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Sonntag, 25. Dezember 2011
Eine weihnachtliche Romanze
der imperialist, 19:26h
Ich schenk niemanden etwas und mir schenkt niemand etwas und telefoniert wird schon gar nicht. Zu Weihnachten bin ich nur für mich. Niemand würde auf die Idee kommen und ich schon gar nicht daran etwas zu ändern. Gut besonders feiertags tauglich war ich noch nie. Ich bin nicht unbedingt der Mensch den man sich zu Weihnachten einlädt. Wenn ich die Wahl hätte würde ich mich auch nicht unbedingt einladen. Das ist eine gefährliche Sache und kann fürchterlich nach hinten losgehen. Am 25, wie es eine alte Tradition verlangt schaue ich mir am Abend immer einen Film auf DVD an. Heuer ist das "the Fighter". Natürlich habe ich auch einen Festplattenrecorder, der bis oben voll ist mit Filmen und Serien wie Mad Men, American Horror Story, The Big C, Californication usw., aber Tradition ist nur mal Tradition. Richtig gute Serien gibt es ja nur aus Übersee. Wir hier in good old Europa kriegen so etwas nicht hin. Wir haben das Autorenkino mit so lustig durchgeknallt Regisseuren wie den Lars von Trier, der immer einen auf Hitler für den Kindergarten macht, wenn man ihn eine Kamera vor die Nase hält. Der Emir Kusturica, dieser serbischer Freischärler der Kunst auch sehr amüsant und nicht zu vergessen der Fatih Akin. Ich bin ja so etwas wie die österreichische und in die Jahre gekommene Ausgabe der Figur "Cahit" aus" Gegen die Wand"." If you can change the world, change your wolrd". Ganz geistreich schlägt der Psychiater dem Cahit dieses Lebensweisheit vor, nachdem der seinen Wagen, in purer Absicht oder Verzweiflung in eine Mauer gelenkt hatte. Darauf der Cahit: "Darf ich ihnen was sagen Herr Doktor. Sie haben sie ja nicht alle. Das der Onkel Doktor zum Schluss dann doch recht behält, ach mein Gott mir ist es auch so ergangen. Alles was die Ärzte mit anrieten habe ich grundwegs und ohne groß nachdenken immer angelehnt und zum Schluss habe ich doch das getan was die für sinnvoll erachteten. Einmal hat mich so ein Onkel in Weiß schon nach ein paar Minuten rausgeschmissen, weil ich ihn für eine alte Schwuchtel hielt. Diesem alten Homo wollte ihn schon eine auflegen. Das war ein paar Jahre vor dieser Szene im Film. Zu Weibchen in Weiß habe ich da mehr zutrauen. Die amerikanische Version des Cahit ist "der Wrestler". Bei den Amis muss die Figur in den meisten Fällen ziemlich weit am "american dream" vorbei fliegen, oder die Fallhöhe muss entsprechend sein wie z.B. in "Leaving Las Vegas". Für Leute die nicht viel können und nie richtig auf die Beine kamen interessiert sich der Amerikaner nicht wirklich. Wir in Europa sind da wesentlich existenzialistischer, denn so etwas wie einen "euroäischen Traum", als Maßeinheit gibt es noch nicht, dass nur so nebenbei. In der Videothek stand ich mit der Marke in der Hand hinter einem Pärchen, die wie ich in den mittleren Jahren waren. Die hatten so einen eingekleideten Micky Maus Hund dabei. Dieser kleine Kläffer, mit roter Masche und einem rot gemusterten Winterkleid, war die Hälfte einer halben Portion. Zwerg-Terrier nennt man die Fachjargon. Ich sag zu denen immer "General Einkaufskorb-Wauzi". Ab einer gewissen Größe, wird bei mir so gut wie jedes Lebewesen, zumindest mit militärischen oder universitären Lorbeeren geschmückt. Ganz wichtige Personen versehe ich sogar mit Adelstitel oder religiösen Amts und Funktionsbezeichnungen. Wobei ich zugebe, Landvogt, Professor, General oder Generalvikar, ist bei mir gleich einmal wer, da muss er nicht viel können. Im Badmintonverein nenne ich einen z.B. immer den Zögling Törleß und einen anderen wiederum Oberst Whiskey. Der General-Einkaufskorb war an der Leine und irgendwie vermittelte er mir den Eindruck, dass er ganz gut aufgelegt war. "Na", sagte ich zum General während ich wartete, "wie war den dein Weihnachtsabend?". Ich neige dazu mit Tieren in aller Öffentlichkeit zu sprechen. Nicht das ich mit einbilde sie zu verstehen. Aber sich mit denen zu unterhalten macht mir einfach Spaß. Das kann man natürlich auch als Zeichen werten das ich sie nicht alle habe. Der General spitze seine Ohren und wedelte freudig mit dem Schwänzchen. "Deine Verwandten General eh alles Arschlöcher oder?" "Das ist eine Dame", schaltete sich der weibliche Part des Pärchens ein". "Oh entschuldige", sagte ich zum General, "bitte verzeih mir meine Unkenntnis, aber wie du sehen kannst, habe ich von den meisten Dingen keine Ahnung". Der Frau General schien meine Unkenntnis nichts auszumachen und wedelte weiter vergnügt mit ihren Schwänzchen. Die setzte sogar noch einen drauf und mit ihren Miniaturfüßchen kam sie auf mich zu und setzte sich einfach zwischen meine Beine. Ganz stolz saß sie da während ich ihr das Fell kraulte. "Ah ja", sagte ich mit etwas erhobener Stimme, der Babysprache nicht unähnlich, "das ist ein gutes Hündchen". Der Hundebesitzerin war ich natürlich nicht ganz geheuer. Sie zog an der Leine. Nur ihr Hündchen bewegte sich nicht. Also zog sie etwas fester. Nur so bald sie die Leine wieder lockerte, drehte sich das Hündchen wieder um und setzte sich wieder zwischen meine Beine. Lachend streichelte ich ihr wirklich sehr klein geratenes Köpfchen. "Dieses Fräulein hat halt Klasse", die weiß wo die Guten sind", plapperte ich vor mich hin. "Das macht sie normal nie", sagte der Mann verwundert während er ein paar DVDs in einer Tasche verstaute. Sichtlich pikiert schnappte sich die Frau das kleine Hündchen, verstaute es in der Tasche zwischen Filmen und ging wortlos weg. Ophelia", rief ich dem Hündchen hinterher, "Ophelia". Danach musste ich mich heftig schnäuzen. Diese scheiß Schnupfen war wirklich hartnäckig.
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