Donnerstag, 25. Juli 2024
"Back to Black. Wenigstens einmal im Jahr".
Wir haben ja keine Ahnung, was hinter der nächsten Ecke auf uns wartet. Aber die Musik, die wartet dort immer. Paul Anker. Spiegel Nr.29/2022

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Ich bin zu spät dran. Sorry.
48 Stunden zu spät.
Ich musste diesen Beitrag erst mal suchen.
Letztes Jahr habe ich sowieso lieber Schmäh geführt.
Natürlich über meine Altherrenhoden.
Diese Lodenjopperl des Verfalls.
Du bist ja immer so alte wie es deine Organe sind.
Die bei ihr letztendlich versagt haben.
Mit 27 Jahren.
Ist eine brutale Benchmark für die Außerwählten des Kommerz.
Das ist deren augusteische Schwelle.
Die frühen Fünfziger sind dann eine weitere Hürde.
Allerdings eher für Männer.
Die frühen Vierziger aber auch. Egal.
Dieser Text benötigt eine Benchmark.
Himmelwärts muss es gehen.
Damit unsere Herzen höher schlagen.
Damit es auf der Karriereleiter nach oben geht wo der Ruhm wartet und nicht der Rum.
Die wir so gut wie nie in die Hände bekommen.
Die Leiter des Ruhm.
Wir machen nur die Leiter vom Baumarkt.
Anlegeleitern/Teleskopleitern/Bockleitern/Auflegeleitern/Klapp- & Montagetritte/Fiberglasleitern. Das ganze Programm halt.
Bei der Steh - & Podestleitern wird's schon schwierig
Eben weil wir Außerwählte auf ein Podest stellen.
Ganz oben thront da heute Taylor Swift.
Ziemlich unangefochten sogar.
Sie ist die unerreichte Königin des Pop-Planeten.
Mit Weltgeltung.
Falls sie mit der Musik von Taylor Swift nicht so vertraut sind, sind sie entweder ein/e Ignorant/in oder einfach nur zu alt.
Im Spiegel Nr.28/2024 hatte sie einen langen Artikel.
Lesezeit für langsame LeserInnen 49 Minuten.
Brutal.
Das System Taylor Swift.
Ausgewählte berufliche und private Beziehungen der Popkönigin.
Wie ein Stammbaum aufbereitet. Mit eingeblendeten Dingsdada. Pop-Up-Fenster.
Schaut a bissl so aus wie das verschachtelte Diagramm des Sigma-Imperiums vom René Benke.
René wer? Kenne ich nicht. Ist mir persönlich nicht bekannt. Ist das nicht dieser Schulabbrecher der eine Milliardenpleite zu verantworten hat.

Natürlich auch über "Die Swifties", ihre treuen Fans.
Die solle ihr so treu ergeben sein wie einst die SS-Angehörigen dem Führer.
Eine total eingeschworene Truppe.
Die Taylor Swift glitzert auch so schön bei ihren Auftritten.
Es sind Spezialanfertigungen von Donatella Versace, Roberto Cavalli oder Vivienne Westwood.
Und die Swifties glitzern zurück, nur eher günstig. Sie tragen Paillettenkleider in Pink, Grüngelb, Silber und Gold, Paillettenjacken, Paillettenröcke, Paillettentops.
Scheiße. Ich habe keinen Kaffee mehr.
Jetzt muss ich wieder die alten Geschichten aufwärmen.
Taylor Swifts Songs und Shows. Sie soll eine begnadete Geschichtenerzählerin sein, ihre Geschichten drehen sich angeblich um sie.
Sie erzählen von ihrem eigenen Leben. Sie teilt diese Geschichten wie Geheimnisse, streckt die Hand aus, sie, die echte Freundin, zwischen all den Online-Friends und Followern.
Swift selbst hat ihre Kunst einmal anhand von drei Stiften erklärt: Sie schreibe »Federkiel«-Songs, »Füllfederhalter«-Songs und »Glitzerstift«-Songs.
Scheiße hat diese Frau ein Werk geschaffen.
Die vertut sich nie.

