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Dienstag, 27. August 2013
"Das Paradies sind nie die Anderen"
der imperialist, 20:19h
frei nach Sartres, "die Hölle sind immer die Anderen", Geschlossenen Gesellschaft. Neu Seite 4.
1.
Das Meer. Ich Trottel wollte unbedingt ans Meer. Jahrelang saß ich nur an der Donau, immer am selben Platz, eingerahmt von Beton und Menschen aus Beton mit Hunden aus Beton, die kleine Betonhaufen kackten, aber das ist jetzt eine Unterstellung und durch nichts zu beweisen. Heuer blieben schon Leute stehen und fragten mich, gleichermaßen staunend wie belustigt, warum ich immer an diesem Platz sitze, wie einbetoniert. Ein älteres Ehepaar hielt mich sogar für den Bademeister des Brunnens. "Schau", sagte die Frau zu ihren Mann, "do gibt es sogar an Bodemasta für`n Brunnen". "Ja", antworte ich, "Wien ist eine ausgezeichnet verwaltete Stadt". Der Große, ein Kumpel hatte mir das verlockende Angebot unterbreitet, mit ihm und dem Fräulein, auf eine kroatische Insel zu fahren. 1500 km mit dem Auto in nur 5 Tagen sind an sich eine bleischwere Belastung für meine Psyche, die nur noch auf einem Zylinder läuft. Mir war klar, dass so ein Trip, ohne mittelschweren Halluzination und weitere Nebenwirkungen kaum zu bewerkstelligen sein wird. Trotzdem sagte ich zu, denn ich glaube dem Meer nicht, wenn es in Böhmen, an Land eines Gedichtes geschwemmt wird. Das Fräulein kannte ich auch und der Große versprach mir, dass dieses Fräulein, ein völlig unkomplizierter Mensch sei, ganz einfach im Umgang. Ich glaubte seiner Einschätzung, einfach weil ich es glauben wollte. Immerhin ist das Fräulein ja erst Mitte Zwanzig, hochgebildet und aus besten Verhältnissen. Das und die Expertise des Großen, natürlich auch Hochgebildet, wären keine schlechte Vorrausetzung, das ich alter Sack, ein paar unbeschwerte Tage mit jungen Menschen erleben könnte. Natürlich ging es mir wie fast jedem Gläubigen. Schon nach 300 Kilometer Fahrt wurde ich ein Opfer meiner Leichtgläubigkeit. Viel brauchte es nicht und schon ratterte das Fräulein, die aktuelle Vergewaltigungsstatistik herunter. 50 KM später, erfuhr ich das sie derzeit 2 mal in der Woche bei ihrer Therapeutin in Behandlung ist. An sich wusste ich von ihrer schwierigen Kindheit unter einem religiös verbrämten Patriarchen, einem christlichen Fundamentalisten, der ihr alles Ländliche und Einfache, mit dem Kreuz richtgehend ausgetrieben hatte. Nur ihren derzeitigen Zustand kannte ich nicht. Als sie dann an einer Autobahnraststätte, auch noch das komplizierte Verhältnis zu ihrem Ex vor uns ausbreitete, der sie mit kompromittierenden Fotos, man muss schon sagen erpresste, um sich so ihrer Gefühle zu versichern, plus der Tatsache, dass sie auch noch das Opfer einer beinahe vollendeten Vergewaltigung ist, wurde auch mir trotz ablehnender Haltung sonnenklar, dass die Expertise vom Großen seine Schwächen hatte. Bei genauerer Betrachtung, die mir durch das gemeinsame Fahren im Wagen mehr oder minder aufgezwungen wurde, weil ich Trottel ja unbedingt ans Meer wollte, befand sich das Fräulein auf einem emotionalen Rachefeldzug gegen jeden und alles und vor allem gegen alles das auch nur im Entferntesten an einen Mann erinnerte. Wirklich klug und weitsichtig vom Fräulein das sie gleich mit zwei Männern in den Urlaub fuhr. Und einer der beiden Männer, in diesem Fall ich, schaffe es nur schwer zu verheimlichen, das ich mich in meiner Rolle als Mann durchaus wohl fühle. Was jetzt aber nicht bedeutet das ich ihren emotionalen Zustand nicht verstehen konnte. Ganz im Gegenteil. Wäre ich in ihrer Situation, würde ich wahrscheinlich sehr ähnlich fühlen. Ihre Wut, ihr Schmerz und ihr instabiler mentaler Zustand, waren etwas ganz Normales. Nur leider war ich nicht in ihrer Situation. Ich Trottel wollte nur ans Meer. Das Fräulein war im Grunde weder ansprechbar noch erreichbar. Für das Fräulein war alles Widerstand, der überwindet, bewältigt oder zumindest zertrümmert gehörte. Mit der Zeit hörte ich auf A zu sagen weil ich wusste das sie B sagen würde. Weil ich ja sowieso mit meiner Schizophrenie ziemlich ausgelastet war, wollte ich die Situation nicht unnötig verkomplizieren, also hörte ich einfach auf einen männlichen Standpunkt zu beziehen. Oder anders gesagt. In ihrem wilden Furor hatte mir das Fräulein mein Mann sein einfach ausgetrieben. Ihr melodisches und völlig akzentbefreites Gehaue und Gesteche wurde mir einfach zu viel, da ich ja eh schon vom Fahren völlig überfordert war. In einer anderen Situation hätte ich mich vielleicht anders verhalten, aber unter diesen Umständen, hielt ich das für die beste Lösung, nicht noch zusätzlich Salz in ihre offenen Wunden zu streuen, denn schon in unserer ersten Nacht in Sibernik, nach gut sieben Stunden Autofahrt hatte ich schwere Halluzination, die ich gerade noch so wegstecken konnte. Bildfetzen und Wort schossen ungefähr mit jener Geschwindigkeit durch meinen Kopf, mit der wir über die Autobahn gefahren waren.
2.
