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Montag, 28. Januar 2019
Splitterhaftes im Auge des Betrachtens
der imperialist, 20:50h
Bin ich schon wieder am Gratis-Bloggen. Es ist das Grauen, das nackte Grauen. Vertikal aufdringlich und horizontal nicht von der Hand zu weisen, wenn ich kleinstbürgerlich verstümmelt schon wieder dabei bin Arbeit zu simulieren. Ein Königreich für ein richtiges Leben dass nicht dem Scheitern versprochen ist. Da lob ich mir fast jene Herren in den mittleren Jahren, die bei mir in der Bronx am späten Nachmittag leicht bis mittelschwer angedudelt aus den Kneipen wackeln. Kneipen die ich niemals aufsuchen würde. Nicht weil ich was Besseres bin. Was dort gesprochen wird strotzt nur so von Selbstwirksamkeit, die schneller verpufft als ein Benzin-Luftgemisch. Nur zu meist ohne Knall. Mit dieser Art des Scheiterns kann ich mich nicht und nicht anfreunden. Meine Abscheu vor Männern in den mittleren Jahren, deren Gesagtes ohne die erhoffte Wirkung bleibt, hat inzwischen schon eine körperliche Komponente. Die lieben es in ihren Gedanken extremst brutal zu sein. Als ob die beim Obergruppenführer Hydrich in die Lehre gegangen sind. Über den wurde gesagt. Er war so effizient weil er so brutal war. Die Nachmittagsmänner brauchen diese Attitäde zum Überleben, um vor sich und ihrer Peergroup bestehen zu können. Die denken tatsächlich dass so eine Sprache von ihnen erwartet wird. An der Theke sitzend sagen die dann oft die ungeheuerlichsten Dinge, die immer öfter auch den Weg ins Netz finden. Einer stopft die Flüchtlinge zurück in die Züge, ein weiterer setzt Auschwitz wieder in Betrieb und der Übernächste hebt dann sein Glas und brüllt „ein Hoch darauf dass Arbeit wieder frei macht“. Wobei ich jetzt maßlos übertrieben habe. In der Regel sind die Männer an den Nachmittagstheken viel weniger geistreich. In der Kneipe bei mir um die Ecke wird andauernd eine neue Kellnerin gesucht. Wirklich andauernd. Eine Kellnerin oder Thekenfrau ist gezwungen sich das blöde Gerede, das an Stumpfsinnigkeit kaum zu überbieten ist, tagtäglich anhören. Normal müsste diesen Frauen eine Erschwerniszulage ausgezahlt werden. In Wahrheit müssen Kellnerinnen den Nachmittagsmännern immer schön freundlich kommen damit wenigstens das Trinkgeld stimmt. Auf der Donauinsel bin ich schon mit dem alten Sack völlig überfordert, wenn der neben mir zu seiner fremdenfeindlichen Arie anstimmt. Der Mann ist über siebzig, im Leben völlig gescheitert, lebt nur noch in Erinnerungen, in denen er sich beinahe selbst zerstörte, was unsere einziger Aufhänger ist, da weiß ich es auch nicht besser, und zieht aus grauenhaften Überlegenheitsphantasien seine ganze Lebenskraft. In der Schattenwelt ist dass sich zerstören dass eigentliche Gelingen. In solchen Momenten, wo er sich dann immer weiter in sein Gesagten hineinsteigert, wächst er dann immer über sich hinaus und wird zu dem Menschen der er gerne wäre. Den noch mal in die Schranken zu verweisen ist völlig sinnlos. Der dreht sich dann einfach um und sucht sich einen neuen Depp den er vollschwatzen kann. Das geht razz fazz und schon wird er fündig. Sieht der mich in meinen Klappstuhl sitzen kommt er auch schon angestürmt. Grauenhaft, schrecklich. Der sieht mich Monate nicht und das erste was ihm zu mir einfällt sind die scheiß Kümmeltürken die er hinter der Grenze ihrem Schickal überlässen würde. Der ist gebürtiger Steirer. Aus einfachen Verhältnissen stammend in die frühe Nachkriegszeit hineingeboren. Wenn der gar so sehr auf den Putz haut fällt es mir schwer das Opfer in ihn zu sehen. Möglicherweise liegt das auch daran dass ich einen Ärmel habe. Das ist was Milleu bedingtes. In der Schattenwelt muss man sich aufblasen. Haus, Auto, Frau, Boot hat man ja zuemeist nicht. Der Mann wohnt in einer kleiner Gemeindewohnung. Und jedes Jahr kauft er sich ein neues Motorrad. Apropos Opfer, Fremdenfeindlichkeit und Islam. Allein im Jänner gab es in Österreich sechs Frauenmorde. Die Frau Dr. Gudula Walterskirchen holt in ihrer heutigen Kolumne zum Thema Gewalt gegen Frauen ziemlich weit aus. Im 20. Jahrhundert waren es die Kriegsheimkehrer, die vom Krieg brutalisiert und der Familie entfremdet, ein stetiger Hort von Gewalt waren. Von diesen Männern kommt sie dann bald einmal auf Migrantinnen zu sprechen, deren Anteil in den Frauenhäusern überproportional ist. Also bei Frauenmorden führen noch die heimischen Männer als Täter. Von den geschlagenen Migrantinnen in den Frauenhäusern, hüpft die gute Frau, dann auch schon razz fazz, so schnell kann kein Zack, beim Zylissen, Zicken, rüber zu Männern muslimischen Glaubens, die ihre Tat angeblich mit dem Koran rechtfertigen, so wie die hiesigen Täter hierzulande früher ihr Tun mit der Bibel entlasteten. Fürs Islam-Bashing findet sich in konservativen Kreisen immer ein passender Aufhänger. Es ist ja nicht die Kritik am Islam die mich stört, sondern dass in konservativen Kreisen der Islam so ziemlich das einizige Thema ist. Diese Fixierung sollte man vielleicht einmal einen Psychiater vorstellen. Hören die das Wort Islam speicheln die sich auch schon ein. Was ist eigentlich mit Männer die Gewalt ausüben und nicht religiös sind. Womit rechtfertigen die sich? Mit Auszügen aus einem Magazin über Handfeuerwaffen. In der Wochenendbeilage meiner Q-Zeitung (Die Presse) wird das Buch „Warum es kein islamisches Mittelalter gab“ vorgestellt. Der Autor ist ein gewisser Thomas Bauer, seinerseits Islamwissenschaftler. Ein Mann vom Fach. Das Buch habe ich noch nicht gelesen. Die Besprechung des Buchs durch einen Herrn Georg Cavallar fällt sehr wohlwollend aus. Der schreibt hinten hinaus, dass der Herr Tilo Sarrazin mit seiner fachlichen Unkenntnis und seiner Halbbildung in Sachen Islam, auch wenn sich der Herr Sarrazin als Universalgelehrter versteht, bei Amazon auf fast 500 meist enthusiastische Bewertungen für den Bestseller „Feindliche Übernahme“ kommt. Der Fachexperte Bauer hingegen hat für seine bisherigen Publikationen dort nicht einmal 20 Bewertungen geschafft. Auf Bento.de steht dass die Trump-Administration die Definition häuslicher Gewalt wieder abgeändert hat. Häusliche Gewalt wird nur noch rein körperlich als Gewalt anerkannt – seelische, sexuelle, psychische oder auch ökonomische Gewalt zählen nicht mehr. Ob hinter dieser Gesetzesänderung muslimische Lobbying-Gruppen stehen oder doch eher Evangelikale, weiß ich von der Bronx aus natürlich nicht zu beantworten.
Ende.
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