Ich habe heute einen ultralangen Text unabsichtlich in die Titelzeile gestellt.
Jetzt kann ich das Monster nicht einmal mehr löschen.
Jetzt gucke ich andauernd auf riesige Buchstaben. In rot. Gefühlt drei Kilometerlang. Der totale Horror.
Sehr lustig ist ihr Video zum Song "The Man".
Natürlich directed by Taylor Swift.
Eine begnadete Swifferin.
Die Frau räumt alles ab.
Apropos "The Man".
Stan "The Man". Sagt ihnen der Name was?
Wahrscheinlich nicht.
Der hatte es einmal sogar am Schläger.
Heute hatte er es nicht mehr.
Das Alter.
Ab jetzt lebt er nur noch von der Vergangenheit.
Von der kann er zerren während die Zeit an ihm zerrt wie ein Bulldogge.
Swifts Songs erzählen fast immer Liebesgeschichten.
Fast immer aus der Ichperspektive, häufig gerichtet an ein Du. Und so nett und freundlich Swift als Popstar sein mag – die meisten sind gescheiterte Liebesgeschichten. Es geht also um Rache, Neid, Missgunst, üble Nachrede, um alles, was der andere falsch gemacht hat.
Die fiesen Emotionen des Alltags, die Swift immer wieder in geradezu klassische Kurzgeschichten verwandelt.

Aber das habe ich jetzt nur aus zweiter Hand.
Der Artikel über sie war länger als die drei oder vier Titelgeschichten zusammen.
"Amerikas Alptraum".
Über zwei alte weiße Männer.
Einer der beiden geht seit Sonntag aber als alter weiser Mann durch. Seit der amtierender Präsident der USA, der Demokrat Joe Biden auf seine Kandidatur verzichten hat, gilt er als weise.
Nur ganz freiwillig wollte er nicht weise ein.
Trotzdem.
Er hat den Platz freigemacht für die erste farbige Präsidentschaftskandidatin der amerikanischen Geschichte. Kamala Harris.
Schafft sie Wende in den Swing States?
Woher soll ich das wissen.
Aber eines weiß ich.
Das mit der Weisheit eines alten weißen Mannes, der die Tiefen und Höhen des Lebens ergründet hat und mit kluger Urteilsfähigkeit auf die Welt blickt, durch müde Augen, gibt es nicht gratis
Der Gewinn an Weisheit ist auch immer ein Verlust an Welt. Eben weil man nur noch von seinen Erfahrungen zerrt.

In echt bringt man kaum noch einen verständlichen Satz heraus und beim Gehen hapert es auch.
Aber jetzt ist auf einmal Donald Trump der alte weiße Mann.
Der auch noch einem weiteren weißen Mann als seinen "Running Mate” ausgesucht hat.
Aktuelle weiblichen Bevölkerung 50,6%.
J.D. Vance. Der amerikanische Traum eines Hillbilly.
Noch keine 40zig. Aber schon stocksteif in seinen politischen Ansichten.
Nee erzkonservativ.
Typ "Eisenerz". Hat doppelten Boden.
Es gelte Chinas Kommunistische Partei daran zu hindern, «ihre Mittelklasse auf dem Rücken der Amerikaner» aufzubauen. Zudem müssten die Verbündeten der USA die Kosten für die globale Sicherheit mittragen: «Es wird keine Freikarten mehr für Länder geben, welche die Großzügigkeit der amerikanischen Steuerzahler betrogen haben.»
Aber auf der kulturellen Vormachtstellung bestehen diese Amis.
Quälen uns seit Jahrzehnten mit ihren Innovations-Exzessen wie Bing die immer Bong macht wenn du Saft hast in den Clouds.
Das ist dort wo einst die Lucy war. Mit Diamonds.
«Wir sind fertig mit der Wall Street», ruft er den johlenden Anhängern zu.
Das haben schon viele behauptet.
Und dann haben sie im vorauseilenden Gehorsam die Steuern gesenkt.
Trumps Märtyrersymbolik seit dem gescheiterten Attentat wird angeblich nicht funktionieren bei der Wahl.
Also ich finde sein Verfolgungsnarrativ schon ziemlich gelungen.
Der Mann weiß was bei den einfachen Leuten ankommt.
Der hat ein unglaubliches Talent für die unterste Schublade. Für die ganz große Show.