Der Große konnte sich mit meiner Strategie, das Fräulein einfach auszusitzen, wie ein Politiker eine leidige Affäre, nicht wirklich anfreunden, weil er sein Mann-Sein ja gerade erst neu entdeckt oder sagen wir etwas anders interpretiert. Die Spannungen, die weder knisterten noch sonst wie auf breiten Trassen in das Land der Erotik führten, (ich weiß klingt Scheiße) schaukelten sich von Tag zu Tag zu einem ziemlichen Getöse auf. Der Große war, wegen dem Fräulein und der Rolle die sie ihm zugedacht hatte, nicht besonders zufersichtlich. Trotzdem gab er sich jede nur erdenklich Mühe, sich sein Unwohlsein nicht anmerken zu lassen. Eine Herkulesaufgabe wenn man mich fragt. Wenn dem Großen alles zu viel wurde, saß er schweigend neben uns und versuchte sich mit Atemübungen zu beruhigen. Den halben Urlaub hat der Große eigentlich nur mit Atemübungen zugebracht. So gut ich konnte versuchte ich ihn durch diese schweren Tage zu lotsen, ohne dabei das Fräulein auszuschließen. Auch ich ließ mir meine Überforderung nicht anmerken. Ich hatte in meinem Leben schon schlimmeres durchgestanden. Mit der Fähre ging es nach der Nacht in Sibernik auf die Insel Hvar. Hvar ist eine verdammt schöne, idyllische, kroatische Insel, die auf dem Weg ist touristisch ziemlich ausgeschlachtet zu werden. Zur Vermietung gedachte Häuser schießen wie Pilz aus dem Boden. Egal. Die Buchten, die kleinen Ortschaften mit den verträumten Häfen, die Aussicht auf das offene Meer, die herbe Schönheit der Natur und der ganze andere Schmarrn, einfach nur schön. Jeden Tag borgten wir uns Räder aus und düsten auf der Insel herum. Und natürlich ging dabei andauernd etwas schief. Gleich bei unserer ersten Ausfahrt hatten wir 6 Platten, weil ich die Radroute 3 etwas anders interpretierte. Anstatt wie verlangt schön brav die asphaltierte Route 3 entlang zu radeln, kurvten wir auf winzigen und steinigen Wegen, die Abhänge hinauf, die übersät waren mit irgendwelchen Distelgewächsen, die sich wie kleine Nägel in unsere Reifen bohrten. 3 Räder 6 Platten. Ich befand wir sollten uns vor den Emotionen des Verleiher mit 50 Euro freikaufen. Dem Großen war das eindeutig zu kostspielig. Deswegen ließ er sich lieber für umgerechnet 42 Euro zur Sau machen. Währenddessen wütete das Fräulein ungehindert vor sich hin. Manchmal nahm ihr Furor total groteske Züge an. Einmal entkam sogar mit die Bemerkung dass sie einen Schatten hätte. Mit den Rädern hatten wir schon eine ziemliche Strecke zurück gelegt, Die Dämmerung brach auch schön langsam herein. Deswegen unterbreitete ich dem Fräulein demütigst den Vorschlag, das wir umzudrehen sollten. Wenn wieder jemand von uns einen Defekt hätte, wird der Heimweg, der dann wiederum zu Fuß bewältigt werden müsste ziemlich lange. Und ich kann fluchen wie ein Rohrspatz. Das war keine gute Idee befand das Fräulein, denn an diesem Stelle an der sie gerade stand, könnte sie auf gar keinen Fall umdrehen, weil sie sich unwohl dabei fühlte. Weil ich mich eisern den blinden Gehorsam verpflichtet fühlte und der Große ganz in seinen Atemübungen aufgegangen war, fügten wir uns dem Befinden des Fräuleins und radelten weiter. Keine 200 Meter später bleib sie plötzlich stehen und teilte uns mit, das sie jetzt so weit wäre um umdrehen zu können. Zwischendurch wollte sie noch auf ein Hausdach klettern um die Aussicht zu genießen. Als ich entgegnete dass sie dieses Vorhaben vielleicht doch noch einmal überdenken sollte, immerhin war das Haus bewohnt, fühlte sie sich bevormundet. Doch erst nachdem sie sich dem Umdrehen gewachsen fühlte, entfuhr mir das mit dem Schatten. Aber nicht weil ich wütend war, sondern eher fassungslos, das es so etwas gibt. Ich war so ein Verhalten nicht gewöhnt. Und in nachhinein betrachtet will ich mich an so ein Verhalten auch nicht gewöhnen. Ich bin ein analoges Fossil und will ein analoges Fossil bleiben. Ich halte nichts von Apps die einem sagen wie lange die Zehennägel gerade sind. Zurück auf die Insel Hvar. Im Schrank des Fräuleins waren offensichtlich einige Tassen verrückt und mit der Zeit wird sich das höchstwahrscheinlich wieder einrichten und die Tassen werden wieder dort stehen wo sie hingehören. Nur was ging mich das an. Ich war nicht ihr offizieller Tassen-zurecht-Rücker. Dafür hatte sie schon jemand gefunden. Ich wollte nur das Meer sehen und riechen und den Wind auf der Haut spüren und der Krankheit eins auswischen. Erzählt werden hier natürlich nur die großen Momente des Fräuleins. Die Kleineren, die alle drei Minuten zur Uraufführung gebracht wurden, habe ich alle verdrängt und vergessen. Was ich noch weiß ist, das ich in ähnlicher Gefühlslage schon einmal gewesen bin. Im Irak, als fast alle in unserem Zug, diese grünen Oliven gegessen hatte und wir alle gleichzeitig Kotzen und Kackten mussten. Da dachte ich mir auch, scheiße in was bin ich da nur hinein geraten. Bei unser nächsten Radtour hatte der Große einen Kettenriss. Wegen diesem scheiß Rad, das ihm der der Verleiher angedreht hatte und dem Fräulein und seiner sich ändernden Gefühlswelt ihr gegenüber, war er völlig außer sich. Er war ja schon einmal mit ihr im Urlaub gewesen und an diesem Urlaub hatte er ganz andere Erinnerungen. An meiner Schulter festhaltend radelte ich ihn wieder zum Verleiher zurück, während uns das Fräulein den Weg freihielt .Das Fräulein radelte überhaupt gerne vorne weg. Wir hatten immer das Gefühl das sie uns zeigen wollte, wie taff und stark sie ist und das ist sie auch. Sie ist top fit. Trotzdem ist nach 20 Liegestützte sense bei ihr. Und das will sie derzeit nicht wahrhaben das sie im Körper einer Frau steckt. Es half ihr auch nicht das ich wie ein Kastrat säuselte. In den Tagen auf Hvar kann ich eigentlich nur Gutes über mich sagen. Ich war ein ganz vorbildlicher Schizo. Unkompliziert, nur ganz leise wahnsinnig und lustig. Einmal als ich dachte ich wäre allein und auf der oberen Terrasse ist niemand rülpste ich laut, sagen wir sehr laut. Natürlich war ich doch nicht allein. Das Fräulein und ein anderes Fräulein aus Germany saßen oben. Pflichtbewusst und in Demutsgesten geübt, entschuldigte ich mich artig. Ansonsten gab es keine gröberen Vorkomnisse. An sich bin ich ja ein sonniges Gemüt. Das ich auf einem eigenen Zimmer mit Tür bestand, die sich von innen verschließen lies, wussten die beiden und das war auch kein großes Problem. Die ersten vier oder fünf Quartiere hatten die beiden und nicht ich abgelehnt. Ich liebe es Schmäh zu führen. Jeden Abend standen nicht nur dem Großen die Tränen vor Lachen in den Augenwinkeln. Sogar das Fräulein musste über meinen recht deftigen Humor lachen. Natürlich bin ich kein Typ der unter "jugendfrei" fällt und für so hochgebildete und wohlgeborene Menschen wie das Fräulein, die dem Hochdeutschen und den guten Manieren hilflos ausgeliefert ist, kann einen Menschen wie mich mitunter schon als Zumutung empfinden. Aber das liegt in der Natur der Sache, wenn so unterschiedlich sozialisierte Menschen aufeinander treffen. Zuweilen kann ja auch ziemlich klug daherreden, nur das Fräulein nicht blöd.
3.
