Donnerstag, 4. Dezember 2014
Noch einmal mit dem Goadfather an den Rand meiner Welt
II

Wie ich schon erzählte habe, der Goadfather war wieder zu Besuch. In meiner Armlehne-Geschichte mit der Spur zu viel Wirklichkeit, die ja auch seinen letzten Besuch thematisiert, der ein dramatisches Ende fand, verdaut der ja noch den Zwiebelrostbraten und die Zuneigung zu seinem Zweitgeborenen. Und es ist Juli!! Scheiß Zeit rollt über mich hinweg. Über den Goadfather natürlich auch. Der tut aber so als ihm das nichts ausmachen würde, wesahlb er seine Lebensangst unbewusst bei mir ablädt. Mit persönlichen Fragen wie es mir so ergeht hat es der Goadfather ja nicht so. Das bringt er einfach nicht. Hat er noch nie gebracht. In den Augen vom Goadfather habe ich weder eine zerfetzte Psyche, noch einen älter werdenden Körper oder dünner werdendes Haar. Logisch das ich dieses Kränkung nicht mit gleicher Münze heimzahle. Ich mag meinen Goadfather ja. Außerdem so etwas gehört sich einfach nicht. Männliche Schmerzustände, Leid, Kummer, Ängste, Wahn usw. kann sich der Goadfather nicht annähern. Schon in meiner Kindheit hat er um eine normale Grippe einen weiten Bogen gemacht. Vor allem wenn die mich erwischt hatte. Mitunter wurde er sogar fuchsteufelswild. „Mittelohrentzündung, du hast doch keine Mittelohrentzündung und wenn eine hast, was soll i machen. I bin doch ka Arzt oder Apotheker. Geh hör mir doch auf mit deiner Mittelohrentzündung“. Da war ich neun oder zehn und hatte das Gefühl, das mein rechtes Ohr gleich explodieren würde. Meistens drehte er sich angewidert weg. Letzens erzählte mir der Hobbit-Anwalt von einem Jugendfreund dem M. der andauernd in der Psychiatrie ein und aus geht. Der bei jedem kleinen paranoiden Anfall aus den Schuhen fällt. Die Unterhaltung lief darauf hinaus, das ich hörbar wütend wurde und den Jugendfreund vom Anwalt für eine scheiß Memme hielt. Wortwörtlich sagte ich, „Geh, hör mir doch mit dem seinen Leiden auf. Wenn ich wollte, könnte ich mich auch jeden dritten Tag einweisen lassen. Das ist wirklich keine große Kunst. Die nehmen ja jeden. Herr/Frau DoktorIN ich fühle mich von meinen Erinnerungen eingeholt und schon wird ein Bett frei. Der geht da doch nur hin weil es dort Struktur gibt und gekocht wird auch drei Mal am Tag für ihn. Und des alles kostenlos“. In gewisser Hinsicht fällt der Apfel einfach nicht weit vom Stamm. Da kann man noch so tun als ob. Weil der Goadfather, in typischen Vater-Sohn Gesprächen persönliches großräumig umschifft, warum ist schwer zu sagen, fragte er mich wie es mit dem Fernseher so geht. Er schaut zu Hause ja noch durch die Röhre. Ich machte die Glotze an und zeigte ihm Sport/Tennis in HD. „Ah, schon klass“. Persönlicher wird es in der Regel nicht. Doch ob ich noch schreibe fragte er mich. Mit meinem Ja, war des auch abgehackt. Das wiederum hält den Goadfather aber auf keinem Fall davon ab, mit jeder Menge Empathie und schmerzgebeugten Gesichtszügen, seine Klage mit traurigen Blick zu untermauern, wie arm seine Frau, meine Stiefmutter, weltbekannt auch als UM2, wieder einmal dran ist. Diese arme, geschundene Person hat es wieder einmal mit dem Kreuz. Eine hartnäckige Muskelverhärtung. Ich habe ja nicht die leistete Ahnung wie die Frau das macht. Obschon wir seit einem ¼ Jahrhundert strenge Kontaktsperre halten, versteht die UM2 es noch immer gekonnt, alles Mitgefühl das im Goadfather steckt, für sich in Anspruch zu nehmen. Die macht das so geschickt, das sie sogar das bisserl Mitgefühl das ich für mich und den Goadfather reserviert habe, auch noch abzieht.

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