Die macht auch die Taylor Swift auf.
Aber ganz anders. Da stinkt es nicht nach verschimmelten Leberwurstbroten.
Da klingt es ganz wunderbar.
Die ist das Gegenteil von verstaubt.
Das Formenspektrum ihrer Songs.
Swift wird manchmal vorgeworfen, ihre Musik würde immer gleich klingen.
Dazu kann ich nichts sagen.
Auch nicht zu ihrem alten Schal.
In ihren Hit »Anti-Hero« aus dem Jahr 2022 schmuggelte sie die Worte »my covert narcissism« ein. So versteckt war dieser Narzissmus allerdings nicht. Natürlich geht es immer um Taylor Swift in ihren Songs. Was Swift nur besser macht als alle anderen: Sie findet in ihrem Leben das, was sich mit den Leben der anderen verbinden lässt, was anschlussfähig ist. Darin liegt ihr Talent. Darin liegt das Fundament ihrer Macht. Quelle: Spiegel Nr.28/2024.

Siehste. Mein Talent besteht darin nicht anschlussfähig zu sein. Ich bin ein alleiniger. Das ist das Fundament meiner Ohnmacht.
Natürlich sage ich das alles mit einem Lächeln.
Hinter dem ich mich eingegraben habe.
Komödie ©️ Tragödie.
Ich stehe immer am Bühnenrand zur totalen Lächerlichkeit.
Aber ohne Glitzer und ohne Lametta.
Und ohne und überhaupt.
Nicht einfach da die Fassung zu bewahren.
Die Würde ist glitschig wie ein Fisch.
Die Todeszonen. Im Meer. Der soziale Selbstmord der ganz kleinen Fische. Die Lebensfeindlichkeit. Die Unmöglichkeit. Kein innerer Monolog Schizophrenist.
Der ist nicht anschlussfähig. Keine Wortaufhänger.
Apropos Anhänger.

Letzte Woche im Spiegel Nr.29/2024.
Kennen Sie Taylor Swift? »Tayla watt?«
Taylor Swift spielt diese Woche drei Konzerte in der Schalke-Arena – und kein einziges in Berlin. Fans machen sich darüber lustig: »Where the fuck is Gelsenkirchen?«
Aber der Superstar und die arme Ruhrpottstadt könnten einiges gemeinsam haben.
Die spielt drei Konzerte in Gelsenkirchen.
Natürlich in der Veltins-Arena am am Rudi-Assauer-Platz 1.
Keines in Berlin.
Ich bin auch dabei. Zweite Deutsche Bundesliga.
Mit Schalke 04. Die Beste Zweite Liga der Welt.
In Gelsenkirchen lässt sich auch noch das alte Schalke-Stadion besichtigen, die Glückauf-Kampfbahn. Es liegt in Schalke-Nord, dem Viertel, in dem sich früher das Leben um Schalke 04 abgespielt hat, als der Ruß der Zechen noch die Gardinen in Gelsenkirchen schwarz färbte. Dort befindet sich das Bosch.
In einer Ecke ist ein Schild an einem der Tische angebracht, darauf steht: »Stammplatz Ernst Kuzorra 16.10.1905–01.01.1990«. Heiligert zeigt auf den Platz und sagt: »Der bleibt immer frei. Da saß immer der Ernst.«