Einmal viel ich noch vom Stuhl aber nicht wirklich aus der Rolle. Die Neuroleptika wirkten an diesem Abend höllisch. Ich bekam Schwierigkeiten beim Sprechen und meine Bewegungen passten sich der Sprache an. Weil ich in diesen Momenten nur noch in Ansätzen an einen Menschen erinnere, der über seine Sinne herrscht, wollte ich aufstehen und mich in meinem Zimmer verkriechen. Beim Aufstehen, viel ich benommen vom Stuhl und kam ich nicht mehr richtig hoch. Aber das nahm mir das Fräulein nicht krumm, ganz im Gegenteil. Sie wollte mir aufhelfen, denn hinter ihrer Wut verbirgt sich ein ziemlich netter und hilfebereiter Mensch. Der Große, von seinem Wesen her auch sehr hilfsbereit und zuvorkommend, ich werfe ihn immer wieder vor, das er zu sehr in den anderen Leben lebt, ist mir nicht unähnlich. Der blödelt auch ganz gerne herum. Er teilt aus und steckt ein. Natürlich fühlt er sich beim Austeilen wesentlich wohler, aber wer tut das nicht. Ich zog ihn auf weil sich seine Haut trotz dem flächeneckenden auftragen von Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 spannte. Hahaha." Du bist einer der wenigen", lästerte ich, "der sich in der Nacht mit Sonnencreme einschmieren muss, weil das Licht der Nachtischlampe an ist". Er wiederum kann ziemlich gut kleine Geschichten erfinden, die den Anschein erwecken wahr zu sein. Was sie dann natürlich nicht sind. Andauernd fiel ich darauf rein. Wirklich viel Mühe nicht darauf herein zu fallen gab ich mir nicht. Dafür sorgen schon die Tabletten. Außerdem steht er auf Schizo-Geschichten. Die findet er alle ziemlich komisch. Aber das liegt eher daran wie ich sie erzähle. Mir hat man das Jammern ja schon von Kindheitsbeinen an ausgetrieben. Deswegen ironisiere ich so ziemlich alles um es so für mich erträglich zu machen. Unser Running Gag war die Hypo Alpe Adria, die dem österreichischen Steuerzahler mit gut 10 Mrd. Euro auf der Tasche liegt. Immer wenn wir irgendwo ein verfallenes Haus oder eine Bauruine sahen, sagten wir das dieses wunderschöne Gemäuer natürlich im Besitz der Hypo sei. Und über meine Art einen Hai nicht zu essen lachten wir auch. Der Ort Hvar ist bis oben hin mit schönen Menschen zugemüllt. Abartig schön sind da einige. Mit der Zeit stellte es mir bei so viel Schönheit die Nackenhaare auf. Egal wo man hinsah. Überall liefen nur schöne Menschen herum, die ganz genau wussten das sie Schön waren. "Alles Arschlöcher" sagte ich. "Wenn ich die malen müsste, hätte die alle keine Köpfe". Und die beiden Kerle die blöd und überheblich von ihrer 3 Millionen Jacht auf die Welt herunter grinsten, wollte ich auch sprengen, mit einer Handgranate. An einem Abend flüchteten wir vor all diesen schönen Gestalten in eine Frittenbude und aßen einen Burger. Der schmeckte ganz gut. Weil ich aber noch hungrig war, wollte ich noch ein wenig Fisch essen. Für ein paar gebratene Calamari war immer Platz. Der Große bestellte für mich. Nur waren die Calamari aus. Hai gab es noch. Esse ich halt Hai auch egal. Aber anstatt den Hai kurz zu braten, schmiss ihn der Vladimir, der Frittenbude-Chefe, einfach in die Fritteuse. Der Hai ging im richtiggehend Fett unter. So etwas Fettes hatte ich noch nie gegessen. Ein Bissen und meine Pupillen weiteten sich. Der Menschenfresser war völlig ungenießbar. Deswegen wollte ich dem Fräulein das Fischchen aufschwatzen. Die kostete und höflich wie sie ist verheimlichte sie ihre wahren Gefühle, während ich gleich einmal losfluchte. Weil wir den Vladimir für einen netten Kerl hielten, wollten wir seine Kochkünste nicht schmähen und den in Fritteusenöl eingelegten Fisch einfach stehen lassen. Heimlich entsorgte ich den Hai im Müll. Der Große hingegen quälte sie durch seinen zweiten Burger. Das sah total lustig aus, weil er den Anschein erweckte, als ob er gleich kotzen müsste. Und ich war mir auch nicht sicher ob ich ohne Kotzen durch die Nacht kommen würde. Vollmond war auch. Der Anblick des Meeres bei Vollmond und sternenklarer Nacht war phänomenal. Meine Taktik, das Fräulein nicht andauernd mit männlichen Allüren zu behelligen, ging einigermaßen auf. Nur ab und zu erwischte sie mich völlig am falschen Fuß. Einmal saßen wir gegen Mitternacht auf der Terrasse und in einem Haus das etwas weiter unterhalb am Hand stand, tischten Italiener gerade erst das Abendmahl auf, während ich schon bettfertig war. "Na die essen aber spät", stellte ich durchaus erstaunt fest. Darauf das Fräulein schnippisch. "Na lass die doch". Obschon ich ihr erklärte dass das nur eine Feststellung war, dachte ich" Lage, nur noch 2 Tage". Der Große hatte inzwischen seine Strategie dahingehend weiterentwickelt, das er überhaupt nicht mehr hinhörte, wenn das Fräulein redete. Oder er schlief demonstrativ bei Tisch kurz ein. Trotzdem schlief er mir ihr nicht nur in einem Zimmer, sondern teilte mit ihr auch noch das Bett. Das Teilen der Träume, bekam dem Großen überhaupt nicht. Ich bot ihm Linderung an. Er könnte ja bei mir herunten pennen. Aber in der einen Nacht in Sibernik, in der wir zu dritt ein Zimmer teilten und ich schnarchte wie 124 Seemänner, waren dermaßen abschreckend, das er mein Angebot dankend ablehnte. Am letzten Tag auf Hvar war er eigentlich nur noch auf der Flucht vor ihr und seinen Gefühlen. Er konnte und wollte einfach nicht verstehen, das Gefühle so schnell ins Gegenteil umschlagen. Um die Identität des Großen und des Fräuleins zu schützen, die beiden müssen ja noch ihr Leben leben, gehe ich nicht noch näher auf diese Problematik ein. Kommen wir deswegen gleich zum letzten Abend. Der Große kannte Hvar. Vor ein paar Wochen war er schon mit Freunden da gewesen. Und er wollte unbedingt in das eine Lokal am Kirchplatz, denn dort gab es wie er sagte, die beste Pizza. Gerade als wir uns nach ein paar Minuten des Zuwartens, weil alles voll war setzen wollten, erhob das Fräulein kurz Einspruch und fragte woher wir überhaupt wissen könnten, das es hier die beste Pizza gab.
4.
