Montag, 21. Juli 2014
Wie das in Wahrheit mit den Fight-Club-Jungs ist, wenn jeder ganz allein für sich alt wird.
Im Text der „"Der Letzte aus dem Fight-Club macht die Tür hinter sich zu", habe ich über den „Weißen“ geschrieben, mit dem ich Ende der Zwanziger, also vor gut 16 Jahren, um die Häuser gezogen bin. Der Weiße hat ja tapfer weitergesoffen, während ich mich den Neuroleptika, Schlaftabletten und einer gewissen Selbstkasteiung zuwandte. Während der Fußball-WM rief er bei mir an und wir wärmten kurz alte Zeiten/Geschichten auf. Alte Zeiten aufwärmen ist so eine Art semi-religiöse Heuchelei, die bei genauerer überprüfung wie ein Kartenhaus zusammenfallen würde. So bald einer der Beteiligten den Herd abdreht werden diese Zeiten/Geschichten ungenießbar. Ich lud "den Weißen" dann zum WM-Halbfinale Brasilien gegen Deutschland zu mir ein. Trocken hätte er die Partie auch nicht durchstehen müssen. Überfordern muss man einen Alkoholiker auch nicht. Der Weiße ist ja Alkoholiker. Klingt wie eine Berufsbezeichnung. Ohne Berufsnachweis geht bei uns gar nichts. Ich dachte mir
der Weiße wird das schon einigermaßen so hinbekommen, das er noch nicht ganz im Delirium ist wenn er bei mir auftaucht. (10-13 Bier) Krasse Fehleinschätzung. Der Weiße war, seiner eigenen Einschätzung nach, so fett/dicht/angesoffen das er gleich gar nicht bei mir auftauchte. Ein, zwei Tage später rief er dann bei mir nach Mitternacht an. Ich war schon ziemlich im Tablettentaumel. Irgendwie ging es darum das er total angesoffen war und sich in die Gruben saufen würde. Ganz genau weiß ich auch nicht mehr worum es ging. Sich zu Tode saufen halte ich durchaus für einen ehrbaren Weg diese Welt zu verlassen. Nur leider sind meine Nerven völlig ruiniert und in ein paar Wochen werde ich 46. Am Finaltag läutete das Telefon bei mir Sturm. Ich ließ es läuten weil ich meine Ruhe haben wollte. Mir war nicht nach einem Säufer, der sich unkontrolliert den ewigen Jagdgründen entgegen säuft. Gegen einen kultivierten Trinker hätte nicht gesprochen. Die Abwesenheit von sinnloser Aufregung tut mir gut und das Finale war auch so spannend. Am nächsten Tag rief „der Weiße“ wieder an. Es war so gegen 17 oder 18 Uhr. „Der Weiße“, war seiner fachmännischen Einschätzung nach wieder total dicht. „Weißer“ sagte ich angewidert, „kannst nicht auch einmal anrufen wenn nicht total dicht bist. Ich bin ja nicht deine Mamma. Was soll ich mir denken. Ich kann nichts dafür dass du zu angesoffen warst um bei mir das Halbfinale zu schauen. So schwierig ist das auch wieder nicht oder?" Der Weiße hatte völlig zu Recht keine Lust auf so eine kleinstbürgerliche Unterhaltung und legte auf. Um noch einmal auf die Frage zurückzukommen was von einem Saufkumpel-Freund in Wahrheit übrig bleibt wenn sich die Wege aufsplittern und man nicht im Schlamm alter Erinnerungen versinkt. Beklemmung bis gar nichts!

Anhang: Amazon schlägt vor das ich mir die DVD "Fight-Club" kaufen soll. "Weißer" tu mir einen Gefallen und spreng den Laden!"

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