Ira trägt das Kleid heute zum Treffen mit dem SPIEGEL, es funkelt blau. Hardcorefans tragen zu den Konzerten Outfits, die immer dem Motto eines der elf Studioalben von Taylor Swift entsprechen sollen. Ihres, sagt Ira, sei »Midnights«, das von Nasthasia »Speak Now«. Viele Autofahrer hupen, als Ira und Nasthasia in ihren Glitzerkleidern über die Schalker Meile laufen. Nasthasia: »Als ob die noch nie ’ne Frau gesehen hätten.«
Und im Radio läuft "Open Your Eyes" Guano Apes.
Ich mag den Lärm. 1997.
Da hatte ich es noch.
Da hatte noch Widerstandsgeist.
Zwar hatte ich keine Träume mehr oder Ziele vor Augen.
Aber hinter der Sonnenbrille versteckt leistete ich Widerstand.
Heute klebe ich Aktionsmarken.
Nee Rabattmarken. Nie mehr als drei Produkte gleichzeitig.
Die klebe ich wie in der Bronx fest.
126a. Und nicht 151a.
Die Traisengasse rauf und rechts rein in die Engerthstraße.
Look what we have done.
Viele Fans bewundern Swift dafür, dass sie davon erzählt, wie es ist, keine Freunde zu haben und früher gemobbt worden zu sein. Auch Gelsenkirchen weiß, was es heißt, gemobbt zu werden: von Englandfans, von Jimmy Kimmel, auch von Menschen aus Süddeutschland. Taylor Swift macht Menschen auf der Welt Hoffnung.
Das macht aber Schalke 04 auch.
Diese Taylor-Swift-Songs sollten Sie kennen.
Unbedingt.
»All Too Well«
»Look What You Made Me Do«
»Look What You Made Me Do« ist ein Rachesong, der sich gegen die Swift-Antagonisten Kanye West und dessen damalige Ehefrau Kim Kardashian richtet.

Schon denke ich an einen grandiosen Arsch.
Auch in echt. Das kam so.
Ich war diese Wochen bei einer Augenärztin.
Auch zur Frage ob die Netzhaut eh noch flach aufliegt.
Fragte ich die Assistentin.
Machen sie auch eine Aufnahme von meiner Netzhaut?
Ich bin das erste Mal hier.
Nee, antworte die sehr junge Assistentin.
Netzhautaufnahmen machen wir nicht.
Sind sie sich da ganz sicher?
Ja bin ich mir.
Und dann guckte sie mich gelangweilt an.
Das ist es schon sehr viel. In der Regel gucken dich junge Frauen nicht mehr an.
Die Augenärztin machte dann eine Aufnahme der Netzhaut. Links wie rechts.
Passt schon.
Natürlich verwamste ich die Assistentin nicht bei ihrer Chefin.
Einmal musste die aber noch aufstehen von ihrem Assistentinnen-Drehstuhl und in den Raum fürs Läsern abbiegen.
Nein es war der Gesichtsfeldraum.
Meines ist nicht eingeschränkt.
Das geht mit dem Verstand nicht d'accord.
Der akzeptiert gewisse Einschränkungen nicht auf Anhieb.
Aber der persönliche Zufriedenheitsindex ist sowieso ein Hundling.
Riesengroße rote Buchstaben. Die sich nicht löschen lassen. Der totale Horror.
So genau will ich es nicht wissen.
Ich will mir nicht mehr ins Gesicht schreien lassen.
In roten Großbuchstaben.
Die Welt macht ja nur noch in Überschriften.
Dabei steht alles Wesentlich im Kleingedruckten.
Aber einen klasse Arsch hat die Aszension dachte ich mir.