Verzweifelt rang der Große nach Luft. Weil das Fräulein ja ein fürchterlich kluges Fräulein ist, deute sie unsere Verrenkungen, die Ausdruck unserer Verzweiflung waren richtig und wir setzten uns. Ich weiß nicht ob es hier die beste Pizza von Hvar gibt, aber zumindest schmeckte sie ganz ausgezeichnet. Nachdem mich das Fräulein gefragt hatte ob mein Vater auch Schizophren sei, nur weil ich einmal anmerkte, das mein Vater auch ein Mensch sei, der zum Lachen nicht unbedingt in der Keller geht, war ich mir sicher, die Hölle sind immer die anderen. Weit gefehlt. Denn auf der Heimfahrt geschah folgendes. Bis Zagreb fuhr der Große. Die Stimmung war gut, wir kamen gut voran. Das Fräulein war wie ausgewechselt. Überaus höflich und einfach in der Handhabung. Einfach in der Handhabung, Spannend formuliert. Der Große hatte am Abend vor der Heimfahrt dem Fräulein andeutungsweise sein Leid geklagt. Vielleicht war das der Grund warum sich das Fräulein von einer anderen Seite zeigte. Beim Fahren scherzten der Große und ich über meine Paranoia. Kurz nach Zagreb legten wir eine Pause ein und hielten in einer Raststätte die noch den Charm des alten Jugoslawien atmete. Schon in Split fielen mit die alten Ostblockbauten auf. Die letzten Reliquien einer untergegangenen Epoche. Ein paar diese Gebäude hielten wir fotografisch fest oder zumindest wollten wir siefotografisch festhalten. Genauso so wie einen alten gelben Bus, der vor sich hin schnaufte wie eine alte Dampflock. Der Fahrerwechsel stand an und das Fräulein übernahm das Kommando. Das Navi, so an die Windschutzscheibe geklebt, das der Fahrer einen guten Blick darauf hatte, war auch in Betrieb. Nach gut einer halben Stunde oder vierzig Minuten Fahrt, ärgerte sich das Fräulein über das Navi, weil das andauernd umdrehen wollte. Der Große sollte es richtig einstellen. Ab da wird es für mich etwas unübersichtlich. Der Große wollte uns etwas unbeholfen erklären, dass wir nicht Richtung Maribor und dann weiter über Graz nach Wien unterwegs waren, sondern über Ljubljana. Das war ein eklatanter Umweg. Ich verstand nur Bahnhof. Mit der Zeit ging mir der Große mit seinem Geheul ziemlich auf die Nerven. "Ach scheiß doch drauf" sagte ich sinngemäß. "Über Ljubljana kommen wir doch auch nach Wien und den zusätzlichen Benz zahle ich". Der Große bestand aber darauf das wir unbedingt umdrehen und über Maribor fahren sollten. Jetzt wurde ich zur Hölle. Umdrehen, wieder zurück. Was soll der Unfug dachte ich mir. Das würde ja auch eine halbe Ewigkeit dauern. An der slowenischen Grenzen fragte der Große die Grenzbeamtin ob es hier nach Graz und Austria ginge, Die lachte und zeigte mit der Hand immer nur gerade aus. Wenn der Große gefragt hätte ob es hier Richtung Maribor geht hätte die Dame vielleicht anders reagiert. Aber so war ich mir sicher das wir eh auf dem richtigen Weg waren. Und ob ich eine Stunde oder später ankomme war mir vollkommen gleichgültig. Ich wollte nur sicher ankommen und nicht pünktlich. Das der Umweg über Ljubljana gut 2 Stunden beträgt hatte ich nicht kapiert. Ich wurde ignorant und ungemütlich. Was ich in meiner angespannten Haltung nicht mitbekommen hatte, war die einfache Tatsache, dass das Fräulein, nicht einmal mehr den Anweisungen des Navis folgte, obwohl die Stimme des Navis weiblich war. Das Fräulein hatte die Anweisungen des Navis einfach ignoriert. Der Große und ich gerieten aneinander und ich fuhr ihn ziemlich übers Maul. Ich wurde laut und beschimpfte ihn mit "fick dich" und "Arschloch" und das er ein "scheiß Schwitzer" sei. Ich hatte noch immer nicht kapiert dass das Fräulein einfach falsch gefahren war. Ich war eindeutig im Unrecht. Ich war die Hölle in der die anderen schmorrten. Der Große war nervlich ziemlich hinüber und irgendwann zog er die Schizokarte. "So etwas proletenhaftes und tiefes", stammelte er, "wie mich hätte er noch nie erlebt". Dann sagte er noch das er leider feststellen müsste, das ich fürchterlich schwierig sei. Ich fürchterlich schwierig. So ein Wixer dachte ich mir. Jahrelang unterhalte ich ihn mir Lach und Sachgeschichten über meinen gesundheitlichen Zustand und dann spielt er genau das gegen mich aus. Obendrein gesteht er mir, dass er diesen Urlaub schon längst abgebrochen hätte wenn ich nicht dagewesen wäre und jetzt bin ich das Arschloch, weil das werte Fräulein sich nicht einmal mehr von einem Navi etwas sagen lässt. In diese unangenehme Situation wäre ich nie gekommen wenn das Fräulein einfach nur dem Navi gefolgt wäre. In diese Hölle hatte man mich hinein gestoßen. Der Große bestand darauf das wir sofort stehen blieben und er wieder das Steuer in die Hand nahm. Was auch sein gutes Recht war. Das Auto gehörte seinem Vater. Inzwischen hatte auch das Fräulein längst kapiert das sie falsch gefahren war und versucht mir das Problem schonend näher zu bringen. Ich wäre auch weiterhin den Umweg gefahren. An einer Tanke wollten wir stehen bleiben um uns unser Schlamassel auf einer Straßenkarte anzusehen. Da hatte ich kurz das Gefühl das sich die beiden gegen mich verbrüderten. (typische Schizo- Reaktionen) Ich wurde noch angefressener. Nachdem wir die Karte studiert hatten wurde auch mir klar, dass wir einen riesigen Umweg fuhren. Aufrichtig entschuldigte mich beim Großen und sagte die nächsten 4 1/2 Stunden so gut wie kein Wort, außer dass ich pissen musste. So ein verfickter Urlaub dachte ich mir. Nicht nur das mich das alles total überforderte, nein zu guter Letzt war ich auch noch der Buhmann. Dabei wollte ich nur ans Meer. Einem Kumpel simste der Große nächsten Tag, das die Heimfahrt ziemlich ungemütlich war und ich eine Panikattacke hatte. Nur das stimmte nicht. Ich hatte keine Panikattacke. Ich hatte schlimme Paranoia. Ich sah explodierende Öltanker, Geisterfahrer, ich hatte das Gefühl das sich ein Reifen löste, das LKWs ihre Fracht verloren und andere Fahrer einschliefen oder sonst wie die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren. Ich war mir sicher das ich diese Fahrt nicht überleben würde. Gegen diese beklemmende Gefühl kämpfte ich an. Aber anstatt loszubrüllen ballte ich nur hin und wieder die Faust. Der Große fragte dann alle 3 Minuten das Fräulein was das Navi jetzt sprach. Dabei ging es eh nur noch gerade aus. Irgendwann wechselten sich die beiden wieder ab, weil der Große total fertig war. In Wien führten uns das Navi, ganz wie der Herr, auf ganz eigene Wege. Diese Fahrt wollte einfach kein Ende nehmen. Ich wollte nur noch weg, raus aus dieser Welt. Erst tief in der Nacht war ich zu Hause. Weil der Kater zu Katzenklos ein ähnliches Verhältnis hat wie das Fräulein zu Navis putzte ich auch noch die Küche. Danach legte ich mich ins Bett. In meinem Kopf tobte es. Ich hörte Stimmen und Bilderfetzen sausten durch mein Bewusstsein. Die Augen schließen ging nicht. Alles bewegte sich mit einem Höllentempo. Mir wurde schwindlig. Die Neuroleptika wirkten auch noch nicht. Deswegen dreht ich die Glotze auf und der Karl Gott sang, "einmal um die ganze Welt und die Taschen voller Geld, davon habe ich schon als kleiner Bub geträumt". Ich musste schmunzeln und war zufrieden, endlich wieder meine eigene Hölle zu sein.
