Mittwoch, 23. Januar 2019
Das Patriachat
schreibt die Journalisten Sybille Hamann, in ihrer heutigen Kolumne in meiner Q-Zeitung (Die Presse), sagt zum Mann: „Du musst stark sein, sonst bist du kein richtiger Mann. Du musst zeigen wer der Herr im Haus ist. Du musst immer alles unter Kontrolle haben. Wenn du das nicht kannst, wenn du Schwäche zeigst, Verletzbarkeit oder Schmerz, oder zugibst, dass du nicht mehr weiterweißt, dann bist du ein Schlappschwanz. Ein Mann weint nicht. Ein Mann gibt nie auf“.

Es scheint so dass mir das Patriachat nix mehr viel zu sagen hat. Ich verstehe nicht was es bedeutet stark zu sein. Wenn stark sein bedeutet dass man am Türrahmen Klimmzüge macht, natürlich ohne Klimmzugstange und da mit Fünfzig 10-15 schafft, auch mehrmalig, dann gehöre ich eher zu den Stärkeren. Herr im eigenen Haus bin ich als Mann mit einer schizoaffektiven Psychose eher selten. Dort haben zu meist der Wortmacher und die Bildmacherin das Sagen. Und hin und wieder der Scheißhausdämon, der noch immer die Sachen vom toten Jungen vom Strand aufträgt und einer zerschossenen Leiche immer mal wieder die Extremitäten ausreißt, wenn ich nicht ganz seinen Wünschen entspreche, besser gesagt mich zu weit von der Kultur des Leichenfledderns entferne. Unter Kontrolle habe ich so gut wie gar nichts. Für das Ausüben von Kontrolle fehlt es mir einerseits an Gelegenheiten, anderseits auch an Fähigkeiten und letztendlich auch an Neigung. Wie sie vielleicht schon wissen kann ich so gut wie nix. Das lässt einem wenig Spielraum. Stellen sie sich vor ich lebe mit einer Akademikerin zusammen die Architektin ist oder Apothekerin. Und am Abend sage ich dann zu der: So gute Frau. Ab morgen kannst du genau so wenig wie ich sonst setzt es was. Welche Frau bricht da nicht in schallendes Gelächter aus. Schon beim Niederschreiben diese fiktiven Situation muss ich lachen. Wie es um meine Verletzlichkeit bestellt ist. Schwer zu sagen. Ehrlich. Für die interessiert sich allerhöchstens meine Nerventante einmal in Monat. Und die auch nur gegen eine kleine Aufwandsentschädigung. Wobei ich zugebe. In dieser Frage a bissl gehemmt und lernbehindert zu sein. Meine Stiefmutter, die berühmte Um2, hat mir meine Verletzlichkeit von klein auf abgewöhnt, wenn nicht sogar ausgetrieben. Fragen sie mich nicht warum. An sich ist die eine recht freundliche Person, zumindest wenn sie unter Beobachtung steht. Schmerzen sicherlich. Die Seele sagt man und vor allem die Gelenke sind nicht mehr ganz so stabil. Ich schlafe schlecht, was auf die Stimmung drückt, und unlängst musste ich mich mit Nierensteinen zum Urologen schleppen. Scheiße war das pissen schmerzhaft und blutig bis die Steinchen endlich raus gespült waren. Wobei das stimmt nicht ganz. Ich bekam Tabletten die das Pissen erleichterten. Weiter weiß ich im Leben schon lange nicht mehr. Grob geschätzt werden das inzwischen schon gut 35 Jahre sein. Wer so freundlich ist und schon länger bei mir liest, oder wenigstens hin und wieder, Gelegenheit dazu gab es in den letzen 2970 Tagen zu genüge, wird das sicherlich bestätigen können. Fragen sie mich nicht wie oft ich schon geschrieben habe dass ich eigentlich nur noch mein Ende verwalte, eben weil ich im Leben nicht mehr weiter kann. Diese kleine Distanzierung von mir zum Ende hin ist eine Überlebenstechnik. An sich verwalte ich nicht meine Ende sondern mich der Restmüll von Mensch der ich im kleinbürgerlichen Sinne bin. Ob ich mich deswegen als Schlappschwanz sehe. Eigentlich nicht. Sie könnten doch mal das Patriachat bei mir vorbei schicken und das sülzt mich dann auf meinem Teppich stehend mit der Schlappschwanz-Thematik voll, während ich eine Serie in der Glotze gucke oder auf Arte die Dokumentation „Trump und der Staatsstreich der Konzerne“. Wobei der Titel etwas irreführend ist oder ungenau. Seinen Anfang nahm dieser Staatsstreich mit Ronald Reagan, Clinton war auch gut im Geschäft, die Bushs sowieso und was Obama tat war schon auch sehr den Umständen geschuldet siehe Lehman-Pleite 2008. Werden sie schon sehen was passiert, wenn sie mich mich damit volllabern, warum das Patriachat von Natur aus allen anderen Systemen überlegen ist. Für Schattenwelt-Männer gibt es sowieso nur zwei Optionen, gleichgültig wer gerade das Sagen hat. Entweder werden sie von den Verhältnissen überrannt oder sie werden ignoriert und dann sind sie hinten hinaus, falls sie es so lange schaffen, der Ignorant und der Wahnsinnige in einer Person. Nicht sehr bekömmlich. Auschließen kann ich es natürgemäß nicht dass ich in meinen Gefühlen schon ziemlich abgestumpft bin. Immerhin mache ich schon gut 30 Jahre Weihnachten auf der Bettkante. Aber schlapp ist mein Schwanz tatsächlich schon a bissl. Die Neuroleptika & Friends, das Alter, die Prostata, der kaputte Kopf. Ganz so groß und hart wie in den Zwanzigern wird der nicht mehr ehrlich gesagt. Ob mir deswegen zum Weinen ist. Eigentlich nicht. Zu Tränen habe ich kein ausgewiesenes Nahverhältnis. Doch hin und wieder bei Filmen drückt es mir eine Träne in die Augen. Und vor ein paar Jahren als ich meinen Kater beim Sterben zusehen musste, weil die Tierärztin noch a bissl Profit aus meinen totkranken Kater herausschlug, habe ich a bissl geflennt. Besser gesagt habe ich mich mit Tränen in den Augen bei ihm entschuldigt ihn das angetan zu haben. Aufgegeben habe ich schon längst. Zwar tu ich noch so als ob ein Balkon mit Meerblick zum Greifen nah ist, wo ich dann sitze und sitze radikal vereinzelt und alleinig, bis meine Sonne ins Abendrot fällt und nicht mehr hochkommt. In Wahrheit bin ich mir aber ziemlich sicher aus der Bronx nicht mehr rauskommen. Zumindest nicht lebend.

Ende.

... link (0 Kommentare)   ... comment