Donnerstag, 8. September 2016
Reisende soll man nicht aufhalten.
Man würde es nicht für möglich halten. Sogar die Klügsten sind nicht davor gefeit auf dem Weg zur einer unumstößlichen Wahrheit, an einer Weggabelung zur Allwissenheit mal falsch abzubiegen und so vielleicht in eine Sackgasse hineingeraten die den Namen „Vorurteil“ mindestens so stolz trägt wie der David Alaba das Trikot der österreichischen Nationalmannschaft. Weil es eine ausgewiesen schwierige Angelegenheit ist sich einzugestehen das man falsch abgebogen ist, weswegen man jetzt auch nicht so genau weiß wo man geistig gerade entlangfährt, geschweige wie das große Ganze jetzt wirklich beschaffen ist, versucht man der übernächtigten, nee übermächtigen Wirklichkeit/Realität so beizukommen, das man seine ganz eigene Sichtweise mit allen nur erdenklichen Kniffs und Tricks, wie z.B. Fakten oder Indizien, die natürlich immer nur einen ganz kleinen Ausschnitt von Welt abbilden, zu etwas viel Größerem aufbläst. Egal ob jetzt lokal oder global. Man bildet sich irgendwann eine Meinung oder fällt gar ein Urteil und dann möchte man es auch so haben. Die Realität soll sich dann auch gefälligst in die richtige Richtung bewegen und tut sie das nicht und ziert sich wie das Hauptsegel der Globalisierung, das durch eine Sticknadel der Gemütlichkeit muss, wird die einfach passend gemacht wie eine Hose die zu lang ist. Der menschliche Verstand ist ein ganz ausgezeichneter Schneider. Der schneidert sich so ziemlich alles in die gewünschte Unform. Ich habe ja die kühne Arbeits und Freizeithypothese aufgestellt dass meine türkisch-stämmigen Mitbürger sich ihre ganz eigene Welt gezimmert haben. Da muss ich nur aus dem Fenster schauen habe ich gechrieben. Trotzdem ist die Beweisführung nicht so einfach zu erbringen. Türkisch-stämmige MitbürgerInnen leben ja nicht in einem gesonderten Bereich wie einer Enklave oder einem Ghetto und werden auch nicht offensichtlich unterdrückt oder ausgeschlossen. Ist nicht so wie einst mit den Juden. Nee die laufen ganz normal hier herum haben Handys, spielen mit Gebetsketten oder schieben Kinderwägen. Die viel zitierte Parallelgesellschaft findet ja immer nur dann Anwendung, wenn man dieses Denkmodell Menschen mit Migrationshintergrund überstülpt wie einen Strumpf und dann „Achtung Bankräuber“ ruft. Reiche/Wohlhabende leben auch in einer Parallelgesellschaft die noch viel paralleler ist. Siehe meinen Kumpel, den fetten Sack vom anderen Dach . Dabei ist der höchstens wohlhabend. Der fette Sack vom Nebendach mit der verwaisten Dachterrasse, duldete nicht einmal einen Menschen wie mich am Nebendach. Dem fetten Sack war meine Anwesenheit dermaßen zuwider, dass der Himmel und Hölle in Bewegung setzte einzig und allein um mich von meinem eigenen Dach entfernen zu lassen wie überschüssige Haut von einem Menschen der schön abgespeckt hat. Ach ja, pflegt man dann über diese Parallelmenschen zu sagen, die haben halt ihre ganz eigenen kulturellen Überlieferungen und Bräuche und bleiben halt gerne unter sich. Richtig Deutsch können`s in der Regel auch nicht und ihr Gott . Warum das so ist? Darüber streiten sich im Augenblick noch die Gelehrten. Einige werden die sich auch nicht warum da Inklusion und Integration nicht so recht stattgefunden hat. Kann auch daran liegen das wir kulturelle Stubenhocker sind und das was für Toleranz ausgeben in Wahrheit vom Wohlstand getragene Gleichgültigkeit ist. Wie es aussieht haben wir es verabsäumt uns auf einander einzulassen. Das lässt sich mit Gewissheit sagen. Das Warum weniger. Auch wenn das Wetter spätsommerlich schön ist. Ich hab schon die ersten türkischen Kopftuchfrauen in ihren herbstlichen Pinguin-Ummantelungen erspäht. Türkische Kopftuchfrauen im Pinguin-Style, die volle Plastiksäcke machen anstatt Gucci, sind für mich immer ein Indiz dafür das da irgendetwas faul ist im Staate Austria. Gehe ich an einer Kopftuchfrau im Pinguin-Style vorbei, überkommt mich immer das Gefühl in einer nicht definierbaren Fremde zu leben. Da lässt sich nix gemeinsames herstellen. Nee wo denken sie hin. Diese Frauen erscheinen mir dann so distanziert und weit weg, das ich nicht mehr mit Gewissheit sagen kann, dass wir beide gerade durch Wien stampfen oder um die selbe Sonne kreisen. Neben Kopftuchfrauen im Pinguin-Style wird die Welt zu einem undefinierbaren Unort. Da gibt es einen emotionalen Graben der ist gefühlt so breit wie der Grand Canyon. Unmöglich dieses Graben zu überbrücken. Nicht mal eine flüchtige Geste kriegen wir hin, weswegen am dem Fremden nicht und nicht habhaft wird. Zu viel Nähe und zu viel Fremdheit beides kann einem übel aufstoßen. Eine Kulturtechnik wie eine gemeinsame Sprache dient auch dazu sich im Notfall beizustehen oder wenigstens beschimpfen zu können. Uns hingegen fehlt es an allem. Wir haben es verabsäumt nach einer gemeinsamen Ausdrucksform zu suchen um uns als Menschen austauschen zu können. Es gibt keine tiefere Welt, wird sind wie Abziehbilder des Zufalls, in ein Album der Geworfenheit geklebt. Alles was wir machen ist . Wir sind Menschen, kulturell verzwergt, und kosmpoloitisch gescheitert . Oder anders gesagt: Noch ein paar so Sätze und ich drehe durch. Der fette Sack hat wenigstens auf mich reagiert. Die türkisch-stämmige Kopftuchfrau kann ich nix fragen. Nicht mal was über .

