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Mittwoch, 10. Juli 2013
An der Käsetheke
der imperialist, 20:10h
Da steh ich jetzt ein armer Thor, leicht angerunzelt, ein alter Sack an dem ein verrostetes chinesisches Fahrrad, der Marke "mein Leben" lehnt, vor 135 Sorten Käse und verstehe nichts, fühle nichts, weiß nichts, während draußen in der Welt die Stürme toben. Rebellionen, Revolutionen, Gegen-Revolutionen, der Aufstand der Algorithmen und irgendwo scheißt der nächste Konterrevolutionär in die Windel und der Saum der Geschichte mit dem Blut von Idealen besudelt liegt im Dreck, trotzdem hebt ihn jedes Mal wer auf und legt sich den um, woraufhin alle die ihn sehen Freiheit schreien oder Gott und dann sterben sie heldenhaft und dumm, nur solange in Ägypten das Bevölkerungswachstum größer ist als das Wirtschaftwachstum, bringt das alles nichts wenn ihr eure Schwester und Brüder killt, denn es wird immer jemanden geben der euch die Sicht verstellt, während Jesus sein Surfbrett auf den Camlica-Berg schleift und Sisyphos den Stein der Weisen mit seiner Pisse einfettet , sehe ich nichts, höre ich nichts, schmecke ich nichts, um mich herum Leute wie Zwiebeln oder verschrumpelte Rosinen und aufeinander gestapelt wie Mineralwasser, als Unikate geboren als Kopieren gestorben, aber das macht das Kraut auch nicht mehr fett, recht haben, falsch liegen, mein Gott wie kleinlich und noch mehr Menschen wie Mondlandschaften oder Fertigsuppen, die nach nichts schmecken aber ewig halten und würden sie mir von diesen Fertigsuppenmenschen drei für zwei geben, ich würde nicht zuschlagen, auch wenn es mich manchmal in den Fingern juckt. Maschinenmenschen die sich beim Gehen anhören wie eine schleifende Kupplung, Menschenmaschinen die ihre Besitzer wie Hunde hinter sich herziehen, Menschen wie Sonnenausschläge und Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30 die nicht wissen wie das Feuer der Sehnsucht auf der Haut brennt, Menschen wie Schizophrenie, Wittgenstein hätte mich für diese Behauptung nicht getadelt, Menschen so light wie die Produkte die sie kaufen und genau so aussehen wie ein stilles Wasser mit Heidelbeergeschmack, Menschen wie Schlaglöcher oder chillig wie diese beiden jungen Frauen beim DM, die sich über ihr Wochenende unterhielten und obschon ich aufmerksam mithörte wie einer von der NSA, hatte ich nicht die geringste Ahnung worüber die sprachen, also bekam ich es mit der Angst zu tun, weil ich anscheinend in einer anderen Umlaufbahn kreise, wo nur noch Schrott herum liegt und die Zeit still steht wie ein nordkoreanischer Soldat beim Morgenappell und nur noch der Körper altert. 135 Käsesorten und Menschen wie hängende Titten und aufgespritzte Lippen, Menschen wie Honig unter Sauerkraut gerührt, einige sehen aus wie Bratenfett und die anderen wie der Rohkostsalat und ich frage mich ernsthaft, wer von denen zuerst zur Waffe greifen würde und den anderen über den Haufen seiner Wahrheit schießt, wenn wir Zustände wie in Syrien hätten, aber vielleicht sind es diese Balsamico-Fair Trade-Bio Eier-offene Ökosysteme-ich bin immer online Menschen, die die Welt neu gestalten, nur für mich kommt das alles zu spät. Ich kann nicht mehr raus aus meiner sonnengeschädigten Haut, für meine kranke Seele bilden die keine Rettungsgasse, ich weiß nicht was die wollen, wohin das alles führt, verstehe den Dialekt ihrer Sprache nicht, vielleicht hätte ich doch Träume haben sollen und Ziele, die sich leicht erreichen lassen wie ein Parkplatz vor einem Einkaufszentrum, die guten Momente aussortiert, die magischen Augenblicke mit dem dunklen Lidschatten zerronnen, wenigstens die Alte vom Friedrich Engels Platz, in deren Kopf die Tauben nisten ist noch da, ansonsten ist alles weg und hinter mir ist nichts, neben mir alles undeutlich und vor mir nur 135 Sorten Käse, und Stürme, Stürme in meinen Kopf, die mich wegwehen und verwehen und die Erinnerung an die Eine, in deren Armen ich schlafen konnte, mit Schimmel überzogen wie der Camembert.
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