So sind wir Cis-Kerle dachte ich mir zu Hause in der Hapfn liegend.
So sind wir.
Nein so waren wir mal.
Das mit dem klasse Arsch war unser Untergang.
Ich hätte der jungen Assistentin weiterhelfen sollen.
Ihr ganz schonend erklären das ein/e Augenärztin auch Aufnahmen von der Netzhaut macht. Das ist ihre Kernkompetenz.
Aber ich habe es beim klasse Arsch belassen.
Taylor Swift hat einige Liebeslieder geschrieben, aber ihr Lovesong-Meisterwerk ist »Lover (2019)«.
Taylor Swift soll ihr Image rigoros kontrollieren.
Gut sie hat auch sehr viel Image.

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Kontrolle.
Das kann man über dich nicht behaupten Amy.
Dass du die Kontrolle hattest in deinem Leben.
Viel zu früh genommen. Und doch so viel gegeben.
Denn Belgrad war noch nie ein guter Ort um wieder aufzuerstehen.
Am Amselfeld üben "die Serben" seit Jahrhunderten nichts als Niederlage.
Was aber nichts zu sagen hat und doch endlos spricht.
Hauptsache der Gründungsmythos hat Heldenpatina, und reichlich Blut, das von den Schwertern tropft, im grollenden Kriegsgeheul, durch die Zeiten wandernd wie eine Pistolenkugel durch den Geschichtenlauf, den Finger immer am Abzug Selbige zu interpretieren, wie einen Song in der x-ten Coverversion.
Zwar kann man einen Mythos mit Fortschritt kreuzen, aber Fürst Lazar gibt seinen Heldentod weiterhin und beeindruckt der Zeitenläufe den Seinen, statt ich kann Euch nichts geben außer den Glauben an dieses Schandfleck von Nation. 🇦🇹
Nicht die Qualen im KZ, als ich zur Prügelstrafe verurteilt wurde, weil ich verbotenerweise in einem Gespräch das Wort Österreich verwendete. Ihr habt doch mehrheitlich für den Anschluss gestimmt.
Die Schmerzen kann ich auch nicht mit euch teilen, als ich vor versammelten Häftlingen und Wachmannschaften von zwei SS-Männern über einen Bock gelegt und mit einem wassergetränkten Ochsenziemer 25 Mal auf den Rücken geschlagen wurde, bis ich bewusstlos mit blutverschmiertem zerschlagenen Rücken auf dem Bock lag, wie ihr mit eurem Führer-Kult falsch.
Nicht die Dunkelheit in Einzelhaft, die sich später in deiner Stimme verfing, im epigenetischen Ahnengesang.

Die auch ganz allein für sich stand, auf Beinen die nicht trugen, die Last des Außergewöhnlichen.
Und wenn doch dann hin zur Zerstörung.
Wenn ich könnte würde ich ein Lied schreiben und Amy Winehouse würde es singen. Sagt die Stimme des alten Leopold Figls.
Und zwar jene Amy Winehouse aus ihrem guten Tagen, auch wenn es sie ohne Belgrad wohl nicht zu haben gibt, die Stadt hinter dem Amselfeld, wo sich die Serben aus der blutigen Muttererde ihren nationalen Cocktail mixen, fast so heftig wie ein Rickstasy.
Als eine kaputte Göttin des Souls der hungrigen Meute zum Fraß vorgeworfen wurde wie einst die Bewohner:innen Sarajevos den Bomben und Raketen bosnischer Serben.
Ein übler Haufen.
Sagen die einen.
Glorreich, heldenhaft und männlich.
Sagen die anderen.
Und irgendwer ist immer der Andere.
Die Amy Winehouse sagte nichts konkretes dazu.
Eine besoffene Sängerin, auf einer Bühne der Welt ausgesetzt, die sich selbst der Welt ausliefert, die stolpernd und torkelnd um ihre Stimme ringt, ist wie ein Herz das aus dem Rhythmus schlägt.
Das war schon bei der Callas so.
Und keine Liebe in den Männer in ihrem Fame-Hood, die sie zwingend im Takt des Lebens hielten, wie ein Schrittmacher oder eine künstliche Hüfte, den Weg zu gehen, der man noch zu gehen bereit ist.
Anna Karenina unter den großen unverwechselbaren Stimmen.
Zwar war auch die Stimme Whitney Houston ohnegleichen und viel mehr meine Generation als du. Insider sagen. Auch Whitney Houston starb an gebrochenen Herzen, ausgebuht von ihren eigenen Leuten, der "Back Community". Wegen musikalischen "Whitefacing".

