Donnerstag, 15. Dezember 2011
Michel, aus der weiteren Umgebung von Lönneberga
(für die nur digitalen Menschen. Michel aus Lönneberga ist eine Kinderbuch-Romanfigur von Astrid Lindgren)

Es sieht ganz danach das ich aus dem Ärgsten raus bin. Fürs erste mal.
Nachdem diese Erkenntnis bis ganz zu mir durchsickerte, rannte in Belgien einfach einer Amok.
Ja die Welt und die eigene Befindlichkeit wie Don Camillo und Pepone.
Trotzdem kommt diese Tatsache einem Wunder gleich.
20 Jahre muss man einmal durchhalten, wenn nichts weitergeht.
Ganz allein habe ich es natürlich nicht geschafft.
Das Hemd das ich trage gehört meinen Vater und die Hose in der ich stecke haben mir Menschen geschenkt, die ich nicht verstehe.
Ich hoffe die Wutbürger nehmen mir es nicht all zu übel, dass ich früher mal großmäulerisch in ihre schönen Gärten kotzte und sie jetzt kleinlaut um Almosen anhaue.
Das sich der ihren hochwohlgeborene Töchter bei Zeiten mit mir ihre Langeweile vertrieben, kommt
wahrscheinlich auch noch erschwerend hinzu.
Nur zu meiner Verteidigung möchte ich anmerken, dass ich heute mit wesentlich weniger Eigenkaital auskomme als so manche Bank.
Die Hypo Alpe Adria, die schon den Bayern die Lederhosen auszog, hat schon gut 1,5 Mrd. an einheimischen Steuergelder verschlungen und schafft es trotzdem nicht auf eigenen Beinen zu stehen.
Von der Kommunalkredit fange ich gar nicht erst an zu erzählen, denn so groß sind meine Schuldgefühle nun auch wieder nicht.
Immerhin gab es da Herrschaften die mir ziemlich einen reingewürgten und das "vorsätzlich".
Nur versuch denen mal den Vorsatz nachzuweisen wenn die geschädigte Person nur Scheintot ist.
Die stellen sich einfach auf die Hinterbeine und behaupten dass sie es ja schon immer wussten.
Entweder wird der keine dreißig oder er trägt die Kleider anderer Leute auf.
Versuch diese Aussage einmal bei dieser Indizienlage zu entkräften.
Nicht dass ich es nicht versucht habe, ein redlichen Leben zu führen.
Ich hab versucht zu gehen wie sie, zu reden wie sie und gekleidet habe ich mich auch wie sie.
Aber es ging einfach nicht. Ich konnte ihr Leben nicht leben.
In der ihrer Welt gibt es den Weihnachtsosterhasen, der den geilen Geiz bringt und einen Haufen anderer Dinge, die ich mir nicht anzueignen weiß.
Ich bin so etwas wie der Stromberg für ganz Arme und die Welt ist der Becker.
"Ja das läuft schon".
Wenn du keinen Plan A in der Schublade hast fragten sie mich schon früh, mit leisen Unterton, der einen Lärm verbreitete wie die die Kanonen von Navarone, wie sieht es denn dann mit Plan B aus?
Was für ein Plan B.? Entschuldigung aber ich hatte noch nie einen Plan.
An guten Tagen war ich ein vor Witz strotzender Schelm, ein Till Eugenspiegel der Suffs.
An den weniger guten, Cevantes Erstversuch am Don Quichotte, der im Müll landete.
Ein anderer Ort unter anderen Bedingungen und meine Geschichte hätte einen ganz anderen Verlauf genommen.
In Russland hätte ich wahrscheinlich gepantschten Wodka umarmt und täglich meine Alte verprügelt.
In den Staaten hätte ich die hippen Vorstadtkids mit Drogen versorgt, während ich mich als weißer Rapper versuchte, oder ich wäre gleich zur Armee gefluchtet, um rückständige Afghanen in das 21. Jahrhundert zu bomben.
In China wäre ich als verarmter Wanderarbeiter durchs Land gezogen, um sündhaft teure Wohnanlagen für Prada-Menschen aufzuziehen, oder ich wäre als Geheimpolizist hinter Ai Weiwei her.
Wie der diese alte Ming Vase einfach fallen lässt. So simple und einleuchtend kann Kunst sein.
In Afrika hätte ich jetzt höchstwahrscheinlich Aids oder ich müsste reiche und ausrangierte Europäerinnen mit meiner afrikanischen Urkraft beglücken, um so halbwegs um die Runde zu kommen.
Im Ganzen, wie im Einzelnen keine schönen Aussichten für einen Sterblichen.
Da ich aber hier lebe, schnitze ich hinter von innen verriegelten Tür, einfach nur so kleine Figuren aus Worten.

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