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Montag, 19. Dezember 2011
Dritter Bildungsweg
der imperialist, 22:22h
„Nur die Juden, die Faulen und die mit den linken Händen studieren, denn das Handwerk, findet sich immer einen goldenen Boden", impfte die Mutter dem kleinen Hansi nicht nur einmal ein. Deswegen machte er eine Maurerlehre. Dort wurden in der Pause gerne Judenwitze erzählt. Wie groß war der größte Jude? 3 Meter Stichflamme. Wie groß war der kleinste Jude?
2 cm hohe Asche. Warum trägt der Jude eine Kippa? Damit man den Docht nicht sieht. Die besten Stürmer sind die Juden, die traut sich keiner zu verfolgen. Jeder wusste einen zu er-zählen und alle lachten. Auch bei seinen Freunden kamen Judenwitze immer gut an. Sein Großvater der im Krieg ein Bein verloren hatte, erzählte dem Hansi immer, dass daran nur die Juden schuld waren. Sogar in der Zeitung stand, das die Juden den Palästinenser das Land wegnehmen und das einer der Ariel hieße, doch einfach Dreck am Stecken haben musste. Im Fernseher bei Big Brother, das sich der Hansi gern anssah, sagte einer der Insassen, nein Bewohner, "steht ein vierjähriges Mädchen vor einem Schornstein und wird gefragt worauf es denn wartet. Na auf Papa und Mama“. Alle Insassen lachten und der Hansi musste auch lachen. An einem Sonntag lies der Hansi wie immer eine Zeiutung mitgehen. Das hatten sie ihn so beigebracht, weil die Sonntagzeiutung stehlen, sei kein Diebstahl sondern einfach nur ein Kavliersdelikt. Warum, fragte er sich, während er die Zeitung aus dem Ständer nahm, lesen wir immer nur dieses Kleinformat. Es gibt doch auch andere Zeitungen und die sind wesentlich größer und da steht auch mehr drinn. Nach kurzem Grübeln entschied sich der Hansi dies einemal gegen sein Hausblatt.
Zu Hause blätterte er die Zeitungs von vorne bis ganz hinten durch. Steht schon viel drinn dachte er sich. Und während er so herum blätterte stach ihm plötzlich das Wort Juden ins Auge. Interessiert las sich der Hansi durch ein Gewirr aus Worten und Zeilen, die ihn unendlich erschienen.
Manche der Wörter hatte er noch nie gehört. Einige Sätze verstand er überhaupt nicht. Im „postkolonialen“ Diskurs werden „die Juden“ heute als Agenten der Verwestlichung und eines natürlich ebenso „westlichen“ Imperialismus angesehen.
Während der einst als Bekenntnis zum modernen Judenhass in die Welt gebrachte Begriff des Antisemitismus die Projektion des Antiorientalischen auf den Juden zum rassistischen Programm machte“, las der Hansi laut, vielleicht geht’s so leichter dachte er sich, „stellt die antiwestliche Verschwörungstheorie der Gegenwart den traditionellen Antijudaismus wieder auf die Füße, als wäre der moderne Rassismus eine belanglose Hülle gewesen - um sich nun der politisch „angesagten“ Form des Antiamerikanismus zu bedienen.
Die stieg dem Hansi aber die Zornesröte ins Gesicht. So oft er es auch versuchte. Er verstand einfach nicht was da geschrieben stand. Fluchend warf er die Zeitung in den Müll.
Das mit dem Judenhass hatte sich für erste erledigt. Ab jetzt hasste es nur noch seine Mutter.
2 cm hohe Asche. Warum trägt der Jude eine Kippa? Damit man den Docht nicht sieht. Die besten Stürmer sind die Juden, die traut sich keiner zu verfolgen. Jeder wusste einen zu er-zählen und alle lachten. Auch bei seinen Freunden kamen Judenwitze immer gut an. Sein Großvater der im Krieg ein Bein verloren hatte, erzählte dem Hansi immer, dass daran nur die Juden schuld waren. Sogar in der Zeitung stand, das die Juden den Palästinenser das Land wegnehmen und das einer der Ariel hieße, doch einfach Dreck am Stecken haben musste. Im Fernseher bei Big Brother, das sich der Hansi gern anssah, sagte einer der Insassen, nein Bewohner, "steht ein vierjähriges Mädchen vor einem Schornstein und wird gefragt worauf es denn wartet. Na auf Papa und Mama“. Alle Insassen lachten und der Hansi musste auch lachen. An einem Sonntag lies der Hansi wie immer eine Zeiutung mitgehen. Das hatten sie ihn so beigebracht, weil die Sonntagzeiutung stehlen, sei kein Diebstahl sondern einfach nur ein Kavliersdelikt. Warum, fragte er sich, während er die Zeitung aus dem Ständer nahm, lesen wir immer nur dieses Kleinformat. Es gibt doch auch andere Zeitungen und die sind wesentlich größer und da steht auch mehr drinn. Nach kurzem Grübeln entschied sich der Hansi dies einemal gegen sein Hausblatt.
Zu Hause blätterte er die Zeitungs von vorne bis ganz hinten durch. Steht schon viel drinn dachte er sich. Und während er so herum blätterte stach ihm plötzlich das Wort Juden ins Auge. Interessiert las sich der Hansi durch ein Gewirr aus Worten und Zeilen, die ihn unendlich erschienen.
Manche der Wörter hatte er noch nie gehört. Einige Sätze verstand er überhaupt nicht. Im „postkolonialen“ Diskurs werden „die Juden“ heute als Agenten der Verwestlichung und eines natürlich ebenso „westlichen“ Imperialismus angesehen.
Während der einst als Bekenntnis zum modernen Judenhass in die Welt gebrachte Begriff des Antisemitismus die Projektion des Antiorientalischen auf den Juden zum rassistischen Programm machte“, las der Hansi laut, vielleicht geht’s so leichter dachte er sich, „stellt die antiwestliche Verschwörungstheorie der Gegenwart den traditionellen Antijudaismus wieder auf die Füße, als wäre der moderne Rassismus eine belanglose Hülle gewesen - um sich nun der politisch „angesagten“ Form des Antiamerikanismus zu bedienen.
Die stieg dem Hansi aber die Zornesröte ins Gesicht. So oft er es auch versuchte. Er verstand einfach nicht was da geschrieben stand. Fluchend warf er die Zeitung in den Müll.
Das mit dem Judenhass hatte sich für erste erledigt. Ab jetzt hasste es nur noch seine Mutter.
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