Montag, 5. Januar 2015
Kein Anschluss unter dieser Nummer
Großes Thema in Wien: Ein 58 jähriger Obdachloser lag 5 Stunden sterbend in einem U-Bahn Aufzug und niemand kam dem armen Kerl zur Hilfe. Obwohl Personen in den Aufzug zustiegen und wieder ausstiegen und zwischendurch a bisserl auf und ab fuhren und Zukunftspläne schmiedeten. Das U-Bahn Personal wurde auf den Mann auch nicht aufmerksam, weil die ihren vorgeschriebenen Rundgang wegen Kälte/Bequemlichkeit usw. ausfallen ließen. Die wurden jetzt gekündigt. Fazit: Ich hätte mich um den Mann natürlich gekümmert. Ist immerhin ein Artgenosse von mir. Nur spontan anrufen hätte ich auch niemanden können. Ich besitze ja kein Handy. (Mobiltelefon) Verstört wie ich bin ruft ja kaum wer an. Damit will ich sagen, die Welt kümmert sich in der Regel nicht um den Auswurf der Gesellschaft. Hat sie noch nie getan. Und in einer Großstadt gleich gar nicht. Und die, die sich wirklich um die Gestrandeten aus den zerfransten Rändern der Idylle kümmern, fehlt es zumeist an entsprechenden Mitteln. Den letzten großen Volksaufstand in Wien gab es wegen einem neuen Zentrum für Suchtkranke. Suchtkrankranke will auch niemand in seiner Nähe haben. Da fehlt es am Style. Das ist nicht erst seit heute so. Die Schuldfrage schwingt hinter vorgehaltener Gedankenhand auch immer mit. Ach der ist ja selber. Meine Lebensangst vor einem Leben auf der Straße war/ist ja keine Einbildung. 20 Jahre hab ich gegen diesen Zerfall angekämpft. Ich schreib ja nicht aus einer Laune heraus, dass ich ein Obdachloser mit Obdach bin, der durch ein paar glückliche Zufälle über seinen eigentlichen Verhältnissen lebt. Normalsterbliche, mit einem ganz normalen Welt-Empfinden, fallen dann immer aus allen Wolken wenn sie erfahren, das die Lebenden über die Sterbenden drüber stiegen. Auf Zeit.de war die Wiener Obdachlosenstory der meist kommentierte Artikel. Die haben offenbar wirklich keine Ahnung wie brutal die Menschheit wirklich ist. Die wissen einfach nicht wie sich so ein Leben am Rand anfühlt. Und was einem da entgegenschlägt, wenn man nicht mehr wahrgenommen wird. Schon gar nicht wie es in einem Menschen aussieht, der genau weiß das er die hohen Anforderungen, die ein gesellschaftliches Leben vorraussetzt, nicht mehr bringen kann. Und daher gezwungen ist, sich hinter der totalen Annonymität zu versetcken. Woher sollen sie`s auch wissen wenn sie zumeist in einer wohltemparierten Altbauwohung- Zeitungsbetroffenheit stecken bleiben. Das ist kein Vorwurf. Zu meist langt die aufrichtige Empörung, die ich diesen Menschen durchaus zutraue, höchstens zu einem traurigen Kopfschütteln oder einem betroffenen Kommentar. Danach ist der Mitgefühl-Akku zumeist leer und man geht zur Tagesordnung über. Besser wissen es diese Leute nicht. Anders zu fühlen hat man ihnen nicht beigebracht. Angebote an ein sinnerfülltes Leben gibt es auch so zu genüge. Vor allem in Zeiten, in denen auf den öffentlchen Scheißhäusern gerne "Gott ist tot"steht oder "Heil Hitler". Sich hilfreich über Menschen beugen, die zu huldvollen Danksagungen kein besonders Talent haben, ist wirklch eine enorme Herausforderung. Vor zwei Jahren habe ich versucht einen jungen Mann, Obdachloser auf der Donausinsel zu helfen. Das Vollpacket, mit Kohle, bei mir duschen, Essen kochen, usw. Nach ein paar Tagen war ich fix und fertig. Der war wirklich selten verblödet. Anstatt wie versprochen sich bei seiner Schwester zu melden, stand er mit einer Platzwunde vor meiner Tür. Danach habe ich den Trottel an den Ohren zum Bahnhof gezerrt und ihn gewarnt, wenn ich ihn noch einmal sehe, würde ich ihm ein paar aufs Maul hauen. (bald ist dieser letzte Hauch von Autorität auch aufgebraucht) Besser weiß ich es nicht. Der Mensch als Einzelner mag durchaus gut sein, aber die Menschheit als Ganzes, eine einzige Qual. Und jede Sekunde versuchen derzeit 2,6 neue/frische, im schlimmsten Fall wiedergeborene Seelen, diesen traurigen Trabanten mit ihrem Leben zu bespielen. Der aus dem Universum betrachtet ja wie eine Perle glänzt.

Anhang: Vermehren wie die Karnickel tun sich in der Regel eh nur noch die Armen. Die Reichen hinterfragen heute schon des Reproduzieren. Schonungslos machen sie das. Weshalb es jetzt zwei Arten des "Sozial freezing"gibt. Die eine mit einem "zu viel" und die andere mit einem "zu wenig" an Wahlmöglichkeiten. Da wird anonym eingefroren, gespendet (Samen, Eizellen) und dort wird anonym gestorben. Freiwillige Samenspende an eine reiche Tussie und ihrem beknackten Macker, niemals. Das sind nicht meine Artgenossen!! Die Reichen sollen auch a bisserl leiden. Tut ihnen ganz gut wenn sich nicht alles ihrem Willen unterwirft. A bisserl ehrlich gefühlte Ohnmacht macht bescheiden. (das war jetzt ein typischer Griff in die Trickkiste der Unmeschlichkeit, um zu zeigen wie schnell das geht, jemanden im Aufzug liegen zu lassen) Wobei ich gelesen habe. Eine werdende Mutter mit Kohle, die eine Leihmutter den Job machen lässt und auch sonst dem Reich der Gebärmutter wie eine Bettlerin gegenübertritt, beeinträchtigt mit dieser Art des Reproduzierens, das zukünftige Kindeswohl in keiner Weise. Egal wer oder was ein Kind wirft. Danach geht es im Grunde nur noch um Zuneigung. Im Grunde für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. Das nur so nebenbei.

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