Dabei ist "Black Live Matter" derzeit sowieso in aller Munde. Das wird zerkaut und zerkaut wie ein Redneck in den Südstaaten Kautabak.
Inzwischen war sogar Sturm aufs Kapitol. Angeführt von einem Präsidenten, der zum Sturz seiner Präsidentschaft die Meute aufstachelte, um herrschen zu können wie Putin.
Und die Doku auf Arte über Whitney Houstons letzte erfolgreichen Welttournee habe ich abgebrochen, eh zu einem Zeitpunkt als sie noch die Töne traf statt nur noch ihre Gespenster.
"Whitney Houston von Ehemann verprügelt - Verfahren eröffnet". Lesedauer 2 Minuten.
Nur ist heute der 23. Juli 2022.
Den richtigen Ton treffen. Schwierig. Für mich dreht sich das Wort-Karussell zu schnell.
Kleine Göttin der Furchtlosigkeit, so stark in ihren guten Momenten, und so schwach im Nebenerwerbsberuf Leben, wie mit Kreide auf den Asphalt gemalt, kurz bevor der große Regen kommt.
Natural Gift des Jazz, keiner Retortensendung entsprungen, nicht gemacht oder gedrillt und so echt in ihren Gefühlen, dass selbst ich, in zerfransten Rändern der Idylle um Fassung rang, wenn ich sehen musste was nicht zu übersehen war.
Dabei kann ich nicht mal richtig Englisch. Grünschimmernde Rose des Soul vom Schicksal übertüncht.
Deine Stimme hatte ein Götterbote aus dem Olymp gestohlen.
Und jetzt waren alle hinter dir her.

Die eifersüchtigen Götter und die weniger Göttlichen, um sie dir wieder weg zu nehmen, wie deines Urgroßvaters gesponnenen Lebensfaden, in dein dichtes Haar, geflüchtet, für einen dieser ganz seltenen Momente, ganz ohne Strg + C und Strg + V, das sich zu einem großen Fest türmte.
Wenn das Schlagzeug einsetzte und diese Stimme loslegte, unverwechselbar genau, wie ein Gemälde für die Ohren, das den Raum erfüllt.
Die einen malen mit ihrem Pinselstrich - die anderen mit der Koloratur ihrer Stimme.
Farbe ist Farbe.
Egal ob auf Papier eine Wand oder in die Ohren geklatscht.
Man sagt du warst die Gewaltigste deiner Generation.
Nur statt wie einst die besten Köpfe seiner Generation vom Wahn zerstört, hungernd hysterisch nackt im Morgengrauen durch "Negerstraßen" schleppten/Geheul/Allen Ginsberg, haben sie dich durch die Boulevardmedien Englands gejagt, ebenfalls auf der Suche nach einem wütenden Schuss.
Den Zumutungen des Außergewöhnlichen nicht gewachsen wie ich dem Gewöhnlichen.
Aber hier wird es unbeständig.
Das Gleichzeitige des Ungleichzeitigen.
Es trägt das Haar nie offen.