Ende vom Urlaub.
1.
Das Meer. Ich Trottel wollte unbedingt ans Meer. Jahrelang saß ich nur an der Donau, immer am selben Platz, eingerahmt von Beton und Menschen aus Beton mit Hunden aus Beton, die kleine Betonhaufen kackten, aber das ist jetzt eine Unterstellung und durch nichts zu beweisen. Heuer blieben schon Leute stehen und fragten mich, gleichermaßen staunend wie belustigt, warum ich immer an diesem Platz sitze, wie einbetoniert. Ein älteres Ehepaar hielt mich sogar für den Bademeister des Brunnens. "Schau", sagte die Frau zu ihren Mann, "do gibt es sogar an Bodemasta für`n Brunnen". "Ja", antworte ich, "Wien ist eine ausgezeichnet verwaltete Stadt". Der Große, ein Kumpel hatte mir das verlockende Angebot unterbreitet, mit ihm und dem Fräulein, auf eine kroatische Insel zu fahren. 1500 km mit dem Auto in nur 5 Tagen sind an sich eine bleischwere Belastung für meine Psyche, die nur noch auf einem Zylinder läuft. Mir war klar, dass so ein Trip, ohne mittelschweren Halluzination und weitere Nebenwirkungen kaum zu bewerkstelligen sein wird. Trotzdem sagte ich zu, denn ich glaube dem Meer nicht, wenn es in Böhmen, an Land eines Gedichtes geschwemmt wird. Das Fräulein kannte ich auch und der Große versprach mir, dass dieses Fräulein, ein völlig unkomplizierter Mensch sei, ganz einfach im Umgang. Ich glaubte seiner Einschätzung, einfach weil ich es glauben wollte. Immerhin ist das Fräulein ja erst Mitte Zwanzig, hochgebildet und aus besten Verhältnissen. Das und die Expertise des Großen, natürlich auch Hochgebildet, wären keine schlechte Vorrausetzung, das ich alter Sack, ein paar unbeschwerte Tage mit jungen Menschen erleben könnte. Natürlich ging es mir wie fast jedem Gläubigen. Schon nach 300 Kilometer Fahrt wurde ich ein Opfer meiner Leichtgläubigkeit. Viel brauchte es nicht und schon ratterte das Fräulein, die aktuelle Vergewaltigungsstatistik herunter. 50 KM später, erfuhr ich das sie derzeit 2 mal in der Woche bei ihrer Therapeutin in Behandlung ist. An sich wusste ich von ihrer schwierigen Kindheit unter einem religiös verbrämten Patriarchen, einem christlichen Fundamentalisten, der ihr alles Ländliche und Einfache, mit dem Kreuz richtgehend ausgetrieben hatte. Nur ihren derzeitigen Zustand kannte ich nicht. Als sie dann an einer Autobahnraststätte, auch noch das komplizierte Verhältnis zu ihrem Ex vor uns ausbreitete, der sie mit kompromittierenden Fotos, man muss schon sagen erpresste, um sich so ihrer Gefühle zu versichern, plus der Tatsache, dass sie auch noch das Opfer einer beinahe vollendeten Vergewaltigung ist, wurde auch mir trotz ablehnender Haltung sonnenklar, dass die Expertise vom Großen seine Schwächen hatte. Bei genauerer Betrachtung, die mir durch das gemeinsame Fahren im Wagen mehr oder minder aufgezwungen wurde, weil ich Trottel ja unbedingt ans Meer wollte, befand sich das Fräulein auf einem emotionalen Rachefeldzug gegen jeden und alles und vor allem gegen alles das auch nur im Entferntesten an einen Mann erinnerte. Wirklich klug und weitsichtig vom Fräulein das sie gleich mit zwei Männern in den Urlaub fuhr. Und einer der beiden Männer, in diesem Fall ich, schaffe es nur schwer zu verheimlichen, das ich mich in meiner Rolle als Mann durchaus wohl fühle. Was jetzt aber nicht bedeutet das ich ihren emotionalen Zustand nicht verstehen konnte. Ganz im Gegenteil. Wäre ich in ihrer Situation, würde ich wahrscheinlich sehr ähnlich fühlen. Ihre Wut, ihr Schmerz und ihr instabiler mentaler Zustand, waren etwas ganz Normales. Nur leider war ich nicht in ihrer Situation. Ich Trottel wollte nur ans Meer. Das Fräulein war im Grunde weder ansprechbar noch erreichbar. Für das Fräulein war alles Widerstand, der überwindet, bewältigt oder zumindest zertrümmert gehörte. Mit der Zeit hörte ich auf A zu sagen weil ich wusste das sie B sagen würde. Weil ich ja sowieso mit meiner Schizophrenie ziemlich ausgelastet war, wollte ich die Situation nicht unnötig verkomplizieren, also hörte ich einfach auf einen männlichen Standpunkt zu beziehen. Oder anders gesagt. In ihrem wilden Furor hatte mir das Fräulein mein Mann sein einfach ausgetrieben. Ihr melodisches und völlig akzentbefreites Gehaue und Gesteche wurde mir einfach zu viel, da ich ja eh schon vom Fahren völlig überfordert war. In einer anderen Situation hätte ich mich vielleicht anders verhalten, aber unter diesen Umständen, hielt ich das für die beste Lösung, nicht noch zusätzlich Salz in ihre offenen Wunden zu streuen, denn schon in unserer ersten Nacht in Sibernik, nach gut sieben Stunden Autofahrt hatte ich schwere Halluzination, die ich gerade noch so wegstecken konnte. Bildfetzen und Wort schossen ungefähr mit jener Geschwindigkeit durch meinen Kopf, mit der wir über die Autobahn gefahren waren.
2.
