagen.
Wien 2001
Weil der aber keine Kärntner Käsnudel im Sortiment führte, obwohl er sie an sich anbietet und ich keine Lust hatte, die schlecht bezahlte Kühlwarenbetreuerin darauf aufmerksam zu machen fuhr ich mit dem Fahrrad zum Milleniumstower, in der Hoffnung dort welche zu bekommen.
Ewan McGregor versucht sich im Film "Trainspotting", in einer Toilette, die als das beschissenste Klo Schottlands ausgewiesen wurde, verzweifelt ein Zäpfchen einzuführen.
Wie heißt es im Film: "sag ja zum Leben, sag ja zum Job, sag ja zur Karriere, sag ja zur Familie. Sag ja zu einem pervers großen Fernseher. Sag ja zu Waschmaschinen, Autos, CD-Playern und elektrischen Dosenöffnern. Sag ja zur Gesundheit, niedrigem Cholesterinspiegel und Zahnzusatzversicherung. Sag ja zur Bausparkasse, sag ja zur ersten Eigentumswohnung, sag ja zu den richtigen Freunden. Sag ja zur Freizeitkleidung mit passenden Koffern, sag ja zum dreiteiligen Anzug auf Ratenzahlung in hunderten von Scheiß-Stoffen. Das Scheißhaus sah wirklich abartig abgefuckt und zugeschissen aus.
Selbiges könnte ich auch über mein Fahrrad sagen. Seit gut fünf Jahren lasse ich mein Bike stundenlang unversperrt in Wien herumstehen.
Auf die glorreiche Idee den alten Garen zu stehlen ist bis jetzt noch niemand gekommen.
Um dieses Moment meiner Unzulänglichkeit machen sogar die Räuberbanden aus den neuen EU-Staaten einen weiten Boden. Diesen Drehsessel zu klauen lässt sich ganz offensichtlich mit ihrer Würde als Diebe nur schwer vereinbaren.
Unversperrt stellte ich mein Rostgewitter neben ein in bunten Farben strahlendes Rad, das mit einem gewaltigen Vorhängeschloss gesicherte war.
Im Mittelalter trugen so etwas hin und wieder höchstens die Frauen wenn die Männer außer Haus aßen.
Obschon der Milleniumstower nur ein paar hundert Meter von meinem Supermarkt entfernt ist, pflegt hier zuweilen ein anderes Publikum einzukaufen.
Die sehen besser aus, ihre Körper sind weniger verformt, die Gesichtszüge feiner und sie kaufen andere Dinge.
Manche der Frauen sind richtig schön, höchstwahrscheinlich klug und mit Sicherheit gebildet.
Einer gut 1,80 Meter großen, äußerst wohlgeformten Frau bin ich wie ein verklemmter Stalker durch den halben Supermarkt gefolgt.
Zum Schluss standen wir beide bei den Weinen und Spirituosen wo ich normalerweise nicht gerne stehen bleib. Zu viel schöne Erinnerungen.
Aber jeder braucht sein ästhetisches Vergnügen. Meine Käsnudel habe ich auch bekommen.
Sonst landete nicht viel in meiner Einkaufstasche. Mein Ich in den Jahren dezent abgemagert braucht nicht viel.
Würde ich um 100 Euro Fressen reinpacken müsste ich wahrscheinlich kotzen.
Hinter mir und vor mir türmten sich bei der Kasse die Einkäufe.
Die Menschen die zu den Einkäufen gehörten, sahen alle einigermaßen glücklich und zufrieden aus. Zu jedem Einkaufswagen gehörten mindestens zwei Personen. Bis auf den nervösen Mann vor mir der ein Sechser Trägerl Null Komm Josef kaufte.
Das waren keine verbitterten Verlierer. Aus deren Gesichtern konnte man die Tragödien nicht so einfach herauslesen.
Da stand ich nun allein, ohne nur den Hauch einer Chance zu haben, meine Käsnudel mit jemand zu teilen, den sie vielleicht überhaupt nicht schmecken.
Scheiße dachte ich. Eigentlich gehöre ja in die Freakshow „Liebesgeschichten und Heiratssachen“, wo andauernd diese komischen Teddybären herumstehen und ausgefressene Weiber, deren Männer sich zu Tode gesoffen haben noch einmal die große Liebe suchen.
Schizo sucht….Was ich suche, keine Ahnung ich kann mir nichts mehr vorstellen.
13, 76 Euro. Als ich bezahlte umarmte die Frau, der ich eine Zeit lang wie ein herrenloser Hund hinter getrottet war ihren Mann, so einen Vorzeigespießer, der einigermaßen gelangweilt tat. Kurz dachte ich darüber nach ihn einfach so eine zu scheuern.
Arschlöcher dachte ich, während ich hier in Einsamkeit ertrinke, ersäuft ihr in Liebe.
Draußen wartete auf mich nur das beschissenste Fahrrad der ganzen Stadt, mit einer kaputten Gangschaltung und Bremsklötze die so abgefahren waren wie mein Leben. Schlimmer noch. Diese Rad war mein Leben. In äußeren Zufälligkeiten spiegelt sich bei Zeiten dein Sein wieder.
Deswegen, sag ja zu Do-it-yourself und dazu, auf Deiner Couch zu hocken und Dir hirnlähmende Gameshows reinzuziehen, und dich dabei mit Scheiß Junk-Fraß voll zu stopfen. Sag ja dazu, am Schluss vor dich hinzu verwesen, dich in einer elenden Bruchbude voll zu pissen und den missratenen Ego-Ratten von Kindern, die Du gezeugt hast, damit sie dich ersetzen, nur noch peinlich zu sein. Sag ja zur Zukunft, sag ja zum Leben.
Nur warum sollte ich ja sagen.
Wien 2001
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