In der Zeitung stand, du warst wie Billy Holliday, trotz aller Mädchenhaftigkeit, von höherer Einsicht des Unverwechselbaren gespeist, aus der unkenntlichen Masse der lebenden Toten herauskatapultiert ins Rampenlicht des Musik-Business, zurückgeworfen auf die Verführungskraft und die Verwerfungen des Ruhms.
Zuflucht suchend in der Pose der Resignation, im "Sportin Live", wo doch alle, die nicht einen richtigen Ton treffen im Leben, sich gierig an dir schadlos hielten. Solange halt noch ein verdammter Rubel aus dir heraus zu kratzen war, wie Kobalt aus einer Mine, im Angesicht des drohenden Pleite, als sie an dir zogen und zerrten, bis du hinten hinaus ganz ausgemergelt und abgemagert warst, fast so wie Holocaust.
159 cm groß. Eventuell auch 1,60cm. Das Netz ist sich da nicht sicher. Gewicht 40 kg.
Ungekrönte Kaiserin des Straßenecken-Doo Wob, wie ein ferner Planet am Ende unseres Sonnensystems, während Unsereins nur bis zur dunklen Seites des Mondes kommt, wo inzwischen ein ziemliches Getümmel sein soll, ein geopolitisches Gedränge.
Angeblich zeichnet sich der Doo Wop durch den intensiven Gebrauch von Nonsens-Silben und Melismen aus.

Wird schon so sein. Aber so genau wollte ich es nie wissen. Ich wollte nur deine Musik hören.
Ein Leben, funkelnd und schimmern, das immer höher und höher stieg, einzig des tiefen Fall willens, akklamiert von den besseren Leuten in ihren Late Night-Shows, die sich ganze Armeen von Gag-Schreiber*innen hielten und dir vor den Abstürzen dick Honig ums Maul schmierten.
Es war so disgusting.
Aber so sind wir nun mal.
Auch die weniger Ambitionierten und Taltentierten, auf den verkrachten Plätzen des Lebens wollen es nicht nur zu Silvester knallen hören.
Wir haben das Weiße in den Augen, wenn wir in Sarajevo, so viel Gerechtigkeit muss schon sein, oder sonst wo brülen: "Sing. Sing. Sing doch verdammt noch mal. Wofür haben wir bezahlt. Besoffen, auf allen Vieren kriechen können wir selber".
Sliwowitz-Matrjoschka unter den Schnapsdrosseln.
Der Grat zwischen Bewunderung und Verachtung ist ein schmaler.
Die Abstürze zwischen den Zeilen in deinem Liederbuch erzählten davon.
Betörende Kriegerin des schönen Schreckens.
Nicht ein Dealer konnte nein zu dir sagen.
Und mit Gnade, sagen wir wenigstens der großen Kunst, einer großen Künstlerin wegen, haben wir es sowieso nicht so dicke.
Große Künstlerin.
Uns ist die Meisterschaft des Draufhauens viel geläufiger.
Wir lieben auch den Verrat, einzig um den Verräter hängen zu sehen.
Scheue Sklavin der Sucht, im toxischen Paradies liegen deine aufgezogenen Spritzen verstreut wie Indizien in einem Mordprozess.
Wir alle haben dich gekillt nur auf dem Gewissen haben wir dich nicht.