Der Große konnte sich mit meiner Strategie, das Fräulein einfach auszusitzen, wie ein Politiker eine leidige Affäre, nicht wirklich anfreunden, weil er sein Mann-Sein ja gerade erst neu entdeckt oder sagen wir etwas anders interpretiert. Die Spannungen, die weder knisterten noch sonst wie auf breiten Trassen in das Land der Erotik führten, (ich weiß klingt Scheiße) schaukelten sich von Tag zu Tag zu einem ziemlichen Getöse auf. Der Große war, wegen dem Fräulein und der Rolle die sie ihm zugedacht hatte, nicht besonders zufersichtlich. Trotzdem gab er sich jede nur erdenklich Mühe, sich sein Unwohlsein nicht anmerken zu lassen. Eine Herkulesaufgabe wenn man mich fragt. Wenn dem Großen alles zu viel wurde, saß er schweigend neben uns und versuchte sich mit Atemübungen zu beruhigen. Den halben Urlaub hat der Große eigentlich nur mit Atemübungen zugebracht. So gut ich konnte versuchte ich ihn durch diese schweren Tage zu lotsen, ohne dabei das Fräulein auszuschließen. Auch ich ließ mir meine Überforderung nicht anmerken. Ich hatte in meinem Leben schon schlimmeres durchgestanden. Mit der Fähre ging es nach der Nacht in Sibernik auf die Insel Hvar. Hvar ist eine verdammt schöne, idyllische, kroatische Insel, die auf dem Weg ist touristisch ziemlich ausgeschlachtet zu werden. Zur Vermietung gedachte Häuser schießen wie Pilz aus dem Boden. Egal. Die Buchten, die kleinen Ortschaften mit den verträumten Häfen, die Aussicht auf das offene Meer, die herbe Schönheit der Natur und der ganze andere Schmarrn, einfach nur schön. Jeden Tag borgten wir uns Räder aus und düsten auf der Insel herum. Und natürlich ging dabei andauernd etwas schief. Gleich bei unserer ersten Ausfahrt hatten wir 6 Platten, weil ich die Radroute 3 etwas anders interpretierte. Anstatt wie verlangt schön brav die asphaltierte Route 3 entlang zu radeln, kurvten wir auf winzigen und steinigen Wegen, die Abhänge hinauf, die übersät waren mit irgendwelchen Distelgewächsen, die sich wie kleine Nägel in unsere Reifen bohrten. 3 Räder 6 Platten. Ich befand wir sollten uns vor den Emotionen des Verleiher mit 50 Euro freikaufen. Dem Großen war das eindeutig zu kostspielig. Deswegen ließ er sich lieber für umgerechnet 42 Euro zur Sau machen. Währenddessen wütete das Fräulein ungehindert vor sich hin. Manchmal nahm ihr Furor total groteske Züge an. Einmal entkam sogar mit die Bemerkung dass sie einen Schatten hätte. Mit den Rädern hatten wir schon eine ziemliche Strecke zurück gelegt, Die Dämmerung brach auch schön langsam herein. Deswegen unterbreitete ich dem Fräulein demütigst den Vorschlag, das wir umzudrehen sollten. Wenn wieder jemand von uns einen Defekt hätte, wird der Heimweg, der dann wiederum zu Fuß bewältigt werden müsste ziemlich lange. Und ich kann fluchen wie ein Rohrspatz. Das war keine gute Idee befand das Fräulein, denn an diesem Stelle an der sie gerade stand, könnte sie auf gar keinen Fall umdrehen, weil sie sich unwohl dabei fühlte. Weil ich mich eisern den blinden Gehorsam verpflichtet fühlte und der Große ganz in seinen Atemübungen aufgegangen war, fügten wir uns dem Befinden des Fräuleins und radelten weiter. Keine 200 Meter später bleib sie plötzlich stehen und teilte uns mit, das sie jetzt so weit wäre um umdrehen zu können. Zwischendurch wollte sie noch auf ein Hausdach klettern um die Aussicht zu genießen. Als ich entgegnete dass sie dieses Vorhaben vielleicht doch noch einmal überdenken sollte, immerhin war das Haus bewohnt, fühlte sie sich bevormundet. Doch erst nachdem sie sich dem Umdrehen gewachsen fühlte, entfuhr mir das mit dem Schatten. Aber nicht weil ich wütend war, sondern eher fassungslos, das es so etwas gibt. Ich war so ein Verhalten nicht gewöhnt. Und in nachhinein betrachtet will ich mich an so ein Verhalten auch nicht gewöhnen. Ich bin ein analoges Fossil und will ein analoges Fossil bleiben. Ich halte nichts von Apps die einem sagen wie lange die Zehennägel gerade sind. Zurück auf die Insel Hvar. Im Schrank des Fräuleins waren offensichtlich einige Tassen verrückt und mit der Zeit wird sich das höchstwahrscheinlich wieder einrichten und die Tassen werden wieder dort stehen wo sie hingehören. Nur was ging mich das an. Ich war nicht ihr offizieller Tassen-zurecht-Rücker. Dafür hatte sie schon jemand gefunden. Ich wollte nur das Meer sehen und riechen und den Wind auf der Haut spüren und der Krankheit eins auswischen. Erzählt werden hier natürlich nur die großen Momente des Fräuleins. Die Kleineren, die alle drei Minuten zur Uraufführung gebracht wurden, habe ich alle verdrängt und vergessen. Was ich noch weiß ist, das ich in ähnlicher Gefühlslage schon einmal gewesen bin. Im Irak, als fast alle in unserem Zug, diese grünen Oliven gegessen hatte und wir alle gleichzeitig Kotzen und Kackten mussten. Da dachte ich mir auch, scheiße in was bin ich da nur hinein geraten. Bei unser nächsten Radtour hatte der Große einen Kettenriss. Wegen diesem scheiß Rad, das ihm der der Verleiher angedreht hatte und dem Fräulein und seiner sich ändernden Gefühlswelt ihr gegenüber, war er völlig außer sich. Er war ja schon einmal mit ihr im Urlaub gewesen und an diesem Urlaub hatte er ganz andere Erinnerungen. An meiner Schulter festhaltend radelte ich ihn wieder zum Verleiher zurück, während uns das Fräulein den Weg freihielt .Das Fräulein radelte überhaupt gerne vorne weg. Wir hatten immer das Gefühl das sie uns zeigen wollte, wie taff und stark sie ist und das ist sie auch. Sie ist top fit. Trotzdem ist nach 20 Liegestützte sense bei ihr. Und das will sie derzeit nicht wahrhaben das sie im Körper einer Frau steckt. Es half ihr auch nicht das ich wie ein Kastrat säuselte. In den Tagen auf Hvar kann ich eigentlich nur Gutes über mich sagen. Ich war ein ganz vorbildlicher Schizo. Unkompliziert, nur ganz leise wahnsinnig und lustig. Einmal als ich dachte ich wäre allein und auf der oberen Terrasse ist niemand rülpste ich laut, sagen wir sehr laut. Natürlich war ich doch nicht allein. Das Fräulein und ein anderes Fräulein aus Germany saßen oben. Pflichtbewusst und in Demutsgesten geübt, entschuldigte ich mich artig. Ansonsten gab es keine gröberen Vorkomnisse. An sich bin ich ja ein sonniges Gemüt. Das ich auf einem eigenen Zimmer mit Tür bestand, die sich von innen verschließen lies, wussten die beiden und das war auch kein großes Problem. Die ersten vier oder fünf Quartiere hatten die beiden und nicht ich abgelehnt. Ich liebe es Schmäh zu führen. Jeden Abend standen nicht nur dem Großen die Tränen vor Lachen in den Augenwinkeln. Sogar das Fräulein musste über meinen recht deftigen Humor lachen. Natürlich bin ich kein Typ der unter "jugendfrei" fällt und für so hochgebildete und wohlgeborene Menschen wie das Fräulein, die dem Hochdeutschen und den guten Manieren hilflos ausgeliefert ist, kann einen Menschen wie mich mitunter schon als Zumutung empfinden. Aber das liegt in der Natur der Sache, wenn so unterschiedlich sozialisierte Menschen aufeinander treffen. Zuweilen kann ja auch ziemlich klug daherreden, nur das Fräulein nicht blöd.
3.