Reagiert haben auch türkisch-stämmige Österreicher auf eine Umfrage der UETD ((Union europäisch-türkischer Demokraten), laut meiner Qualitätszeitung eine Organisation die als Erdoğan nah eingestuft wird. Ich weiß natürlich nicht wie repräsentativ es ist wenn man eine Umfrage unter 1270 Austrotürken abhält, die den Pasche vom Bosporus für ihren legitimen Präsidenten halten. Aber das ist auch nicht das Thema. Thema ist das ich die Karosserie meine Wahrheit mit Indizien zurecht klopfe wie Blech damit mein Gefährt schön aussieht wenn ich Richtung Sackgasse abbiege . Demnach wären 53,5 Prozent der Befragten sofort bereit, das Land zu verlassen. Weitere 39,8 Prozent wollen vorher noch auf ein entsprechendes Angebot warten. Und das müsste folgendermaßen aussehen: 43,8 Prozent würden Österreich verlassen, sofern sie 100.000 Euro bezahlt bekommen würden. 16,6 Prozent wollen 50.000 Euro. 27,6 Prozent würden sich mit einer Summe zwischen 10.000 und 20.000 Euro begnügen und ein weiteres Drittel bevorzugt ein individuell ausgehandeltes Angebot. Auf die Frage, wo man gern leben würde, geben 88,8 Prozent die Türkei an.

Fazit: Könnte man doch was organisieren oder nicht. Wenn wir schon 20 Mrd. Euro für den Untergang von Banken locker machen , warum nicht auch Menschen finanziell den Start in ein neues Leben ermöglichen. Ich wette es gibt ganz sicherlich ein oder zwei syrische Flüchtlinge in türkischen Auffanglagern die sehr gerne kommen würden. Ob es denen besser gelingt hier zu verwurzeln, weiß ich natürlich nicht. Aber die Motivationslage ist bei einem Flüchtling sicherlich eine andere als bei einem Wirtschafts-Immigranten, der irgendwo auf halber Strecke vielleicht auch mal falsch abgebogen ist und jetzt in einer Sackgasse steckt, eingezwängt zwischen einer gefühlten Heimat die verloren scheint und einer faktischen Heimat sich sich nicht findet.

Ich persönlich bin natürlich auch so ein Fall. Aber etwas anders gelagert. Verlorenen gegangen zwischen Kleinstbürgern und Schizophrenie.

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