Die große Kunst, auf den ganz großen Bühnen, ist wie der Arm eines Junkies, gierig nach der nächsten Dosis Mensch.
Das Volk braucht sein Opium und dich haben wir mit Hingabe geraucht.
Deine Extravaganz in der Falle des Kommerzes, das Besondere von der Maschinerie Pop-Industries zerhackt wie Eis für einen weitern Drink.
Geht ratzfatz.
Dein Verfall, wie eine üppige Henkersmahlzeit für die Namelosen, die sich tagtäglich durch die Häuserschluchten dieser Kultur schieben, wie eine Mure Geröll, die nur noch über Bande zu Gefühlen findet, angestachelt von der englischen Boulevardpresse.
Hier ein Klick dort ein Stich. Mitten ins Herz.
Katzen sagt man haben sieben Leben.
Und deine Seele ist tausend kleiner Tode gestorben, erniedrigt von tätowierten Schwänzen und verspottet von abgelegten Mikrofonen.
Nur der Katzenjammer deines letzten Sterbens war ein Aufbäumen zu fiel.
Alles oder Nichts.
Eventuell mit 4 Promille im Blut, von Bulimie geschwächt, ist wie russisches Roulette mit 5 Kugeln.
Bezeugen kann ich es nicht.
Aber in der Ewigkeit, auf dem der Raureif liegt, wie du leblos in deinen Bett, werden sie dir schon 3 ½ Minuten Unsterblichkeit zugestehen.
"The show must gone on".
Allein von der Zugabe der Bewunderung wird hier niemand satt.
Industrie ist Industrie.
Egal ob Schwerindustrie oder Pop, ob OMV oder Spotify.
"Lady black bird", flieg weg von unseren Dächern aus denen es schwarz herausraucht.
Uns klebt zu viel alltägliche Scheiße an den Schuhen, mit dem wir uns herumschlagen müssen.
Überwacht, kontrolliert, und von 0len und 1nen durchleuchtet.
Jederzeit bereit sein/e Nachbar*in zu verwamsen.
Vertrauen ist gut - aber Kontrolle ist das Mantra.
Letztes Jahr am 23 Juli machten wir noch Sars-CoV-2-Pandemie und Klima, das wir retten sollen.
Da war die Katastrophe zwar zum Greifen nah aber wir hatten noch Spielraum.
Seit 24. Februar 2022, dem Tag als Russland die Ukraine überfiel, ist sie jetzt gegenwärtig.
"Lisa" - "Layla". Ich habe längst den Überblick verloren.
Man versucht uns jetzt auf härtere Tage einzustimmen.
Es sieht so aus als ob wir den Verzicht neu lernen müssen.

Nicht einfach. Nach 30 Jahren "Billig und Willig".
Kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Rede Leopold Figl 1945.
Soweit ist es noch nicht.
Obschon die Sprache, die Sprache.
Jede Kilowattstunde, die nicht gebraucht wird, hilft, über den nächsten Winter zu kommen.
Wohin wir kommen sollen wird aber nicht gesagt.
So ist es derzeit.
Eventuell wir es kein Gas geben für die Heizschwammerl in den Winter-Schanigärten Wiens.
Wird man beim Bechern und Chillen eventuell frieren.
In einer arschkalten Welt bei +37 grad Celsius.
Ansonsten ist es wie gehabt.
Ich (Ver) wehre mich gegen meinem Verfall, gegen meinen Untergang, und gegen die Auslöschung der ukrainischen Kultur.
An eine Routine klammernd wie du dich an deinen Kerl. In der Regel Bad Guys. Für dich anziehend, für die erste Reihe Fußfreien toxisch.
Ein Menschenleben, viel zu früh ausgehaucht, von unschätzbaren Wert, in den Clouds zu einem Best of Album exhumiert, gestückelt und gestreamt, für die U-Bahn oder wenn man sich mal down under fühlt.
Zu deinem zehnten Todestag werden sie dich eventuell wieder ausbuddeln, aus dem Heldinnenfriedhof der Pop-Geschichte, die musikalisch nur noch am Nachplappern ist wie ein Papagei und sich selbst imitiert.
Was bleiben wird ist diese einzigartige Stimme, wie ein Ritt auf einer Rasierklinge.
Am Boulevard of Broken Dreams im "Phillies" öffnet sich die Tür, und eine wunderbare Sängerin tritt ein, die es unangestrengt hinbekam, dass ich den Wortmacher für einen Moment vergaß.
Ein unbeschreibliches Geschenk.
Lässt sich neben James Dean auf den Barhocker fallen, Kurt Cobain ist gerade am Klo, während sich Whitney Houston, einen "Callas" bestellt,
nimmt einen tiefen Schluck und haucht dem Nachlass von Welt ins Ohr: "They tried to make me go to rehab, I said, no, no, no. I go back to black".
Auch ich kann dir weiterhin nichts geben, hier in der Bronx festgeschnallt wie an ein Akutbett auf der Klapse, als eine Sekunde des Innehaltens.
Verlass dich drauf.

Ende.

Fazit: Ach ja dein Grab. Es liegt nicht mehr in Europa sondern nur noch in Großbritannien.

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