Einmal viel ich noch vom Stuhl aber nicht wirklich aus der Rolle. Die Neuroleptika wirkten an diesem Abend höllisch. Ich bekam Schwierigkeiten beim Sprechen und meine Bewegungen passten sich der Sprache an. Weil ich in diesen Momenten nur noch in Ansätzen an einen Menschen erinnere, der über seine Sinne herrscht, wollte ich aufstehen und mich in meinem Zimmer verkriechen. Beim Aufstehen, viel ich benommen vom Stuhl und kam ich nicht mehr richtig hoch. Aber das nahm mir das Fräulein nicht krumm, ganz im Gegenteil. Sie wollte mir aufhelfen, denn hinter ihrer Wut verbirgt sich ein ziemlich netter und hilfebereiter Mensch. Der Große, von seinem Wesen her auch sehr hilfsbereit und zuvorkommend, ich werfe ihn immer wieder vor, das er zu sehr in den anderen Leben lebt, ist mir nicht unähnlich. Der blödelt auch ganz gerne herum. Er teilt aus und steckt ein. Natürlich fühlt er sich beim Austeilen wesentlich wohler, aber wer tut das nicht. Ich zog ihn auf weil sich seine Haut trotz dem flächeneckenden auftragen von Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 spannte. Hahaha." Du bist einer der wenigen", lästerte ich, "der sich in der Nacht mit Sonnencreme einschmieren muss, weil das Licht der Nachtischlampe an ist". Er wiederum kann ziemlich gut kleine Geschichten erfinden, die den Anschein erwecken wahr zu sein. Was sie dann natürlich nicht sind. Andauernd fiel ich darauf rein. Wirklich viel Mühe nicht darauf herein zu fallen gab ich mir nicht. Dafür sorgen schon die Tabletten. Außerdem steht er auf Schizo-Geschichten. Die findet er alle ziemlich komisch. Aber das liegt eher daran wie ich sie erzähle. Mir hat man das Jammern ja schon von Kindheitsbeinen an ausgetrieben. Deswegen ironisiere ich so ziemlich alles um es so für mich erträglich zu machen. Unser Running Gag war die Hypo Alpe Adria, die dem österreichischen Steuerzahler mit gut 10 Mrd. Euro auf der Tasche liegt. Immer wenn wir irgendwo ein verfallenes Haus oder eine Bauruine sahen, sagten wir das dieses wunderschöne Gemäuer natürlich im Besitz der Hypo sei. Und über meine Art einen Hai nicht zu essen lachten wir auch. Der Ort Hvar ist bis oben hin mit schönen Menschen zugemüllt. Abartig schön sind da einige. Mit der Zeit stellte es mir bei so viel Schönheit die Nackenhaare auf. Egal wo man hinsah. Überall liefen nur schöne Menschen herum, die ganz genau wussten das sie Schön waren. "Alles Arschlöcher" sagte ich. "Wenn ich die malen müsste, hätte die alle keine Köpfe". Und die beiden Kerle die blöd und überheblich von ihrer 3 Millionen Jacht auf die Welt herunter grinsten, wollte ich auch sprengen, mit einer Handgranate. An einem Abend flüchteten wir vor all diesen schönen Gestalten in eine Frittenbude und aßen einen Burger. Der schmeckte ganz gut. Weil ich aber noch hungrig war, wollte ich noch ein wenig Fisch essen. Für ein paar gebratene Calamari war immer Platz. Der Große bestellte für mich. Nur waren die Calamari aus. Hai gab es noch. Esse ich halt Hai auch egal. Aber anstatt den Hai kurz zu braten, schmiss ihn der Vladimir, der Frittenbude-Chefe, einfach in die Fritteuse. Der Hai ging im richtiggehend Fett unter. So etwas Fettes hatte ich noch nie gegessen. Ein Bissen und meine Pupillen weiteten sich. Der Menschenfresser war völlig ungenießbar. Deswegen wollte ich dem Fräulein das Fischchen aufschwatzen. Die kostete und höflich wie sie ist verheimlichte sie ihre wahren Gefühle, während ich gleich einmal losfluchte. Weil wir den Vladimir für einen netten Kerl hielten, wollten wir seine Kochkünste nicht schmähen und den in Fritteusenöl eingelegten Fisch einfach stehen lassen. Heimlich entsorgte ich den Hai im Müll. Der Große hingegen quälte sie durch seinen zweiten Burger. Das sah total lustig aus, weil er den Anschein erweckte, als ob er gleich kotzen müsste. Und ich war mir auch nicht sicher ob ich ohne Kotzen durch die Nacht kommen würde. Vollmond war auch. Der Anblick des Meeres bei Vollmond und sternenklarer Nacht war phänomenal. Meine Taktik, das Fräulein nicht andauernd mit männlichen Allüren zu behelligen, ging einigermaßen auf. Nur ab und zu erwischte sie mich völlig am falschen Fuß. Einmal saßen wir gegen Mitternacht auf der Terrasse und in einem Haus das etwas weiter unterhalb am Hand stand, tischten Italiener gerade erst das Abendmahl auf, während ich schon bettfertig war. "Na die essen aber spät", stellte ich durchaus erstaunt fest. Darauf das Fräulein schnippisch. "Na lass die doch". Obschon ich ihr erklärte dass das nur eine Feststellung war, dachte ich" Lage, nur noch 2 Tage". Der Große hatte inzwischen seine Strategie dahingehend weiterentwickelt, das er überhaupt nicht mehr hinhörte, wenn das Fräulein redete. Oder er schlief demonstrativ bei Tisch kurz ein. Trotzdem schlief er mir ihr nicht nur in einem Zimmer, sondern teilte mit ihr auch noch das Bett. Das Teilen der Träume, bekam dem Großen überhaupt nicht. Ich bot ihm Linderung an. Er könnte ja bei mir herunten pennen. Aber in der einen Nacht in Sibernik, in der wir zu dritt ein Zimmer teilten und ich schnarchte wie 124 Seemänner, waren dermaßen abschreckend, das er mein Angebot dankend ablehnte. Am letzten Tag auf Hvar war er eigentlich nur noch auf der Flucht vor ihr und seinen Gefühlen. Er konnte und wollte einfach nicht verstehen, das Gefühle so schnell ins Gegenteil umschlagen. Um die Identität des Großen und des Fräuleins zu schützen, die beiden müssen ja noch ihr Leben leben, gehe ich nicht noch näher auf diese Problematik ein. Kommen wir deswegen gleich zum letzten Abend. Der Große kannte Hvar. Vor ein paar Wochen war er schon mit Freunden da gewesen. Und er wollte unbedingt in das eine Lokal am Kirchplatz, denn dort gab es wie er sagte, die beste Pizza. Gerade als wir uns nach ein paar Minuten des Zuwartens, weil alles voll war setzen wollten, erhob das Fräulein kurz Einspruch und fragte woher wir überhaupt wissen könnten, das es hier die beste Pizza gab.
4.
Verzweifelt rang der Große nach Luft. Weil das Fräulein ja ein fürchterlich kluges Fräulein ist, deute sie unsere Verrenkungen, die Ausdruck unserer Verzweiflung waren richtig und wir setzten uns. Ich weiß nicht ob es hier die beste Pizza von Hvar gibt, aber zumindest schmeckte sie ganz ausgezeichnet. Nachdem mich das Fräulein gefragt hatte ob mein Vater auch Schizophren sei, nur weil ich einmal anmerkte, das mein Vater auch ein Mensch sei, der zum Lachen nicht unbedingt in der Keller geht, war ich mir sicher, die Hölle sind immer die anderen. Weit gefehlt. Denn auf der Heimfahrt geschah folgendes. Bis Zagreb fuhr der Große. Die Stimmung war gut, wir kamen gut voran. Das Fräulein war wie ausgewechselt. Überaus höflich und einfach in der Handhabung. Einfach in der Handhabung, Spannend formuliert. Der Große hatte am Abend vor der Heimfahrt dem Fräulein andeutungsweise sein Leid geklagt. Vielleicht war das der Grund warum sich das Fräulein von einer anderen Seite zeigte. Beim Fahren scherzten der Große und ich über meine Paranoia. Kurz nach Zagreb legten wir eine Pause ein und hielten in einer Raststätte die noch den Charm des alten Jugoslawien atmete. Schon in Split fielen mit die alten Ostblockbauten auf. Die letzten Reliquien einer untergegangenen Epoche. Ein paar diese Gebäude hielten wir fotografisch fest oder zumindest wollten wir siefotografisch festhalten. Genauso so wie einen alten gelben Bus, der vor sich hin schnaufte wie eine alte Dampflock. Der Fahrerwechsel stand an und das Fräulein übernahm das Kommando. Das Navi, so an die Windschutzscheibe geklebt, das der Fahrer einen guten Blick darauf hatte, war auch in Betrieb. Nach gut einer halben Stunde oder vierzig Minuten Fahrt, ärgerte sich das Fräulein über das Navi, weil das andauernd umdrehen wollte. Der Große sollte es richtig einstellen. Ab da wird es für mich etwas unübersichtlich. Der Große wollte uns etwas unbeholfen erklären, dass wir nicht Richtung Maribor und dann weiter über Graz nach Wien unterwegs waren, sondern über Ljubljana. Das war ein eklatanter Umweg. Ich verstand nur Bahnhof. Mit der Zeit ging mir der Große mit seinem Geheul ziemlich auf die Nerven. "Ach scheiß doch drauf" sagte ich sinngemäß. "Über Ljubljana kommen wir doch auch nach Wien und den zusätzlichen Benz zahle ich". Der Große bestand aber darauf das wir unbedingt umdrehen und über Maribor fahren sollten. Jetzt wurde ich zur Hölle. Umdrehen, wieder zurück. Was soll der Unfug dachte ich mir. Das würde ja auch eine halbe Ewigkeit dauern. An der slowenischen Grenzen fragte der Große die Grenzbeamtin ob es hier nach Graz und Austria ginge, Die lachte und zeigte mit der Hand immer nur gerade aus. Wenn der Große gefragt hätte ob es hier Richtung Maribor geht hätte die Dame vielleicht anders reagiert. Aber so war ich mir sicher das wir eh auf dem richtigen Weg waren. Und ob ich eine Stunde oder später ankomme war mir vollkommen gleichgültig. Ich wollte nur sicher ankommen und nicht pünktlich. Das der Umweg über Ljubljana gut 2 Stunden beträgt hatte ich nicht kapiert. Ich wurde ignorant und ungemütlich. Was ich in meiner angespannten Haltung nicht mitbekommen hatte, war die einfache Tatsache, dass das Fräulein, nicht einmal mehr den Anweisungen des Navis folgte, obwohl die Stimme des Navis weiblich war. Das Fräulein hatte die Anweisungen des Navis einfach ignoriert. Der Große und ich gerieten aneinander und ich fuhr ihn ziemlich übers Maul. Ich wurde laut und beschimpfte ihn mit "fick dich" und "Arschloch" und das er ein "scheiß Schwitzer" sei. Ich hatte noch immer nicht kapiert dass das Fräulein einfach falsch gefahren war. Ich war eindeutig im Unrecht. Ich war die Hölle in der die anderen schmorrten. Der Große war nervlich ziemlich hinüber und irgendwann zog er die Schizokarte. "So etwas proletenhaftes und tiefes", stammelte er, "wie mich hätte er noch nie erlebt". Dann sagte er noch das er leider feststellen müsste, das ich fürchterlich schwierig sei. Ich fürchterlich schwierig. So ein Wixer dachte ich mir. Jahrelang unterhalte ich ihn mir Lach und Sachgeschichten über meinen gesundheitlichen Zustand und dann spielt er genau das gegen mich aus. Obendrein gesteht er mir, dass er diesen Urlaub schon längst abgebrochen hätte wenn ich nicht dagewesen wäre und jetzt bin ich das Arschloch, weil das werte Fräulein sich nicht einmal mehr von einem Navi etwas sagen lässt. In diese unangenehme Situation wäre ich nie gekommen wenn das Fräulein einfach nur dem Navi gefolgt wäre. In diese Hölle hatte man mich hinein gestoßen. Der Große bestand darauf das wir sofort stehen blieben und er wieder das Steuer in die Hand nahm. Was auch sein gutes Recht war. Das Auto gehörte seinem Vater. Inzwischen hatte auch das Fräulein längst kapiert das sie falsch gefahren war und versucht mir das Problem schonend näher zu bringen. Ich wäre auch weiterhin den Umweg gefahren. An einer Tanke wollten wir stehen bleiben um uns unser Schlamassel auf einer Straßenkarte anzusehen. Da hatte ich kurz das Gefühl das sich die beiden gegen mich verbrüderten. (typische Schizo- Reaktionen) Ich wurde noch angefressener. Nachdem wir die Karte studiert hatten wurde auch mir klar, dass wir einen riesigen Umweg fuhren. Aufrichtig entschuldigte mich beim Großen und sagte die nächsten 4 1/2 Stunden so gut wie kein Wort, außer dass ich pissen musste. So ein verfickter Urlaub dachte ich mir. Nicht nur das mich das alles total überforderte, nein zu guter Letzt war ich auch noch der Buhmann. Dabei wollte ich nur ans Meer. Einem Kumpel simste der Große nächsten Tag, das die Heimfahrt ziemlich ungemütlich war und ich eine Panikattacke hatte. Nur das stimmte nicht. Ich hatte keine Panikattacke. Ich hatte schlimme Paranoia. Ich sah explodierende Öltanker, Geisterfahrer, ich hatte das Gefühl das sich ein Reifen löste, das LKWs ihre Fracht verloren und andere Fahrer einschliefen oder sonst wie die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren. Ich war mir sicher das ich diese Fahrt nicht überleben würde. Gegen diese beklemmende Gefühl kämpfte ich an. Aber anstatt loszubrüllen ballte ich nur hin und wieder die Faust. Der Große fragte dann alle 3 Minuten das Fräulein was das Navi jetzt sprach. Dabei ging es eh nur noch gerade aus. Irgendwann wechselten sich die beiden wieder ab, weil der Große total fertig war. In Wien führten uns das Navi, ganz wie der Herr, auf ganz eigene Wege. Diese Fahrt wollte einfach kein Ende nehmen. Ich wollte nur noch weg, raus aus dieser Welt. Erst tief in der Nacht war ich zu Hause. Weil der Kater zu Katzenklos ein ähnliches Verhältnis hat wie das Fräulein zu Navis putzte ich auch noch die Küche. Danach legte ich mich ins Bett. In meinem Kopf tobte es. Ich hörte Stimmen und Bilderfetzen sausten durch mein Bewusstsein. Die Augen schließen ging nicht. Alles bewegte sich mit einem Höllentempo. Mir wurde schwindlig. Die Neuroleptika wirkten auch noch nicht. Deswegen dreht ich die Glotze auf und der Karl Gott sang, "einmal um die ganze Welt und die Taschen voller Geld, davon habe ich schon als kleiner Bub geträumt". Ich musste schmunzeln und war zufrieden, endlich wieder meine eigene Hölle zu sein.
Ende vom Urlaub.
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